Hamburg. In der brisanten Partie beim FC Augsburg geht es für den HSV auch um die zwei wichtigsten Profis

Der Medienraum des HSV war so voll besetzt wie schon lange nicht mehr. Rund 50 Kinder besuchten am Donnerstag die Pressekonferenz im Volksparkstadion vor dem Bundesligaspiel beim FC Augsburg (Sonntag, 15.30 Uhr). „Girls’ Day“ und „Boys’ Day“ in Hamburg. Louis Gisdol war zwar nicht mit dabei. In Gedanken war Vater Markus Gisdol aber bei seinem sechs Jahre alten Sohn, als der HSV-Trainer von einem Schüler nach seinem Lieblingsspieler befragt wurde. Gisdol musste den Nachwuchsreporter enttäuschen. „Mein Jüngster würde keine Antwort dulden. Der würde sagen: Papa, ich bin doch dein Lieblingsspieler“, sagte Gisdol.

Dabei war es für die Kinder gar nicht so schwer herauszuhören, wer beim HSV zu Gisdols Lieblingsspielern gehört. Gleich zweimal musste der Trainer Fragen zur Zukunft von zwei Spielern beantworten. Und zweimal bekräftigte Gisdol, welch tragende Rolle die beiden Spieler in seinen Zukunftsplänen einnehmen würden. Es ging um die zwei derzeit wichtigsten HSV-Spieler, deren Zukunft über die Saison hinaus noch ungeklärt ist: Stürmer Bobby Wood (24) und Verteidiger Kyriakos Papadopoulos (25).

„Der Bobby“, fing Gisdol nach der ersten Frage zur Zukunft des begehrten US-Amerikaners an zu erzählen, „der Bobby will ja gar nicht weg. Andere wollen ihn kaufen. Es geht um viel Geld. Es geht um seine Zukunft. Er ist ein toller Spieler mit einer tollen Perspektive. Ihm gefällt es hier aber richtig gut. Deswegen glaube ich, dass wir eine gute Chance haben, dass er auch weiterhin bei uns spielt“, sagte der Trainer über einen seiner Lieblingsspieler.

Genauer gesagt geht es um einen möglichen Transfer aufgrund einer Ausstiegsklausel in Woods bis 2020 laufenden Vertrag, die bei zwölf Millionen Euro liegen soll. Neben englischen Clubs gelten Borussia Dortmund und Bayer Leverkusen als Interessenten. Der HSV will um seinen besten Stürmer kämpfen, doch dafür braucht er so schnell wie möglich Planungssicherheit für die neue Saison. Und dafür wäre ein Sieg bei Verfolger Augsburg – auf Relegationsrang 16 nur einen Punkt hinter Hamburg – elementar wichtig.

Gleiches gilt für eine feste Verpflichtung von Papadopoulos. Während die Chancen auf einen Wood-Verbleib intern auf 60 Prozent eingestuft werden, liegen sie bei „Papa“ weitaus höher. „Ich will gerne beim HSV bleiben. Der Club hat etwas Besonderes. Ich komme gut klar mit dem Trainer. Wir wollen hier etwas erreichen“, sagte der von Bayer Leverkusen ausgeliehene Grieche. Die Voraussetzung für einen Transfer lautet Klassenerhalt. Der HSV macht keinen Hehl daraus, den Abwehrspieler fest verpflichten zu wollen. „Wir wollen alles dafür tun, dass wir ihn halten“, sagte Trainer Gisdol über seinen Verteidiger der Kategorie Lieblingsspieler. „Er ist ein super Typ, jeder mag ihn, er ist für uns sehr wichtig. Wir wünschen uns alle, dass es klappt.“

Möglich gemacht werden sollen der Verbleib von Wood und Papadopoulos durch die finanzielle Unterstützung von Klaus-Michael Kühne. Der Geldgeber könnte eine Gehaltserhöhung für Wood und einen neuen Vertrag für Papadopoulos finanzieren. Die Bereitschaft hat er signalisiert. Kühne gilt als Unterstützer von Trainer Gisdol. Und damit wäre der HSV bei einem möglichen Klassenerhalt schneller handlungsfähig als vor einem Jahr, als sich Ex-Trainer Bruno Labbadia und Ex-Sportchef Dietmar Beiersdorfer nicht einig waren über die Ausrichtung in der Transferpolitik.

Am Ende zählte Kühne Labbadia öffentlich an. Wenige Wochen später wurde der Trainer entlassen. Zuvor musste bereits Sportchef Peter Knäbel gehen. „Wenn man jemanden reinnimmt, der viel Geld gibt, ist nicht immer alles schön. Man ist von ihm abhängig“, sagte Labbadia am Mittwochabend in einem ARD-Interview, seinem ersten Auftritt nach seinem HSV-Aus.

In diesem Sommer könnte es anders laufen. Ein erneuter Umbruch steht nicht bevor – sollte der Klassenerhalt gelingen und Gisdol seine Lieblingsspieler Wood und Papadopoulos halten können. Dass der HSV die Liga hält, daran hat der Trainer keine Zweifel. Als ihn ein Schüler am Donnerstag fragte, ob er Angst vor einem Abstieg habe, gab Gisdol zwar gelegentliche Gedankengänge zu. Doch seine drei merkelschen Schlussworte klangen überzeugend: „Wir schaffen das.“

Der Ausfall von Torhüter Christian Mathenia in Augsburg steht fest. Tom Mickel wird wie schon vor einem Jahr im HSV-Tor stehen.