Lahti. Vierfachsieg für deutsche Kombinierer Rydzek, Frenzel und Co., und dann wird auch noch Skispringerin Carina Vogt erneut Weltmeisterin

Es ist eine Geste, die man inzwischen kennt. Der Triumphator schnappt sich auf der Zielgeraden noch schnell die Fahne seines Heimatlandes und lässt sich freudestrahlend von den Fotografen ablichten. Als Johannes Rydzek seinen dritten WM-Titel erobert hatte und sich feiern ließ, war dies nicht nur Ausdruck eines Glücksgefühls – sondern auch eine mannschaftliche Demonstration der Stärke. Platz eins bis vier eroberten die deutschen Kombinierer gleich im ersten von vier WM-Wettbewerben. Das gab es noch nie bei einer Nordischen Ski-WM.

„Einfach der Wahnsinn“, jubelte der 25 Jahre alte Oberstdorfer Rydzek, der mit Unterstützung seiner Familie und Freundin Lisa bei den Titelkämpfen im finnischen Lahti zum neunten Mal in diesem Winter triumphierte. Mit Platz zwei, drei und vier für Eric Frenzel, Björn Kircheisen und Fabian Rießle gelang einem deutschen Quartett ein historischer Erfolg. „Mir fehlen die Worte. Ich bin emotional mitgenommen. Das war ein perfektes Rennen“, sagte Bundestrainer Hermann Weinbuch mit Tränen in den Augen. Schon am Sonntag könnten die deutschen Winter-Zweikämpfer das nächste Mal jubeln. Nach dieser Sternstunde zweifelte kaum jemand daran, wer in der Teamentscheidung von der Normalschanze die Goldmedaille gewinnt.

Doch daran dachte zunächst keiner in der Stunde des Erfolges. Der geschlagene Frenzel war als Zweiter alles andere als enttäuscht. Im Gegenteil: „Johannes war sehr gut unterwegs und hat verdient gewonnen. Was er geleistet hat, war großartig“, sagte der Oberwiesenthaler, der im Ziel einen Rückstand von 14,9 Sekunden hatte. Nach dem Springen war er nach einem 99-Meter-Satz mit einem Vorsprung von 14 Sekunden auf Rydzek in die Loipe gegangen.

Eine Überraschung war der dritte Platz des inzwischen schon 33 Jahre alten Kircheisen, der 14 Jahre nach Team-Silber bei der WM in Val di Fiemme mit Bronze nun seine elfte WM-Plakette eroberte – so viele wie kein anderer deutscher Kombinierer. „Das ist ein traumhafter Tag. Ich habe immer an meine Chance geglaubt und bis zum Schluss gekämpft“, sagte der Sachse. Und er gab einen Einblick in seine Gefühlswelt: „Ich habe so viel investiert in den vergangenen Jahren. Viele hatten mich schon abgeschrieben“, sagte Kircheisen, der sich im Sprint des Hauptfeldes mit einem Vorsprung von 2,2 Sekunden auf den Mannschaftskollegen Fabian Rießle auf das Podest rettete. „Wenn man als viertbester Deutscher Vierter wird, dann sagt das alles über die Stärke der Mannschaft aus“, sagte der geschlagene Sportsoldat aus Breitnau.

Als die ersten Gratulanten wieder verschwunden waren, dachte Frenzel schon wieder an die nächsten Wettbewerbe. „Ich will meine Sprünge stabilisieren und am Ende noch mal zuschlagen“, sagte er. Und auch Rydzek schickte eine Kampfansage an die Konkurrenz: „Wir haben noch drei Chancen auf Gold. Und die wollen wir nutzen.“

Später am Abend dann war es Carina Vogt (Degenfeld), die bei den Skispringerinnen für den nächsten Paukenschlag im deutschen Medaillenspiegel sorgte. Die Titelverteidigerin bewies Nervenstärke und gewann mit 254,6 Punkten vor den Japanerinnen Yuki Ito (252,6) sowie Topfavoritin Sara Takanashi (251,5).