Nürnberg. Hamburger gewinnen bei einem schwachen 1. FC Nürnberg mit 2:0 und verbessern sich auf Tabellenplatz 15

Freude und Erleichterung bei den Spielern und Anhängern des FC St. Pauli waren riesengroß, als Schiedsrichter Daniel Schlager das Spiel abpfiff. Der 2:0-Sieg beim 1. FC Nürnberg war am Freitagabend ein starkes Signal, den Kampf um den Klassenerhalt nach der jüngsten Schwächephase wieder voll angenommen zu haben. Entscheidender Mann des Abends war wieder einmal Torjäger Aziz Bouhaddouz, der beide Treffer erzielte und damit bewies, wie wertvoll, ja unersetzlich er für den FC St. Pauli ist. Doch vor allem hat das Team von Trainer Ewald Lienen die Herausforderung, alles für den Klassenverbleib zu tun, wieder als Einheit angenommen. „Letztlich haben wir das Spiel am Ende der kräftezehrenden englischen Woche verdient gewonnen. Wir haben nach 20, 25 Minuten die richtige Energie auf den Platz gebracht und sind besser in die Zweikämpfe gekommen“, sagte Lienen.

Im Vergleich zum ernüchternden 0:0 gegen den SV Sandhausen drei Tage zuvor nominierte Trainer Lienen Marc Hornschuh neu für die rechte Abwehrseite, dafür rückte Jeremy Dudziak auf die linke Seite, während Daniel Buballa auf der Bank Platz nehmen musste. Im offensiven Mittelfeld kam der zuletzt angeschlagene Norweger Mats Möller Daehli wieder in die erste Elf. Für ihn musste der gegen Sandhausen stark enttäuschende Kyoungrok Choi weichen und stand noch nicht einmal im Kader, sondern spielte zeitgleich im U23-Team des Kiezclubs, das beim o:o gegen Hannover 96 II einen Punkt holte. Etwas überraschend ersetzte zudem Sören Gonther in der Innenverteidigung Philipp Ziereis. Offenbar war es Lienen bei dieser Entscheidung wichtig, dass der auch verbal starke, gewählte Kapitän in dieser immens wichtigen Partie auf dem Feld seinen Einfluss geltend macht.

Gonther bot sich nach knapp einer Viertelstunde auch die erste Torchance, als er nach einer Ecke von Christopher Buchtmann und einer Kopfballvorlage von Innenverteidiger-Kollege Lasse Sobiech im Strafraum aus der Drehung zum Schuss kam. Doch er jagte den Ball rund einen halben Meter über das Nürnberger Tor. Auf der Gegenseite war St. Paulis Torwart Philipp Heerwagen nach einer halben Stunde ohne größere Höhepunkte plötzlich gefordert, als Tobias Kempe aus 18 Metern gefährlich schoss. Der Keeper lenkte den Ball über die Latte. Heerwagens Nürnberger Kollege Raphael Schäfer war zum Ende der ersten Halbzeit bei den – allerdings eher harmlosen – Schüssen von Waldemar Sobota (43.) und Möller Daehli (45.+1) auf dem Posten.

So war zur Pause das 0:0 ein logisches Ergebnis, auf beiden Seiten konnten sich die Offensivkräfte kaum in Szene setzen. Dabei erwiesen sich die Nürnberger als feldüberlegene Mannschaft, während St. Paulis Angriffsversuche über weite Strecken zu früh in Ballverluste mündeten. Die zuletzt immer wieder von den Spielern selbst eingestandene, fehlende letzte Konsequenz war auch diesmal in vielen Szenen zu erkennen.

Als wollten sie aber ein Zeichen setzen, kamen die St. Paulianer geschlossen als erstes Team wieder zurück auf den Platz – rund eine Minute vor dem Schiedsrichtergespann und den Nürnbergern. Doch nicht nur mit dieser Symbolik, sondern auch auf dem Spielfeld zeigte das Team vom Millerntor, dass es sich vorgenommen hatte, zielstrebiger zu werden. Ausgerechnet zwei Spieler, denen bis dahin kaum etwas gelungen war, waren für den Führungstreffer verantwortlich.

Cenk Sahin setzte sich auf der rechten Seite entschlossen durch, seinen Torschuss konnte Torhüter Schäfer nur nach vorn abklatschen. Dies hatte Bouhaddouz geahnt und beförderte den Ball aus der Luft zur 1:0-Führung ins Nürnberger Tor. Es war der elfte Saisontreffer des marokkanischen Nationalspielers. Er brach damit den Torlos-Bann der St. Paulianer nach ewig scheinenden 327 Spielminuten.

Auf viel kuriosere Art machte Bouhaddouz sein Dutzend voll. Nach einer fast schon verspielten Chance fasste sich Mittelfeldspieler Bernd Nehrig, der nach der zehnten Gelben Karte am Ostersonntag gegen Würzburg gesperrt fehlen wird, ein Herz und schoss aus 20 Metern. St. Paulis Torjäger fälschte den Ball mit der Hacke elegant zum 2:0 (70.) ab. „Aziz hat mich heute ein bisschen an Roy Makaay erinnert, es war lange nicht viel von ihm zu sehen und dann schlägt er plötzlich zu“, scherzte Torhüter Heerwagen.

Dieser zweite Treffer nahm den Nürnbergern den Mut, das Spiel war praktisch entschieden, Der Rest war Jubel unter den St.-Pauli-Spielern und den rund 3000 mitgereisten Fans. Der Glaube an den Klassenerhalt lebt. „Das war die richtige Antwort auf die letzten Leistungen“, sagte Trainer Lienen.