Chicago/Köln. Der Weltmeister wechselt von Manchester United zu Chicago Fire in die Profiliga MLS – trotz deutlich geringeren Gehalts.

Basti on fire: Weltmeister Bastian Schweinsteiger hat einen Schlussstrich unter das unbefriedigende Kapitel Manchester United gezogen und sucht im Herbst seiner Karriere noch einmal sein fußballerisches Glück in der nordamerikanische Major League Soccer (MLS) bei Chicago Fire.

„Ich bin traurig, dass ich so viele Freunde bei Manchester United verlasse. Aber jetzt ist die richtige Zeit für mich, ein neues Kapitel in Chicago zu beginnen“, sagte Schweinsteiger auf der United-Homepage.

Zuvor hatte die Tageszeitung „Chicago Tribune“ bereits den früheren DFB-Kapitän zitiert. „Ich habe während meiner gesamten Karriere nach Möglichkeiten gesucht, positiven Einfluss zu nehmen und etwas Großes aufzubauen. Mein Wechsel zu Chicago Fire ist nichts anderes“, so der 32-Jährige, der schon in der kommenden Woche am Ufer des Michigansees seine Arbeit aufnehmen soll.

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Vor der Vertragsunterschrift muss Schweinsteiger noch den Medizincheck bestehen und das Arbeitsvisum für die Vereinigten Staaten erhalten. In Chicago soll der frühere Bayern-Star einen Vertrag über ein Jahr plus Option für eine weitere Saison unterzeichnen, der ihm pro Saison umgerechnet 4,2 Millionen Euro einbringt. Bei Manchester, wo Schweinsteiger noch bis 2018 unter Vertrag stand, soll er rund 10 Millionen Euro per annum verdient haben. Bei ManUnited-Teammanager José Mourinho war Schweinsteiger diese Saison weitgehend außen vor, sodass er noch mal einen Neuanfang wagte. Erst vor Kurzem war das deutsche Ass vom Portugiesen überhaupt wieder in den Kader der ersten Mannschaft aufgenommen worden.

Hoeneß riet von Amerika ab

Sein privates Glück hatte Schweinsteiger bereits im vergangenen Jahr gefunden, als er im Juli in Venedig den serbischen Tennisstar Ana Ivanovic geheiratet hatte. Nur wenige Monate später war bereits über einen Wechsel Schweinsteigers nach Chicago spekuliert worden, als er im November mit Fire-Trainer Veljko Paunovic in einem Restaurant gesichtet worden war. Auch bei den Clubs New York City und New York Red Bulls wurde der 121-malige Nationalspieler, der nach der EM 2016 in Frankreich aus dem DFB-Team zurückgetreten war, gehandelt.

Damals hatte Bayern-Präsident Uli Hoeneß dem früheren Münchner Publikumsliebling von einem Wechsel abgeraten. Ein Spieler wie Schweinsteiger könne „nicht noch in Amerika rumtingeln“ und solle lieber sein zugesagtes Abschiedsspiel beim FC Bayern machen „und mit seiner Ana durch den Canal Grande schippern“.

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Letztlich machte aber Chicago Fire doch das Rennen: „Nach meinen Gesprächen mit Geschäftsführer Nelson Rodriguez und Trainer Veljko Paunovic bin ich überzeugt von der Vision und Philosophie des Clubs und will gern mithelfen bei diesem Projekt.“ Dass der Club in den vergangenen beiden Spielzeiten jeweils der schlechteste der Liga war und seit 2009 erst einmal die Play-offs erreichte, spielte bei seiner Entscheidung keine Rolle.

In Chicago wird Schweinsteiger mit offenen Armen empfangen. „Wir verpflichten einen Spieler, der auf jedem Level etwas gewonnen hat. Und das auf eine Weise, die zu den Werten unseres Clubs passt“, sagte Fire-Boss Rodriguez und ergänzte: „Wir als Club müssen uns nun einem höheren Standard verpflichten. Bislang waren wir mit dem zufrieden, was wir aus dem Inland kennen. Nun müssen wir uns auf ein internationalen Niveau steigern“.

Arne Friedrich begrüßt den Wechsel

Auch Coach Paunovic schwärmte: „Er kann Aktionen kreieren wie wenige auf der Welt. Er sieht Dinge, die kein anderer sieht. Er kann unseren Spielern immer noch zeigen, wie man arbeiten, sich vorbereiten, verhalten und denken muss, um auf dieses Niveau zu kommen.“

Davon, dass Schweinsteiger in Chicago glücklich wird, ist Arne Friedrich überzeugt. „Er kann sich auf eine gute Zeit freuen. Chicago ist eine tolle Stadt, und der Verein wird sehr professionell geführt. Die Amerikaner werden Basti lieben“, sagte der frühere Nationalspieler, der zwischen 2012 und 2013 insgesamt 24 Spiele für Fire bestritt.

Löw hält Entscheidung für richtig

Verständnis für die Entscheidung seines einstigen Kapitäns zeigte auch Bundestrainer Joachim Löw. "Er hat mir gesagt, dass er in Manchester alles reingehängt und versucht hat. Wahrscheinlich hatte er das Gefühl, dass ManU ohne ihn plant", sagte Löw bei der Pressekonferenz vor dem Länderspielklassiker gegen England am Mittwoch (20.45 Uhr/ARD). Es sei schade, dass Schweinsteigers Zeit in Manchester auf diese Weise ende. "Ich glaube, er hätte der Mannschaft als Organisator in einigen Spielen schon helfen können, das hätte sich auch der eine oder andere Mitspieler gewünscht", sagte Löw.

Schweinsteiger war im Sommer 2015 nach 17 Jahren im Bayern-Trikot zu Manchester United gewechselt. Dort war er im vergangenen Sommer von Mourinho, der Louis van Gaal beerbt hatte, aussortiert worden. In der laufenden Saison bestritt Schweinsteiger insgesamt nur vier Pflichtspiele, was auch MLS-Boss Don Garber dazu veranlasste, öffentlich um den Helden des WM-Finales 2014 zu werben: „Er ist ein Anführer. Er kann mit seiner Erfahrung Wunder bewirken.“

Debüt gegen Montreal?

Sein Debüt für Fire könnte Schweinsteiger am 1. April geben. Sein neuer Club hat dann ein Heimspiel gegen Montreal Impact. Die Kanadier hatten im vergangenen Jahr das Halbfinale erreicht. Am kommenden Wochenende haben die meisten Mannschaften in der MLS wegen eines WM-Qualifikationsspiels der US-Nationalmannschaft spielfrei.

Chicago Fire hat bislang drei Saisonspiele absolviert. Zum Auftakt seiner 20. Saison erreichte der Club ein Unentschieden gegen Columbus Crew, es folgten ein 2:0 gegen Real Salt Lake im ersten Heimspiel und ein 0:4 bei Liganeuling Atlanta United.