Lahti. Die nordischen Ski-Weltmeisterschaften im finnischen Lahti beginnen mit dem Sprint im Langlauf. Aus deutscher Sicht ein zäher Beginn

Mit einem Weltcup-Spitzenreiter in der Nordischen Kombination, einem Hoffnungsträger und einer Titelverteidigerin im Skispringen sowie einigen Sorgenfalten im Langlauf reisen die Athleten des Deutschen Ski-Verbands (DSV) zur nordischen WM, wo am heutigen Donnerstag in Lahti die ersten Medaillen vergeben werden. „Wir sollten in der Lage sein, in allen Disziplinen Medaillen zu gewinnen“, sagte DSV-Sportdirektorin Karin Orgeldinger. Bei den Wettbewerben vor zwei Jahren in Falun (Schweden) gewann das DSV-Team fünf Goldmedaillen.


Nordische Kombination
Wenn es deutsche WM-Medaillen geben wird, dann sicher in der Nordischen Kombination. Mit Johannes Rydzek (Oberstdorf), Eric Frenzel (Oberwiesenthal) und Fabian Rießle (Breitnau) gehen die drei Führenden des Gesamtweltcups als Favoriten in die WM. 18 der 19 Einzelwettbewerbe in diesem Winter haben die deutschen Kombinierer gewonnen. „Viermal Gold ist möglich, meine Jungs sind in Topform“, sagt Bundestrainer Hermann Weinbuch. „Eric und ich schenken uns nichts, wir pushen uns gegenseitig“, sagte Rydzek, der acht Saisonsiege feierte. Frenzel kam bislang auf sieben.


Skispringen (Männer)
Eine Schwächung der Mannschaft ist der Ausfall Severin Freunds. Der Weltmeister hatte sich im Training einen Kreuzbandriss zugezogen und fällt für den Rest der Saison aus. Neuer Hoffnungsträger ist Andreas Wellinger, der im Gesamtweltcup Sechster ist und in den vergangenen Wochen immer weiter sprang. Seit Mitte Januar war er nie schlechter als Fünfter, gewann das Springen in Willingen. „Andi fährt das erste Mal als Medaillenkandidat zu einer WM. Er kann das schaffen“, sagt Bundestrainer Werner Schuster, der auch die anderen Springer wie Markus Eisenbichler oder Richard Freitag in die Pflicht nimmt. „Wir wollen im Einzel und mit dem Team aufs Podest.“


Skispringen (Frauen)

Bei den Frauen gehen Titelverteidigerin Carina Vogt und Katharina Althaus mit einem Weltcup-Doppelsieg im Rücken in die Wettbewerbe. Im slowenischen Ljubno hatte Althaus vor einer Woche vor ihrer Teamkollegin gewonnen. Althaus und Vogt sind zugleich die beiden Topstarterinnen im Mixed-Wettbewerb. In dieser Disziplin hatten beide bei der WM 2015 mit Freitag und Freund Gold gewonnen.


Skilanglauf (Männer)

Bei der WM 2015 in Falun verpassten die beiden Thüringer Tim Tscharnke und Thomas Bing im Teamsprint nur um 0,38 Sekunden die Bronzemedaille. In diesem Winter gelang beiden noch kein Top-Ten-Resultat. Hinzu kommt: Tscharnke ist erneut erkrankt und meldete sich beim Weltcup am Wochenende im estnischen Otepää ab. „Tim kann höchstens zur zweiten Woche nach Lahti kommen“, sagt Andreas Schlütter, Sportliche Leiter der Langläufer.


Skilanglauf (Frauen)

Die Medaillenhoffnungen im Skilanglauf ruhen auf den Frauen. Victoria Carl gelang in diesem Winter mit der Staffel bereits ein starkes Resultat. Beim Weltcup im Januar im schwedischen Ulricehamn lief das deutsche Quartett mit Carl, Sandra Ringwald, Katharina Hennig und Steffi Böhler auf Rang zwei. Es war ein Achtungszeichen, verbunden mit der Hoffnung, dass auch die Langläufer mit einer WM-Plakette heimkehren. „Eine Medaille mit der Staffel ist möglich“, sagt Schlütter.


Austragungsort
Die knapp 103.000 Einwohner zählende Stadt Lahti, etwa 100 Kilometer nördlich von Helsinki gelegen, ist zum siebten Mal Ausrichter der Welttitelkämpfe. Zuletzt gastierte die WM im Februar 2001 in der finnischen Stadt. Zum ersten Mal wurden hier 1926 WM-Medaillen vergeben. In den elf Wettkampf­tagen fallen 21 Entscheidungen. Die nächste WM in Deutschland findet im Februar 2021 in Oberstdorf statt.


Wetter
Die Organisatoren machen sich keine Sorgen. „Beide Schanzen sind in exzellentem Zustand sind. Während des gesamten Winters haben wir rund 100.000 Kubikmeter Schnee produziert“, sagt WM-Sportdirektor Tami Kiuru. Allerdings: Wegen des Windes musste das Training der Skispringer und Springerinnen am Mittwoch abgebrochen werden.


Großes Fan-Interesse
Leere Tribünen und kaum Flair an den Langlaufloipen wie zuletzt bei den vorolympischen Weltcups im südkoreanischen Pyeongchang wird es nicht geben. Der erste WM-Sonnabend ist bereits ausverkauft.


Die internationalen Stars

Nach ihrer Babypause ist Norwegens Langlauf-Olympiasiegerin Marit Björgen (36) wieder in Weltklasseform. Beim Weltcup in Otepää als WM-Generalprobe gewann sie das 10-km-Rennen im klassischen Stil. Im Skispringen ist der polnische Vierschanzentournee-Sieger Kamil Stoch (29) der Star.


Fernsehen
Die erste Hälfte (bis 26. Februar) der WM überträgt das ZDF, am 27. Februar übernimmt die ARD. Eurosport sendet sämtliche Entscheidungen live. Do, 23.2, 14 Uhr: Langlauf, Sprint Freistil Damen und Herren, Qualifikation, ab 16.30 Uhr Finale, Damen und Herren.