Paris. Nach dem furiosen Match gegen Timea Bacsinszky steht Jelena Ostapenko (20) im Endspiel der French Open. Dort wartet Simona Halep.

Die Lettin Jelena Ostapenko hat ihre wundersame Reise bei den French Open fortgesetzt und mit einem Erfolg im Geburtstags-Halbfinale gegen die Schweizerin Timea Bacsinszky zum ersten Mal in ihrer Karriere ein Grand-Slam-Finale erreicht. Die seit Donnerstag 20 Jahre alte Senkrechtstarterin setzte sich in einer hart umkämpften Partie gegen Bacsinszky mit 7:6 (7:4), 3:6, 6:3 durch und feierte damit den bislang größten Erfolg ihrer Tennis-Karriere.

Pliskova verpasst Nummer eins

Im Endspiel trifft Ostapenko am Sonnabend auf Simona Halep aus Rumänien, die sich im anderen Halbfinale gegen die Tschechin Karolina Pliskova durchgesetzt hatte. Mit ihrem ersten Triumph bei einem Grand-Slam-Turnier könnte die 25-jährige Halep am Montag Angelique Kerber als Nummer eins ablösen. Die zweimalige Grand-Slam-Siegerin aus Kiel war in Roland Garros als Topgesetzte bereits an ihrer Auftakthürde gescheitert. US-Open-Finalistin Pliskova (25) hätte Kerber schon mit dem Finaleinzug in Roland Garros vom Thron stoßen können.

Doch nun steht Halep das Duell mit Senkrechtstarterin Ostapenko bevor, die in Paris wohl alle überrascht hat. „Ich bin einfach glücklich und happy, meinen Geburtstag auf diese Art und Weise zu verbringen“, sagte Ostapenko nach der Begegnung mit einem großen Lächeln.

Als die Zuschauer auf dem Court Philippe Chatrier dann vor dem Interview mit der früheren Wimbledonsiegerin Marion Bartoli auch noch ein Geburtstagsständchen anstimmten, war die Lettin kurz den Tränen nahe. Bacsinszky, die am Donnerstag ebenfalls Geburtstag feierte und 28 Jahre alt wurde, hatte den Platz da schon enttäuscht verlassen.

Ostapenko von Beginn an nervenstark

Ostapenko verwandelte nach 2:25 Stunden ihren zweiten Matchball. Sie ist die jüngste Endspiel-Teilnehmerin bei einem der vier Grand-Slam-Turniere seit Caroline Wozniacki, die 2009 im Endspiel der US Open erst 19 Jahre alt war, als sie gegen Kim Clijsters verlor.

Ostapenko zeigte im bislang größten Match ihrer Karriere von Beginn an keine Nerven. Zwar kassierte die Lettin ein frühes Break, direkt danach nahm sie aber ihrerseits Bacsinszky das Service ab und war damit sofort wieder im Spiel. Vor allem mit ihrer druckvollen Rückhand brachte sie die Schweizerin immer wieder in Bedrängnis.

Bacsinszky, die vor zwei Jahren im Stade Roland Garros im Halbfinale an der späteren Siegerin Serena Williams gescheitert war, musste sich Mitte des ersten Satzes zudem behandeln lassen. Sie war bei einem Ausfallschritt im Sand hängengbelieben und hatte sich dabei am rechten Oberschenkel verletzt. Allerdings konnte sie weiterspielen und schaffte es in den Tiebreak. Dort setzte sich das aggressive Spiel von Ostapenko aber durch, so dass die Lettin sich den ersten Durchgang nach 63 Minuten sicherte.

Auch im zweiten Durchgang blieb Ostapenko die dominantere Spielerin. Zwar brillierte Bacsinszky immer wieder mit ihren eingestreuten Stopps, Ostapenko bestimmte aber Tempo und Rhythmus der Partie. Allerdings überdrehte sie dabei etwas und machte einige leichte Fehler zu viel. Bacsinszky schaffte so den Satzausgleich.

Doch Ostapenko spielte einfach unbekümmert weiter. Gleich zu Beginn des dritten Abschnitts schaffte sie das Break, das Momentum lag jetzt auf ihrer Seite. Zwar kam Bacsinszky noch einmal zum 3:3 zurück, doch dann nahm ihr die Lettin erneut das Service ab – der Widerstand der Schweizerin war damit gebrochen.