München/Prag. Erster Triumph nach rätselhafter Viruserkrankung. Mona Barthel wirkte fast, als entschuldige sie sich für ihren Triumph.

Sie hat eine rätselhafte Viruserkrankung endgültig überwunden – und wie! Er steht vor seinem nächsten Triumph. Mona Barthel aus Neumünster und Alexander Zverev aus Hamburg lassen die Tennis-Welt aufhorchen. Es sind vergleichsweise kleine Schritte auf dem Weg in die Spitze, aber das deutsche Tennis spielt wieder eine Rolle.

Mona Barthel, die während ihrer Erkrankung teilweise nicht mehr aus dem Bett kam, gewann am Sonnabend in Prag ihren vierten Titel auf der WTA-Tour. Mit dem Triumph über Kristyna Pliskova zog die 26-Jährige endgültig einen Schlussstrich unter ihre Leidenszeit. Barthel jubelte nach dem Matchball auch nur verhalten. Fast wirkte es, als würde sie sich bei den Fans in Prag entschuldigen, denn sie hatte einen Heimsieg verhindert. In ihrem achten Spiel in den letzten acht Tagen krönte die Qualifikantin ihren Siegeszug mit einem 2:6, 7:5, 6:2 gegen die Tschechin Pliskova.

Mona Barthel gewinnt das Turnier in Prag
Mona Barthel gewinnt das Turnier in Prag © dpa | Sulova Katerina

"Die Hölle auf Erden"

"Dieser Sieg ist etwas ganz Besonderes für mich, gerade im Hinblick auf das vergangene Jahr", sagte Barthel (26) kurz vor ihrem Rückflug. Der Titel sei "die Bestätigung", dass sich die Arbeit mit ihrem Team nach Monaten voller Rückschläge und Zweifel auszahlt.

Vor genau einem Jahr hatte Barthel nicht mehr gewusst, wie es in ihrem Leben weitergehen soll. Nur langsam erholte sie sich von einer ebenso heimtückischen wie rätselhaften Viruserkrankung, die sie zeitweise ans Bett fesselte und ihr "die Hölle auf Erden" bereitete. "Hilflos wie ein kleines Mädchen" habe sie sich gefühlt, erzählte Barthel, es ging nur noch darum, "ein normales Leben zu führen". Tennis war zu diesem Zeitpunkt nicht einmal mehr nebensächlich.

Was Barthel letztlich monatelang außer Gefecht gesetzt hatte, ist bis heute unklar. Sicher ist: Sie hat sich zurückgekämpft und darf zuversichtlich in ihre Tennis-Zukunft blicken.

Barthels Coach trank Sekt auf der Tribüne

Einen Großteil ihres Aufschwungs schreibt Barthel ihrem Coach Christopher Kas zu. In Prag führte sie ihr erster Weg nach dem Match zum Ex-Profi, der seine Trainerlaufbahn im Team von Sabine Lisicki begonnen hatte. "Seine Rolle ist unglaublich wichtig", sagte Barthel: "Es war auch für ihn im letzten Jahr schwierig, wir kannten uns noch nicht so gut, und er wusste nicht, was er mir zumuten kann." Noch während der Siegerehrung feierte Kas seinen ersten Erfolg als Trainer auf der Tribüne mit einem Glas Sekt.

Seit Wimbledon arbeiten Barthel und Kas zusammen, "genau an den richtigen Dingen", wie sie heute weiß. Dabei sei seine Spielerin, die sich bereits bei den Australian Open im Januar aus der Qualifikation ins Achtelfinale gespielt hatte, erst bei "80 Prozent", meint Kas. "Daher bin ich unglaublich stolz auf sie. Das war heute eine Energieleistung", sagte der frühere Doppelspezialist nach Barthels Erfolg über die Zwillingsschwester der US-Open-Finalistin Karolina Pliskova.

Mona Barthel hat ungeheures Potenzial

Seit Jahren gilt Barthel als außergewöhnliche Spielerin, 1,85 m groß, mit mächtigen Grundschlägen und ausreichend beweglich. 2012 holte sie in Hobart auf der Insel Tasmanien ihren ersten Titel, 2013 folgte der Triumph beim Hallenturnier in Paris. Auch 2014 gelang ihr im schwedischen Bastad ein Turniersieg, es sollte für fast drei Jahre ihr letzter bleiben.

Spätestens mit dem Titel in Prag ist Barthel auf dem Weg zurück in die Regionen des Rankings, in die sie dank ihres Potenzials gehört. Neben 43.000 Euro Preisgeld nimmt sie 280 Punkte mit und wird ab Montag wieder unter den Top 60 der Weltrangliste geführt. Dazu komme "viel Selbstvertrauen", sagte Barthel. Keine schlechte Ausbeute drei Wochen vor Beginn der French Open.

Alexander Zverev im Finale von München

Derweil hat Alexander Zverev (20) mit einer starken Leistung das Finale von München erreicht. Der Davis-Cup-Spieler und beste Deutsche ist damit nur noch ein Match von seinem dritten Turniersieg auf der ATP-Tour entfernt. Der Hamburger bezwang nach 93 Minuten den an Nummer zwei gesetzten Spanier Roberto Bautista Agut mit 7:5, 7:5 und zog nach einer hochkonzentrierten Vorstellung in sein fünftes Finale ein. Bislang konnte Zverev 2016 in St. Petersburg und in diesem Jahr in Montpellier gewinnen.

Alexander Zverev steht im Finale von München
Alexander Zverev steht im Finale von München © dpa | Angelika Warmuth

Der an Nummer drei gesetzte Zverev trifft im Endspiel des mit 540.310 Euro dotierten Sandplatzturniers am Sonntag (13.30 Uhr) entweder auf Hyeon Chung aus Südkorea oder den argentinischen Qualifikanten Guido Pella. Zehn Deutsche waren insgesamt im Hauptfeld gestartet. Für Titelverteidiger Philipp Kohlschreiber war bereits im Achtelfinale Endstation.

„Ich war heute derjenige, der sehr aggressiv war und versucht hat, die Bälle wirklich früh zu nehmen. Das war meine Taktik und das hat gut funktioniert“, sagte Zverev, der nur im zweiten Satz bei einer 2:0-Führung etwas nachließ und nun ein „sehr schweres“ Match erwartet. Den ersten Matchball gewann er mit einem Ass. Nach seiner Finalniederlage in Halle 2016 würde ihm sein erster Titel in Deutschland „sehr viel bedeuten“, sagte er. „Es wird besonders sein, aber es wird auch wie ein normales Match sein."