Leverkusen. Leverkusen präsentiert Roger Schmidts Nachfolger. Auch Jörn Wolf verlässt Bayer

Bei der ansonsten lückenlosen Aufarbeitung von Verhaltensmustern aller im Profifußball angestellten Personen ist eine Frage noch reichlich unerforscht. Nämlich die, warum sich ein 42 Jahre alter Trainer Anfang März, wenn in der Bundesliga die letzten Spiele absolviert werden, zu einem Arbeitsverhältnis hinreißen lässt, dessen Ende im nahenden Sommer bereits fest taxiert ist?

Vielleicht kann ja Tayfun Korkut am 20. Mai mit seinen Erkenntnissen für Aufklärung sorgen, wenn er als Zeitarbeiter von Bayer Leverkusen nach dem letzten Bundesligaspiel bei Hertha HSC die Verantwortung voraussichtlich wieder abgibt. Denn darauf läuft es ja hinaus bei dem Mann, den der Werksclub am Montag als Nachfolger des tags zuvor geschassten Roger Schmidt vorgestellt hat und der am Freitag gegen Werder Bremen erstmals auf der Trainerbank Platz nehmen soll. „Die Absprache ist definitiv. Es ist klar kommuniziert, dass Bayer das bis zum Saisonende so machen will“, sagte Korkut.

Doch was heißt so was schon? Aus dem Leverkusener Umfeld ist zu hören, dass die Vereinsverantwortlichen gerne den Hoffenheimer Julian Nagelsmann, den Mainzer Martin Schmidt oder Lucien Favre aus Nizza holen würden. Was aber, wenn Korkut bei seiner Zwölf-Spiele-Mission erfolgreich ist? Wenn er in elf Bundesligapartien die fünf Punkte Rückstand auf einen Europa-League-Platz aufholt? Sollten Völler und die Entscheidungsträger bei Bayer dann dennoch eine andere Lösung bevorzugen, müssten sie erklären, warum sie eine funktionierende Partnerschaft beenden. Für Korkut immerhin würde sich die Möglichkeit ergeben, womöglich ein attraktives Folgeangebot aus einer anderen Bundesligastadt zu bekommen. Chance und Risiko zugleich. Die Mannschaft, die auf seinen „sehr guten Freund“ Roger Schmidt zugeschnitten sei, werde er „nicht umkrempeln. Wir wollen aktiv bleiben, aber einen Ticken kontrollierter.“

Sein Trainer- und Betreuerstab wird ergänzt durch den langjährigen Assistenten Xaver Zembrod und abgespeckt durch den Abgang von Jörn Wolf. Der ehemalige Medienchef des HSV war als Koordinator Trainer- und Funktionsteam nach Leverkusen geholt worden, um die Kommunikation des als eigenwillig eingestuften Schmidt besser zu kanalisieren. „In der jetzigen Konstellation macht das keinen Sinn mehr“, erklärte Rudi Völler, Wolf hat sich wie auch Schmidt am Sonntag von Mannschaft und Verein verabschiedet.