Düsseldorf. Zweite Liga Nach 0:1-Rückstand siegte der FC St. Pauli noch 3:1 in Düsseldorf – zweimal Rot für die Fortuna

Was für eine Wende, was für ein Jubel! Der St. Pauli feiert mit dem 3:1 bei Fortuna Düsseldorf den dritten Sieg in Folge und einen großen Schritt zum Klassenerhalt. Es war eine nervenaufreibende Partie mit zwei Platzverweisen und einem am Ende glücklichen, aber aufgrund individueller Qualität auch verdienten Sieger. „Wir sind überglücklich, hier drei weitere Punkte gewonnen zu haben“, sagte Trainer Ewald Lienen, der zugeben musste: „Das sah lange nicht so aus.“

Im Vergleich zu dem mit 1:0 gewonnenen Heimspiel gegen Würzburg rückte der in jener Partie noch gelb-gesperrte Bernd Nehrig wieder in die Startelf. Für ihn musste Johannes Flum auf der Bank Platz nehmen. Lienen hatte ein wenig überraschend erneut Philipp Ziereis als rechten Außenverteidiger in die Anfangsformation berufen. Links in der Vierer-Abwehrkette sollte damit Jeremy Dudziak spielen, während Marc Hornschuh und Daniel Buballa ebenfalls nur Ersatz waren.

Doch knapp eine halbe Stunde vor Spielbeginn schienen diese Pläne passé. Dudziak hatte sich beim Aufwärmen verletzt, musste mitten auf dem Rasen von Teamarzt Hauke Mommsen behandelt werden, während Lienen, Co-Trainer Olaf Janßen und auch Sportchef An­dreas Rettig besorgt daneben standen. Dudziak wurde in die Kabine geführt, fasste sich an die linke Schulter, kehrte aber rund fünf Minuten später wieder auf das Spielfeld zurück.

Anders als drei Wochen zuvor beim 0:1 in Aue, als Bernd Nehrig das Aufwärmen abbrach und ausfiel, war es jetzt offenbar nur ein kurzer Schreckmoment. Dudziak lief also wie geplant auf, was sich im Laufe der ersten Halbzeit als fatal erweisen sollte.

Die Anfangsphase jedoch wurde von einem Zusammenprall zwischen Düsseldorfs Kevin Akpoguma und St. Paulis Bernd Nehrig nach einem Freistoß von Christopher Buchtmann überschattet. Beide Spieler mussten im Fortuna-Strafraum minutenlang behandelt und schließlich ausgewechselt werden. Nehrig hatte Akpogumas Knie in den Rücken bekommen und wurde mit einer Einblutung im Kreuzbein-Darmbein-Bereich umgehend ins Krankenhaus transportiert. Für Nehrig kam Winterzugang Flum in die Partie. Die Diagnose bei Akpoguma fiel noch schlimmer aus: Halswirbelbruch.

Das Heimteam (der frühere St. Paulianer Rouwen Hennings fehlte wegen einer Magen-Darm-Infektion) fand nach der rund fünf Minuten langen Unterbrechung schneller wieder in den Spielrhythmus und kam durch Oliver Fink (20., Heerwagen rettete) und Christian Gartner (21.), der den linken Außenpfosten traf, zu den ersten guten Torchancen. Die einzige gute Gelegenheit der St. Paulianer vergab Stürmer Aziz Bouhaddouz, als er den Ball nach einem schönen Zuspiel von Waldemar Sobota unbedrängt volley verzog (32.).

Sechs Minuten später musste nach Nehrig auch noch Dudziak vom Platz. Der Außenverteidiger war schon in der 21. Minute einmal behandelt worden, jetzt hatte er sich in einem harmlosen Zweikampf die linke Schulter ausgekugelt. Da ihm dies in seiner Karriere schon mehrmals passiert ist, droht ihm jetzt eine Operation, die das Saisonende für ihn bedeuten dürfte. Ein schmerzlicher Verlust, denn Dudziak gehörte zu den Leistungsträgern.

Lange war es ein von vielen unsauberen Zweikämpfen geprägtes, unansehnliches Spiel, das seinen Schlüsselmoment in der 66. Minute haben sollte, als Adam Bodzek nach einem Foul an Cenk Sahin die Gelb-Rote Karte sah. Düsseldorf spielte nun mit dem Mut der Verzweiflung und ging sogar nach einem Eckball durch Andre Hoffmann in Führung (72.).

Plötzlich schien St. Pauli auf der Verliererstraße, allerdings nur sechs Minuten lang. Nach einem Freistoß und missglückter Abwehr von Torwart Rensing kam Philipp Ziereis im Strafraum an den Ball und erzielte zu diesem Zeitpunkt unerwartet das 1:1 (78.). Sein erster Treffer im 69. Ligaspiel für den FC St. Pauli. „Ich bin ja schon oft von meinen Kollegen aufgezogen worden, dass ich im Spiel das Tor nicht treffe“, sagte Ziereis nach der Partie, „aber ich habe immer gesagt, dass ich mir das für einen wichtigen Moment aufspare. Das war heute der Fall.“

Als Sahin erneut nicht zu halten war und Andre Hoffmann ihn mit einer Notbremse stoppte, sah dieser glatt Rot. Mit einem glänzend platzierten Freistoß erzielte Christopher Buchtmann direkt im Anschluss das 2:1 (83.). „Es hat sich endlich mal gelohnt, dass wir das nach dem Training oft üben“, freute sich der Torschütze. Das 3:1 von Aziz Bouhaddouz in der Nachspielzeit war die gelungene Zugabe.

„Jetzt wollen und müssen wir aber genauso weitermachen. Die 40-Punkte-Marke sollte unser Ziel sein“, schaute Buchtmann bereits kurz nach Spielende nach vorne. Gelingt am kommenden Freitag gegen Heidenheim erneut ein Sieg, wäre die Rettung ganz nah.