Paris.

Angelique Kerber saß anderthalb Stunden nach ihrer bislang bittersten Saisonpleite geknickt vor der Weltpresse. Nach dem Erstrunden-Aus von Paris wirkte die formschwache Nummer eins der Welt zwar niedergeschlagen – aber angesichts des neuen Tiefpunkts auch zum Handeln entschlossen. „Ich stecke im Tief, und irgendetwas wird sich ändern müssen. Die Situation ist schwierig und der Weg schmerzhaft. Ich werde jetzt in den nächsten Tagen überlegen, was ich mache“, kündigte Kerber nach dem deprimierenden 2:6, 2:6 in der ersten Runde der French Open gegen Jekaterina Makarowa (Russland) an.

Die Hoffnung, den verflixten Teufelskreis aus Misserfolgen und fehlendem Selbstvertrauen zu durchbrechen, erfüllte sich auch in Paris nicht. Im Gegenteil: Die Art und Weise der Niederlage gegen Makarowa, der Nummer 60 der Welt, war ein weiterer Tiefschlag für die zweimalige Grand-Slam-Siegerin von 2016. Dass danach in der Kabine Tränen geflossen waren, sah man ihren roten Augen an. Gut möglich, dass die strauchelnde Kerber dem Rat von Boris Becker folgen wird und Steffi Graf um Hilfe bittet. „Wenn sich jemand mit Druck und der Nummer-eins-Bürde auskennt, dann ist es die Gräfin. Steffis Tipps sind immer gut und werden nie alt. Sie weiß, wovon sie spricht“, sagte der dreimalige Wimbledonsieger.

Dass etwas passieren muss, weiß auch Kerber, die mit ihrer Rolle als Branchenführerin Probleme hat. „Die Erwartungen von außen und auch von mir sind in diesem Jahr ganz anders. Ich weiß eben, was ich kann und was ich letztes Jahr gezeigt habe“, sagte die Linkshänderin. Sie müsse nun versuchen, mit all dem Druck klarzukommen.

Neben Kerber scheiterten die grippegeschwächte Julia Görges (6:1, 3:6, 11:13 gegen Madison Brengle/USA) und Florian Mayer (4:6, 2:6, 2:6 gegen Pablo Carreno Busta/Spanien). In Genf verlor der Hamburger Mischa Zverev Sonnabend das Finale gegen den Schweizer Stan Wawrinka mit 6:4, 3:6, 3:6.