Aue. Hamburger verlieren Duell zweier Abstiegskandidaten 0:1 bei Erzgebirge Aue und fallen auf Rang 16 zurück

Rückschlag statt Befreiung. Dem FC St. Pauli ist der Auftakt in die englische Woche misslungen. Allein aufgrund der mangelnden Torgefährlichkeit war die 0:1-Niederlage beim FC Erzgebirge Aue verdient. Mit hängenden Köpfen trotteten die Hamburger Spieler vom Spielfeld des im Umbau befindlichen Erzgebirgsstadions, während aus den Lautsprechern „Glück auf, der Steiger kommt“ schallte.

Zu keinem Zeitpunkt hatte St. Pauli die Ausfälle von Stürmer Aziz Bouhaddouz und Außenbahnspieler Cenk Sahin kompensieren können und blieb weitgehend ungefährlich. Der Club fiel nach der achten Auswärtspleite hinter Aue auf Relegationsplatz 16 der Zweiten Liga zurück, schwebt damit mehr als zuvor in Abstiegsgefahr. „Das war eine völlig unnötige Niederlage. Die Mannschaft wirkte passiv und schläfrig, ganz anders als in den Auswärtsspielen in den vergangenen Monaten“, ärgerte sich Trainer Ewald Lienen.

St. Paulis Coach musste kurzfristig auf Bernd Nehrig verzichten. Der zweikampfstarke Mittelfeldspieler hatte sich beim Warmmachen eine Verhärtung im Oberschenkel zugezogen. Für ihn rückte Marc Hornschuh in die Anfangsformation. Schon vor der Abreise nach Aue hatte Torwart Robin Himmelmann eine Verhärtung im rechten, hinteren Oberschenkel gespürt und war in Hamburg geblieben. Ersatzmann für Stammtorwart Philipp Heerwagen war damit der gerade 20 Jahre alt gewordene Svend Brodersen. „Es ist wohl nichts Dramatisches bei Robin. Wir gehen davon aus, dass er am Dienstag im Heimspiel gegen Sandhausen auf der Bank sitzt“, sagte St. Paulis Interims-Sportchef Andreas Rettig.

Wie erwartet berief Lienen Lennart Thy anstelle des gelbgesperrten Torjägers Aziz Bouhaddouz (zehn Saisontreffer) in die Startelf. Für den erkrankten Cenk Sahin (Magen-Darm-Virus) schickte er Jan-Philipp Kalla auf die rechte Außenbahn. Er zog den Routinier damit dem offensiver ausgerichteten, aber zuletzt zweikampfschwächeren Kyoungrok Choi vor. Es war in dieser Saison erst der sechste Startelfeinsatz für den dienstältesten St.-Pauli-Profi. In der Innenverteidigung entschied sich Lienen für den nach seiner Gelbsperre zurückgekehrten Lasse Sobiech und Philipp Ziereis.

Die Partie hätte für St. Pauli früh in die gewünschte Richtung gelenkt werden können, doch Sobiechs Kopfball nach der ersten Ecke von Waldemar Sobota strich in der zweiten Minute knapp über das Auer Tor. Dies allerdings blieb, abgesehen von einem 25-Meter-Schuss Hornschuhs, in der gesamten ersten Halbzeit die einzige Torchance der St. Paulianer.

Als sich auf den Rängen erster Unmut über das ungenaue Passspiel der Heimelf regte, schlug dieser urplötzlich in Jubel um. Dimitrij Nazarov, zuletzt Torschütze für Aserbaidschan beim 1:4 gegen die deutsche Nationalmannschaft, versuchte einen von ihm mit der Brust gestoppten Ball direkt auf das Tor zu schießen. Ziereis verhinderte dies, doch so sprang der geblockte Ball zu dem am Fünfmeterraum lauernden Nicky Adler, der mit einem Fallrückzieher das Tor des Abends erzielte.

Ein Regionalligaspielerhatte den stärksten Auftritt

Der Schock bei den St. Paulianern über diesen Rückstand saß offenbar tief, von diesem Moment an gelang dem Team bis zum Halbzeitpfiff nichts mehr. „Man hat in der ersten Halbzeit nicht den Biss gespürt, den wir in den Wochen davor hatten. In der zweiten Halbzeit haben wir uns dann etwas gesteigert“, sagte Kapitän Sobiech.

Zwar war den Braun-Weißen mit zunehmender Spielzeit zumindest der Wille anzumerken, die drohende Niederlage beim direkten Konkurrenten abzuwenden. Um wirklich torgefährlich zu werden, bedurfte es schon des Auftritts von Stürmer Jan-Marc Schneider aus dem Regionalligateam. Zwei Minuten nach seiner Einwechslung hatte er den Mut, eine Flanke von Sobota direkt mit links volley auf das Tor zu schießen, traf aber nur die Latte (69.). Allein mit dieser Aktion war Schneider gefährlicher als Stürmer Thy in der gesamten Spielzeit.

Der Lattentreffer war das Signal für eine Schlussoffensive der St. Paulianer. Doch der erhöhte Druck nach vorn führte trotz fünf Minuten Nachspielzeit nicht zu weiteren Torchancen.