Dillingen. Mehr als vier Jahre nach dem letzten Bundesliga-Einsatz stand der frühere Nationaltorwart wieder auf dem Platz – und hat Lust auf mehr.

Mehrere Übertragungswagen, Kamerateams aus Deutschland und England, ein Dutzend Fotografen, jede Menge Reporter und weit über 1000 Zuschauer im Donaustadion: Das Comeback von „The Machine“ Tim Wiese hat Dillingen an der Donau am Sonnabend ungewohnte Aufmerksamkeit geschenkt.

Bei seiner Rückkehr zwischen die Pfosten nach dreieinhalbjähriger Abstinenz musste der 35 Jahre alte Ex-Nationaltorwart nach seinem Wrestling-Abenteuer mit dem Achtligisten SSV Dillingen allerdings eine 1:2 (0:1)-Derbypleite in der Kreisliga Bayern gegen den TSV Haunsheim hinnehmen.

Tolle Parade vor dem 0:1

„Es war, als wenn ich nie weg gewesen wäre“, sagte Wiese nach dem Schlusspfiff. „Ich habe mich sicher gefühlt und schon im ersten Training gedacht: Wieso hab ich so früh aufgehört?“ Daran, dass das Spiel für die Dillinger verloren ging, sei die Mannschaft „ein wenig selbst schuld“ gewesen. „Das Feuer brennt, aber leider haben wir es heute hier verpennt.“

Dabei wurde der sechsmalige Nationalspieler in den ersten 20 Minuten wenig geprüft. Nachdem Wiese, der mit der Rückennummer 99 und komplett im rosa Dress auflief, sein Team dann aber in der 22. Minute mit einer tollen Parade vor einem Rückstand bewahrt hatte, war der frühere Bremer und Hoffenheimer zwei Minuten später beim 0:1 von Robin Hördegen machtlos. Der TSV-Torjäger, der zwischenzeitlich schon ausgewechselt war, entschied die Partie dann in der 78. Minute mit seinem 13. Saisontreffer.

Wiese lud zur Aftershow-Party

Hördegen, hatte vor dem Spiel in der „Bild“-Zeitung vollmundig angekündigt: „Wiese wird die nächsten drei Wochen Albträume von mir haben.“ Der 23-Jährige wurde dann in der Tat zum Schreckgespenst für Wiese.

Der 120-Kilo-Koloss Wiese, der nach seinem Gastspiel für die Schwaben beide Mannschaften zu einer Aftershow-Party in einen Augsburger Klub eingeladen hatte, konnte sich vor den Augen von DFB-Vizepräsident Rainer Koch nur noch wenig auszeichnen. Der Verzweiflung nahe verfolgte er, wie seine Vorderleute ein ums andere Mal aus aussichtsreicher Position an seinem starken Gegenüber Matthias Mönle im Kasten des Aufsteigers scheiterten, der nur durch einen Foulelfmeter bezwungen werden konnte.

Torwart stürmt am Ende mit

Wiese schaltete sich in der Schlussphase in die Angriffe seiner Mannschaft ein, am Ende konnte er die Niederlage der Hausherren nach zuvor zwei Siegen aber nicht verhindern. Die Abstiegsgefahr hat sich für Dillingen dadurch wieder vergrößert. „Das habe ich mir natürlich anders vorgestellt“, sagte Wiese nach dem Schlusspfiff.

Wieses letzter Einsatz als Profi datiert vom 26. Januar 2013. In der Bundesliga. Für 1899 Hoffenheim gegen Eintracht Frankfurt (1:2). Die folgende Abschiebung in die unrühmliche „Trainingsgruppe 2“ der Kraichgauer war so etwas wie der Startschuss für Wieses Karriere nach der Karriere.

Ex-Torwart Tim Wiese steigt in den Ring

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    Der Auftritt des früheren Profis von Kaiserslautern, Bremen und Hoffenheim kam zustande, weil der Vereinsvorsitzende der Dillinger ein Freund Wieses ist. Geplant war nur ein einziger Auftritt für den SSV Dillingen, der mitten im Abstiegskampf steckt. „Ich sag mal so, man soll ja niemals nie sagen. Bundesliga könnte ich ja locker noch spielen“, sagte Wiese scherzhaft.