Hamburg.

Sonntagmittag, kurz nach halb eins. Zum ersten Mal seit 50 Jahren (damals war Johanna Hall siegreich) wehte im Dressurviereck in Klein Flottbek wieder die britische Flagge im Wind. Während Emile Faurie sich das Blaue Band zurechtzupfte, scharrte seine elf Jahre alte Stute Escada mit der Hufe. Mit einer beeindruckenden Leistung dominierte der Brite die 59. Auflage des Deutschen Dressur-Derbys und gewann souverän mit 224,44 Prozentpunkten. Den zweiten Platz im Finale mit drei Durchgängen und Pferdewechsel belegte Bianca Kasselmann aus Hagen (213,73). Dritte wurde die in Deutschland lebende Russin Tatjana Kosterina (207,94).

„Ich glaube, das mache ich nie wieder. Das ist mir alles zu aufregend“, sagte Faurie nach seinem Sieg und lachte. Dann wurde der 53-Jährige wieder ernst: „Es hat mir großen Spaß gemacht, auf drei toll ausgebildeten Pferden zu reiten.“ Mit allen drei Tieren erreichte Faurie die höchste Punktzahl. Seine eigene Stute kannte der ehemalige Mannschaftseuropameister vor dem Derby jedoch kaum. „Ich bin Escada vor zwei Tagen das erste Mal geritten“, erklärte Faurie. Weil er seinen Wallach Lollipop schonen wollte, borgte ihm Konkurrentin Kasselmann das Pferd aus. „Ich gönne Emile den Sieg von ganzem Herzen und freue mich genauso sehr, als hätte ich selbst gewonnen“, sagte die 65-Jährige. Ihr 13 Jahre alter Hengst Delatio wurde als bestes Pferd ausgezeichnet, vor Kosterinas Stute Diavolessa und Escada.

Mächtig Sympathiepunkte sammelte die drittplatzierte Kosterina. Die 39-Jährige, die überraschend ins Finale eingezogen war, hatte zum Teil große Schwierigkeiten, mit beiden fremden Pferden klarzukommen. Doch jeden Fehler überstrahlte sie mit einem Lächeln und bekam dafür einen Sonder­applaus. „Das Publikum war großartig. Die Unterstützung hat mir sehr geholfen“, sagte Kosterina.