Dortmund. Standesgemäß verabschiedet sich Lukas Podolski in seinem letzten Länderspiel mit einem Traumtor beim 1:0-Sieg gegen England

„Rein das Ding und ab nach Hause.“ So einfach sei der Fußball für ihn, hat Lukas Podolski einmal gesagt. Und ein letztes Mal fügte sich das geliebte Spiel am Mittwochabend seiner Weisung und gehorchte ihm.

Ein Ende mit Peng. Durch einen strammen Linksschuss aus 20 Metern in den Winkel gewann Deutschland die Testpartie gegen England in Dortmund 1:0 (0:0), die zum Abschiedsspiel für Lukas Podolski umfunktioniert wurde. In seinem 130. und letzten Spiel für die DFB-Auswahl erzielte der 31-Jährige seinen 49. Treffer und verabschiedet sich damit von der großen Bühne. „Das war wie im Film“, freute sich Podolski in der ARD. „Der liebe Gott hat mit einen ordentlichen linken Fuß geschenkt.“

Als Podolski zuvor in der 84. Minute dann von Bundestrainer Joachim Löw für Sebastian Rudy vom Feld geholt wurde, erhob sich das ganze Stadion ein letztes Mal und feierte seinen Helden. Löw hatte den Klassiker gegen England zuvor komplett der Podolski-Würdigung untergeordnet. Er hatte ihn auf seiner Lieblingsposition als Teil eines Zwei-Mann-Sturms und sogar mit der Kapitänsbinde auflaufen lassen. Eine besondere Geste der Wertschätzung nach 13 gemeinsamen Jahren beim DFB.

In Dortmund musste Podolski einst eine seiner bittersten Niederlagen einstecken: Im Juli 2006 verlor er mit Deutschland bei der WM im eigenen Land das Halbfinale gegen Italien nach Verlängerung 0:2. Am Mittwochabend feierte er hier nun einen emotionalen, persönlichen Erfolg: nämlich den, dass sich die offiziell 60.109 Zuschauer im nicht ausverkauften Dortmunder Stadion für seine Lebensleistung als Nationalspieler mit viel Hingabe bedankten.

Allein, die Partie wollte lange nicht recht zum Geehrten passen: Sie war langweilig – ehe ein gewisser „Prinz Peng“, wie Podolski einst vom Boulevard getauft wurde, nach 69 Minuten entschied, dass die Partie etwas Pepp gebrauchen konnte. „Ein typischer Poldi“, lobte Löw. „Besondere Spieler verdienen einen besonderen Abschied.“

Schon vor dem Anpfiff hatte Podolski allerhand Luftküsse auf die Ränge geworfen. Oder wahlweise auch zwei ausgestreckte Daumen präsentiert, die als Gipsabdruck irgendwann ins unweit des Dortmunder Bahnhofs gelegene deutsche Fußballmuseum als „Poldi-Daumen“ ausgestellt gehören. Dass ihm die Zuschauer ob des Anlasses seines Abschiedes besonders zugewandt waren, konnte man schon erahnen, als bereits Jubel aufbrandete, nachdem Podolski beim schlichten Warmschießen in den Winkel traf. Das hier sollte sein Tag werden, und die Menschen, denen er in den vergangenen 13 Jahren so viele heitere Stunden bereitete hatte, wollten es ihn spüren lassen.

Sie skandierten seinen Namen in diesem „Lu-Lu-Lu-Lukas-Podolski“-Singsang, als DFB-Präsident Reinhard Grindel ihn vor Anpfiff mit Blumen sowie blumigen Worten ehrte. Und Podolski zeigte sich bewegt. Mit feuchten Augen sagte er in einer kurzen Rede: „Wenn ich das hier so sehe, würde ich am liebsten jedem einzelnen die Hand geben und danke sagen. Es waren geile 13 Jahre, und ihr Fans habt großen Anteil daran.“ Dabei blickte er zu einer Choreographie auf der legendären Südtribüne, die den Schriftzug „Poldi“ präsentierte und darüber eine schwarz-rot-goldene Narrenkappe. Der Karnevalist des deutschen Fußballs dankt ab.

Fußball gespielt wurde dann auch noch, wenn auch nicht besonders gut von der deutschen Elf. Die englischen Spieler zeigten sich nämlich nicht gewillt, den Podolski-Festspielen als Statisten beizuwohnen, ebenso wenig wie die 3000 mitgereisten Fans aus Britannien, die unermüdlich sangen. Der Liverpooler Adam Lallana traf einmal den Pfosten (31.). Dann parierte der für Manuel Neuer im Tor eingesprungenen Marc-André ter Stegen gegen den völlig freistehenden Bamidele Alli (41.). Ter Stegen hatte zuvor Glück, dass eine knifflige Szene, bei der er Jamie Vardy im Strafraum zu Fall brachte, nicht zum Elfmeter führte (6.). England war besser. Aber dann kam Podolski und war zum letzten Mal noch einmal „Prinz Peng“. Ballannahme, Kopf kurz hoch, linke Klebe: drin. Ab nach Hause.

Einer geht, einer kommt. Während Podolskis Länderspielkarriere an diesem Tag ausklang, startete die von Timo Werner. Der Leipziger, gesegnet mit einer fast podolskischen Direktheit zum Tor, gab sein Debüt und ist nun der 87. Neuling unter Löw. Nur der Ort war dafür war unglücklich gewählt: Das Dortmunder Publikum pfiff, als Werners Name aufgerufen wurde. Das dürfte allein Ausdruck der Abneigung gegen Werners Club RB Leipzig gewesen sein. Werner blieb dann auch blass wie das gesamte deutsche Spiel an diesem Abend. Aber es wurde auch in den Schatten gestellt vom Abschied eines besonderen Strahlemanns. Tschö Poldi!

Deutschland: ter Stegen – Kimmich, Rüdiger, Hummels, Hector – Weigl (66. Can), Kroos – Brandt (59. Schürrle), Podolski (84. Rudy), Sané – Werner (77. Müller).England: Hart – Keane, Smalling, Cahill – Walker, Bertrand (83.) – Livermore (83. Ward-Prowse), Dier – Lallana (65. Redmond), Alli – Vardy.Schiedsrichter: Damir Skomina (Slowenien). Zuschauer: 60.109.Tor: 1:0 Podolski (69.).