Hamburg. Rund 70 Trauergäste bei Beisetzung von Hamburgs einzigem Box-Olympiasieger

„Man kann nicht nur mit den Fäusten Gold gewinnen, sondern auch mit dem Herzen. Mein Vater hat beides geschafft.“ Besser als mit diesen Sätzen, die Sohn Frank (46) in seiner Trauerrede sagte, hätte das Leben des Dieter Kottysch nicht zusammengefasst werden können. Hamburgs einziger Olympiasieger im Boxen, der 1972 in München im Halbmittelgewicht den größten Triumph seiner Karriere gefeiert hatte, war am 9. April im Alter von 73 Jahren im Pflegeheim Emilienhof in Wandsbek verstorben. Am Donnerstagmittag wurde die Urne im Beisein von rund 70 Wegbegleitern auf dem Friedhof Schiffbek beigesetzt.

Zu den Klängen von Elvis’ „Are You Lonesome Tonight“, das den zuletzt an schwerer Demenz leidenden Kottysch stets zum Lachen gebracht hatte, zogen die Trauergäste nach einer kurzen, aber sehr bewegenden Trauerfeier, bei der die Geschwister Frank und Alexandra (50) in sehr emotionalen und persönlichen Ansprachen ein liebevolles Bild ihres Vaters gezeichnet hatten, an die Grabstätte. Kottysch hatte sich nach dem Tod seiner geliebten Mutter Maria im Jahr 2000 gewünscht, in ihrem Grab bestattet zu werden. Enkel Davy (18) durfte die Urne aus der Kapelle tragen.

Neben den Angehörigen waren ehemalige Sportkameraden des gelernten Technischen Zeichners, der viele Jahre in Buchholz in der Nordheide gelebt hatte, zahlreich vertreten, aber auch Pflegepersonal aus dem Emilienhof. Aus Berlin war Gunnar Münchow angereist, der Kottysch 1971 im Finale der deutschen Meisterschaften in Kiel überraschend besiegt hatte. Die beiden hatten bei den Sommerspielen in München ein Zimmer geteilt. „Vor dem Wettkampf sagte ich zu Dieter: Wenn du Olympiasieger wirst, dann musst du mein Trauzeuge werden“, sagte Münchow, der kurz nach den Spielen heiratete. Kottysch hielt das Versprechen.

Für die Stadt Hamburg war Sportstaatsrat Christoph Holstein gekommen, der bedauerte, dass es keine zentrale Gedenkstätte für verdiente Sportler gibt: „Das ist ein Thema, das wir angehen müssen.“ Ömrü Özkan, Präsident des Hamburger Amateurbox-Verbands, würdigte Kottysch als einen der größten Sportler der Stadt: „Sein Name ist untrennbar mit der Geschichte unseres Sports verbunden.“