Lotte/Dortmund.

Das Stadion ist ein anderes, der Termin nur lästig, die Anstoßzeit ungewöhnlich – doch der Anreiz ist groß: Die Bayern warten schon. Im Nachsitzen beim Favoritenschreck Sportfreunde Lotte kann Borussia Dortmund sich ein heißes DFB-Pokal-Halbfinale beim Titelverteidiger aus München verdienen.

Niemand will deshalb den unbeugsamen Drittligisten unterschätzen, der nach der Spielabsage Ende Februar nun heute Abend (18.30 Uhr/ARD und Sky) im zwölf Kilometer entfernten Osnabrück spielen muss. „Auf dem Papier sind sie zwar Dritte Liga. Aber sie sind Aufstiegsaspirant und einzuschätzen wie ein Zweitligist“, sagt BVB-Trainer Thomas Tuchel. Weltmeister André Schürrle befürchtet: „Lotte wird sich in alles reinwerfen, was sich bewegt.“

Doch der BVB-Plan steht: In Osnabrück über Lotte nach München – und dann nach Berlin. Mal wieder. Bei den vergangenen drei Pokalendspielen waren die Dortmunder stets dabei, allerdings verloren sie auch alle drei: zweimal gegen den FC Bayern (2014 und 2016), das wäre also eine Chance zur Revanche, und einmal gegen den VfL Wolfsburg (2015). Noch nie hat eine Mannschaft viermal in Serie im Finale gestanden.

Doch es sind noch zwei Hürden zu überspringen. Die deutlich niedrigere zuerst: Lotte. Die Sportfreunde gewannen am Sonnabend mit 2:0 gegen Hansa Rostock – vor 3448 Zuschauern. Auf dem geschundenen Rasen im Frimo Stadion ließ es sich bei Sonnenschein diesmal entspannt spielen. Dem DFB war eine erneute Austragung in Lotte dennoch verständlicherweise zu riskant: Eine erneute Absage würde beinahe unlösbare Terminprobleme mit sich bringen, weil der BVB nur noch durch englische Wochen hetzt.

Lottes Trainer Ismail Atalan sieht das alles gelassen. Sein größtes Problem beim Drittliga-Aufsteiger, der sogar in die Zweite Liga durchmarschieren könnte: „Ich muss mir eine neue Motivationsrede ausdenken“, sagt er lachend. Seine Überzeugung: „Auch gegen Dortmund sind wir nicht chancenlos.“ Schließlich haben die Sportfreunde bereits 1860 München, Leverkusen und Bremen ausgeschaltet.