Er hat gekämpft, auch wenn er schon lange keine Kraft mehr dazu hatte. Eine schwere Lungenentzündung war nun der Gegner, den er nicht bezwingen konnte. Am Sonntagnachmittag gegen 17 Uhr ist Dieter Kottysch, Hamburgs einziger Olympiasieger im Boxen, im Pflegeheim Emilienhof in Wandsbek verstorben. Seine Tochter Alexandra (50) war an seinem Bett, hielt dem Vater die Hand, mit der er sich 1972 in München bis zur Goldmedaille im Halbmittel­gewicht durchgeschlagen hatte.

Der vor 73 Jahren im oberschlesischen Gleiwitz geborene Kottysch war 2006 an Demenz erkrankt. Vor drei Jahren musste er seine Privatwohnung in Buchholz (Nordheide) aufgeben. Die Zustände, die ihn im Emilienhof erwarteten, waren teilweise so schlimm, dass seine Tochter und fünf Mitarbeiter des Heims am vergangenen Sonnabend im Abendblatt schwere Vorwürfe erhoben.

Diese müssen nun gründlich untersucht werden. Ebenso notwendig ist es aber, dass Stadt und Verbände ihren Umgang mit verdienten Sportlern überprüfen. Keine Frage, jeder Mensch hat es verdient, in Würde abzuleben. Dass sogar Olympiasieger vergessen werden, zeigt aber leider den Stellenwert des Sports in unserer Gesellschaft. Dieter Kottyschs letzte Lebensjahre sollten aufrütteln – und für ein Umdenken sorgen.