München. Der jordanische Investor verweigert die für die Lizenz in der Dritten Liga notwendige Millionenzahlung und erhebt gleichzeitig Vorwürfe

Bedrohlich schwarz hingen die Gewitterwolken über der Geschäftsstelle von 1860 München – der große Donner aber folgte in einer historischen E-Mail. Um 15.32 Uhr verkündete Investor Hasan Ismaik am Freitag, dass er dem Traditionsverein eine dringend notwendige Zahlung von rund zehn Millionen Euro verweigere und der Profifußball an der Grünwalder Straße damit Geschichte sei. Die einst so stolzen und mittlerweile von Ismaik abhängigen „Löwen“ werden in die viertklassige Regionalliga Bayern durchgereicht. „Es muss jetzt ein neues Zulassungsverfahren durchlaufen werden, ich sehe aber keine unüberwindbaren Hürden“, sagte Rainer Koch, der Präsident des Bayerischen Fußballverbandes. Eine der Voraussetzungen: ein Geschäftsführer.

Erst am Dienstagabend war mit dem sportlichen Abstieg des TSV (0:2 gegen Regensburg) aus der Zweiten Fußballbundesliga ein neuer Tiefpunkt in der Vereinshistorie erreicht. Dass Ismaik drei Tage danach tatsächlich den Daumen senkt, ist für den deutschen Meister von 1966 noch viel schlimmer.

Ohne die vom Deutschen Fußball-Bund (DFB) im Rahmen der Lizenzierung verlangte Millionenzahlung war eine Teilnahme an der Dritten Liga nicht möglich. Während sich Vereinsverantwortliche, Trainer und Spieler in dieser Woche aus dem Staub gemacht haben, scheint Ismaik dennoch gewillt, sein Investment nicht aufzugeben. „Auch in der Vierten oder Fünften Liga“ will er den „Löwen“ die Treue halten.

Ende Mai 2011 hatte der Geschäftsmann aus Abu Dhabi den TSV mit seinem Einstieg vor der Insolvenz bewahrt, von einer Zukunft in der Bundesliga und in der Champions League fantasiert. 2195 Tage später lässt er die 60er in die Niederungen des Amateurfußballs fallen. „Scheiß auf den Scheich! Scheiß auf sein Geld!“, skandierten 60er-Anhänger vor der Geschäftsstelle. Ismaik beteuerte, weiter am Verein zu hängen. „Seine emotionalen Bindungen zu 1860 und seine Loyalität gegenüber den Fans bleibt stark“, hieß es in der Mitteilung. Der Jordanier ist der Hauptanteilseigner und seit einiger Zeit praktisch der Alleinherrscher der „Löwen“.

Als Grund für die Entscheidung gab der Milliardär an, dass seine jüngsten Forderungen vom Stammverein nicht umgesetzt wurden. Vertreter des e. V. betonten, die Statuten nicht zu Ismaiks Zufriedenheit ändern zu können. „Dass ich dazu gezwungen werde, eine solche Entscheidung zu treffen, macht mich traurig“, schrieb Ismaik. Seine „begründeten Forderungen“ seien „seit Monaten auf taube Ohren gestoßen“. Ismaik sieht deshalb sein Investment gefährdet. Jetzt steht 1860 vor dem Nichts.

Neben der sportlichen ist auch die organisatorische Zukunft in Giesing offen. In dieser Woche waren Geschäftsführer Ian Ayre und Vereinspräsident Peter Cassalette zurückgetreten. „Wir wissen nicht, wie es weitergeht“, sagte Vizepräsident Heinz Schmidt. „Wir haben bis zur letzten Sekunde versucht, Lösungen mitzutragen, soweit das rechtlich möglich ist.“ Der von den Fans geforderte Auszug aus der verhassten Allianz Arena des Stadtrivalen FC Bayern und eine Rückkehr in das Grünwalder Stadion könnte jetzt realistisch werden. Für 1860 München wird wohl der bisherige Absteiger SC Paderborn in der Dritten Liga spielen.