Buenos Aires. Ohne den Superstar hatte der Vizeweltmeister in der Qualifikation stets Probleme. Und jetzt fehlt Messi wegen einer Sperre im Endspurt.

Schock für Argentiniens Fußballnationalmannschaft: Ohne Lionel Messi muss der Vizeweltmeister die entscheidende Phase der WM-Qualifikation bestreiten. Der Superstar wurde von der Fifa für vier Spiele gesperrt. Der 29-Jährige vom FC Barcelona habe beim 1:0-Sieg der Albiceleste gegen Chile am Donnerstag einen Schiedsrichterassistenten beleidigt, teilte der Weltverband unmittelbar vor der Auswärtspartie Argentiniens in Bolivien mit. Die Sperre galt bereits für das Qualifikationsspiel am Dienstagabend (22 Uhr MESZ) in La Paz.

„Messi ist niedergeschlagen und traurig, wie wir alle hier“, sagte Teammanager Jorge Miadosqui in Santa Cruz (Bolivien) vor dem Abflug nach La Paz. Er sprach von einer unverhältnismäßigen Sperre. „Sie haben nicht nur Messi die Beine abgeschnitten, sondern der ganzen Nationalmannschaft“, sagte Miadosqui – er spielte damit auf eine ähnliche Redewendung Diego Maradonas an, der wegen Dopings bei der WM 1994 in den USA ausgeschlossen worden war.

Boliviens Staatschef solidarisiert sich

Messi fehlt auch gegen Uruguay am 31. August, gegen Venezuela am 5. September und gegen Peru am 5. Oktober. Erst zum Abschluss in Ecuador darf Messi wieder spielen. Er wird vorerst durch Ángel Correa von Atlético Madrid ersetzt.

Auch bei Gegner Bolivien löste die Fifa-Entscheidung Entsetzen aus. Fans, Spieler, Schwarzmarkthändler und sogar der Staatspräsident haben der verpassten Chance ihrer Nationalmannschaft auf ein Duell mit Argentiniens Superstar hinterhergetrauert. „Ich teile nicht die Sanktion gegen Argentinien. Meine Solidarität gilt dem besten Fußballspieler der Welt“, sagte Präsident Evo Morales, der selbst begeisterter Fußballer ist.

TV-Bilder haben Messi überführt

Die Fifa begründete die drastische Maßnahme mit einem Verstoß gegen Artikel 57 der Disziplinarregeln. Zusätzlich muss Messi 10.000 Schweizer Franken zahlen. Überführt wurde Messi wohl durch TV-Bilder. Er soll dem brasilianischen Assistenten kurz vor dem Schlusspfiff obszöne Beleidigungen zugerufen haben.

„Das Fehlen Messis bedeutet ernsthafte Kopfschmerzen für die Nationalmannschaft“, meinte die Zeitung „El Clarín“. Argentinien ist extrem von Messi abhängig: In der WM-Qualifikation hatte er mehrfach gefehlt, und das Nationalteam war zwischenzeitlich in der Tabelle weit abgerutscht. Nur selten überzeugte der zweimalige Weltmeister. So gab es zwei Heimniederlagen gegen Ecuador und Paraguay, zwei Remis gegen Peru und Venezuela sowie eine 0:3-Klatsche beim Erzrivalen Brasilien. Immerhin gelang zuletzt ein 1:0-Sieg gegen Nachbar Chile – dank eines Elfmetertors von Messi.

Enges Rennen um die WM

Im Rennen um die Turnierteilnahme in Russland geht es sehr eng zu. Praktisch durch ist nur Brasilien mit dem immer stärker aufspielenden Neymar (30 Punkte). Vor dem gefürchteten Spiel im 3600 Meter hoch gelegenen La Paz hatte Argentinien hinter Uruguay (23 Punkte) als Dritter 22 Punkte. Dahinter lauern aber Kolumbien (21), Ecuador (20), Chile (20) und Paraguay (18). Die ersten vier Teams qualifizieren sich direkt für die WM-Endrunde 2018 in Russland. Der Fünfte muss in die Play-offs gegen ein Team aus Ozeanien.

Die Sperre ist der jüngste Tiefpunkt in Messis oft unglücklich verlaufener Nationalmannschaftskarriere. Anders als mit dem FC Barcelona gelang ihm hier bisher kein großer Erfolg wie einst Diego Maradona, der das Team zum WM-Titel 1986 führte.

Drei bittere Finalniederlagen

2014 verlor er mit der Albiceleste das WM-Finale im Maracanã-Stadion in Rio de Janeiro nach Verlängerung mit 0:1 gegen Deutschland. Bei der Copa América unterlag Argentinien im Finale zweimal nacheinander Chile, jeweils im Elfmeterschießen. Nach der Niederlage Ende Juni 2016 und seinem verschossenem Elfmeter hatte Messi entnervt seinen Rücktritt aus dem Nationalteam bekanntgegeben. Sogar Staatspräsident Mauricio Macri forderte den Star anschließend zur Rückkehr auf, bis Messi schließlich einwilligte.