Hamburg. Der Hamburger Sebastiano Lo Zito träumt trotz Zuckerkrankheit von EM-Titel und einem Kampf auf Sizilien.

Wie ein sizilianischer Hengst sieht er wirklich nicht aus. Aber weil ihn die „Rocky“-Filme als 13-Jährigen inspirierten, innerhalb des SC Condor von der Fußball- zur Boxabteilung zu wechseln, hat sich Sebastiano Lo Zito den Kampfnamen „Sicilian Stallion“ gegeben, der auch sein Kapuzenshirt schmückt, das er zum Termin mit dem Abendblatt trägt. Zum einen, weil „Rocky“-Darsteller Sylvester Stallone der „Italian Stallion“ war. Und zum anderen, weil die Eltern des in Hamburg geborenen Supermittelgewichts-Boxprofis aus Sizilien stammen.

Der Sport- und Fitnesskaufmann, der seit 2013 an der Hochschule für Angewandte Wissenschaften Soziale Arbeit studiert und das Gelernte als Trainer beim Gewaltpräventionsprojekt „Boxschool“ in die Tat umsetzt, hat zwei Pässe und ist zweisprachig aufgewachsen, fühlt sich aber vorrangig als Hamburger. Umso glücklicher ist er, dass er an diesem Sonntag (16 Uhr) in der Großen Freiheit 36 in seinem neunten Profikampf erstmals in seiner Heimatstadt als zweiter Hauptkämpfer neben Mittelgewichtler Rafael Bejaran (Dominikanische Republik) in den Ring steigen darf. „Für mich ist das ein riesiger Ansporn, den bislang wichtigsten Kampf meiner Karriere vor meinen Fans zu bestreiten“, sagt er.

Technischer Boxer

Gegner des 26-Jährigen, der bei den Amateuren mehrfacher Hamburger und norddeutscher Meister war, seit Oktober 2015 als Profi für den Veranstalter „Boxen im Norden“ antritt und bei Ex-Mittelgewichts-Europameister Khoren Gevor trainiert, ist in einem auf sechs Runden angesetzten Duell Giorgi Khulelidze (28). Siegt Lo Zito gegen den aggressiv angreifenden Georgier, dann soll er in diesem Jahr um seinen ersten Titel kämpfen. „Natürlich hoffe ich, dass ich bald so weit bin, um die EM boxen zu können“, sagt er.

Sein Studium treibt der Rechtsausleger, der das technische Boxen liebt und den offenen Schlagabtausch lieber vermeidet, dennoch akribisch voran. „Man weiß ja nie, ob man mit dem Profiboxen Geld verdienen kann, deshalb ist ein zweites Standbein wichtig. Ich würde gern als Sozialarbeiter an einer Schule tätig sein“, sagt er. Die sportliche Perspektive hängt für den Eppendorfer, der keine Geschwister hat und noch bei seinen Eltern lebt, indes nicht nur von seiner boxerischen Qualität ab.

Grenzen akzeptieren

Seit seinem siebten Lebensjahr leidet Lo Zito an Diabetes. Durch den Leistungssport hat er die Spätfolgen des als Zuckerkrankheit bekannten Leidens zwar eindämmen können, dennoch empfindet er seine Erkrankung als Handicap. „Um mein Kampfgewicht zu erreichen, kann ich nicht eine solch strenge Diät halten wie meine Kollegen, da ich darauf achten muss, nicht zu unterzuckern“, sagt er. Die Regenerations­fähigkeit seines Körpers sei eingeschränkt, zudem schwitze er bei physischer Belastung stärker als andere, „was dazu führt, dass ich mehr Mineralstoffe zu mir nehmen muss.“

Der dauerhafte Umgang mit der Krankheit habe ihn jedoch gelehrt, pfleglicher mit seinem Körper umzugehen und seine Grenzen zu akzeptieren. Was ihn nicht daran hindert, einen besonderen Traum zu verfolgen. „Ich möchte einen Kampf in Sortino, dem sizilianischen Heimatdorf meiner Eltern, machen“, sagt er. Durch Berichte in der Tageszeitung „La Sicilia“ ist Lo Zito dort bekannt, der Bürgermeister hat schon angefragt.

Dafür jedoch muss zunächst der Georgier Khulelidze bezwungen werden. Ein sizilianischer Hengst sollte schließlich nicht als Verlierer in die Heimat kommen.