Hamburg. Die Eimsbütteler Kaifu-Lodge will mit ihren Mitgliedern altern, aber nicht mehr speziell um Ältere werben. Das sei zu aufwendig

Drei Monate ist es her, als die Eimsbütteler Kaifu-Lodge Mitte November mit Unterstützung des Abendblatts zu einer Aktionswoche für Ältere – und die es werden wollen – einlud. Provokantes Motto: „Mit 50 fitter als mit 30!“ Jetzt hat das Fitnesscenter die Veranstaltungsreihe ausgewertet, zu der mehr als 600 Besucher kamen, und erste Konsequenzen gezogen.

„Menschen über 60 Jahre, die zuvor nie regelmäßig Sport getrieben haben, sind nach unseren jetzigen Erfahrungen ein betreuungsintensives Klientel, das nur mit hohem personellen Aufwand an uns zu binden wäre. Sie erwarten viel, wollen an die Hand genommen werden. Diese Qualität können wir auf Dauer nicht leisten“, sagt Kaifu-Lodge-Geschäftsführer Cornelius Hasselbach. Unter ökonomischen Aspekten würden sich diese Anstrengungen letztlich nicht lohnen. Fast alle kommerziellen Studios in Hamburg schätzen diese Herausforderung ähnlich ein und verzichten auf entsprechende Senioren-Angebote.

Dennoch will die Kaifu-Lodge diese Altersgruppe nicht ausschließen. Im Gegenteil, mit ihr sollen neue Communities entstehen. „Wir werden mit unseren Mitgliedern natürlich älter, passen gemeinsam mit unseren Trainern und Aktiven unsere Kurse an die neuen Zielgruppen an, wir werden aber künftig nicht mehr speziell um Senioren werben“, sagt Fitnessmanagerin Solveig Schlüter. Zurzeit beträgt das Durchschnittsalter der knapp 9000 Mitglieder noch 37 Jahre. „Wir sind jedoch schon heute ein Drei-Generationen-Haus, für Kinder, Mütter/Väter und Omas und Opas, die immer öfter gemeinsam Sport treiben oder uns gemeinsam besuchen“, sagt Schlüter. Besonders die Mutter-Kind-Kurse hätten in den vergangenen Jahren erheblich an Zulauf gewonnen.

Um mit Sport zu beginnen, ist es nie zu spät. Auch im fortgeschrittenen Alter lassen sich selbst mit mäßiger Bewegung erstaunliche gesundheitliche Ergebnisse erzielen. Wer regelmäßig aktiv ist, verlängert sein Leben und erhöht seine Lebensqualität, wissen die Mediziner. „Wer aber nicht mit 30 oder 40 angefangen hat, für den Sport keine alltägliche Routine geworden ist, dem fällt es im fortgeschrittenen Alter zunehmend schwer, sich für Bewegung zu motivieren“, sagt Hasselbach. Nicht-sportliche Senioren sähen weniger den Präventionseffekt sportlicher Betätigung, sie suchten vielmehr für Probleme wie Knie-, Rücken- oder Schulterbeschwerden Lösungen, „doch in diesen Fällen sind sie in der Reha besser aufgehoben als in einem Fitnessstudio“.

Setzte die Kaifu-Lodge um die Jahrtausendwende verstärkt auf ein junges Publikum und ließ die Wellness-Suchenden ziehen, ist seit drei Jahren – mit dem Umbau der Anlage – ein Paradigmenwechsel zu beobachten. „Gerade Ältere tragen zu einer guten Atmosphäre bei, weil sie Geduld aufbringen, Respekt zeigen, ihn aber auch erwarten. Das tut uns allen gut“, sagt Schlüter. Die 100 Trainer seien nun gefordert, ihre Programme auf die unterschiedlichen Anforderungen einzustellen, „damit sich jeder nach seinen Fähigkeiten auspow­ern kann, ohne sich zu überfordern“.

Gemeinsam mit den Mitgliedern, vor allem den älteren, will die Kaifu-Lodge künftig Kurse entwickeln. Neu sind zum Beispiel gelenkschonendes Spinning 50+ (statt Jogging) und Angebote, die sportliche Basics vermitteln. Was wie wann von wem gewünscht wird, soll jetzt regelmäßig in Workshops (siehe unten) erörtert werden.

Club Matinée, Ü-45-Aktivitäten, Cardio­training & Stretching, Theorie und Praxis, Mittwoch, 10.30 bis 12 Uhr, Kaifu-Lodge, Bundesstraße 107. Infos unter: 040/40 12 81.