Hamburg. Nach Ausfall von Spielmacherin Maria Kirsten wurde sie im Volleyball-Team Hamburg umgeschult – und fühlt sich wohl damit.

Niederlagen seien ein Grund, so schreibt es Anisa Sarac in ihrem Profil auf der Internetseite des Volleyball-Teams Hamburg (VTH), noch härter an sich zu arbeiten. Dass das nicht nur eine hohle Phrase ist, hat die 21-Jährige in den vergangenen Wochen nachgewiesen. Keine andere Spielerin im Kader des Zweitligateams, das an diesem Sonnabend (17 Uhr, CU-Arena) gegen die zweite Mannschaft des Köpenicker SC antritt, hat eine solche Wandlung vollzogen wie die gebürtige Hamburgerin, die ihren Namen dem aus Bosnien stammenden Vater verdankt.

Weil Stammzuspielerin Maria Kirsten nach dem Tod ihres Vaters in ihre Heimat Dresden zurückkehrte, stand der ambitionierte Erstligaabsteiger im Oktober ohne Stellerin da, die wichtigste Position war mit der damals nicht zweitligareifen Karolin Buchert unterbesetzt. Das VTH rutschte in den Tabellenkeller, eine Nachverpflichtung war aus finanziellen Gründen nicht möglich, der damalige Cheftrainer Ali Hobst musste also improvisieren.

Team so schnell wie möglich eine Hilfe sein

So kam Anisa Sarac ins Spiel. Die 182 Zentimeter große Absolventin der Eliteschule des Sports am Alten Teichweg hatte erst mit 15 Jahren bei WiWa Hamburg mit dem Volleyball begonnen und vorrangig im Mittelblock gespielt. „Aber weil Anisa die Offenheit für neue Lerninhalte mitbringt, und weil sie die nötige Schnelligkeit und Technik hat, haben wir uns entschieden, sie zur Zuspielerin umzuschulen“, sagt Slava Schmidt, der unter Hobst Co-Trainer war und diesen im Dezember beerbte.

Anisa Sarac erinnert sich mit Schaudern an die ersten Spielzüge auf der neuen Position. „Ich habe versucht, die Gedanken an die Umstellung wegzuschieben, um nicht zu aufgeregt zu sein“, sagt sie. Grundsätzlich sei sie eine selbstständige Spielerin, die nicht viel Anleitung von außen brauche. Und so spielte sie so frei wie möglich drauflos, erarbeitete sich im Training die neuen Inhalte und versuchte, dem Team so schnell wie möglich eine Hilfe zu sein.

„Ich sehe mich als Universalspielerin“

Die größte Veränderung sei gewesen, „dass ich jetzt viel mehr das Spiel des Gegners beobachte, um zu lesen, welche Zuspiele für unsere Angreifer gewinnbringend sein können“. Als Mittelblockerin sei man bisweilen wenig am Spiel beteiligt, wenn keine verwertbaren Zuspiele kommen. „Nun bin ich in fast jeden Angriff eingebunden und muss viel mehr antizipieren. Das macht es spannender, aber auch komplizierter.“

„Die Umstellung ist sehr schwierig, so etwas geht nicht innerhalb von zwei Monaten“, sagt Cheftrainer Schmidt. „Natürlich haben wir Maria Kirstens Abgang noch nicht zu 100 Prozent kompensiert, dennoch sind wir Anisa zutiefst dankbar, dass sie die Rolle angenommen hat und so toll ausfüllt“, sagt Clubchef Volker Stuhrmann. Sarac selbst genießt den Wechsel der Perspektive, den ihr die Umstellung beschert hat. „Es tut gut, seinen Horizont zu erweitern. Ich sehe mich als Universalspielerin und kann jetzt eher behaupten, dass ich das Spiel komplett verstanden habe“, sagt sie.

Harte Arbeit hat sich schon ausgezahlt

Von Zuspielerinnen der Gegner schaut sie sich ebenso Dinge ab wie von Karo Buchert, die ihr eine große Hilfe sei, obwohl Sarac ihr streng genommen ja die Position streitig gemacht hat. „Wir denken nur ans Team, und mir tut es gut zu wissen, dass Karo da ist, wenn ich mal nicht gut spiele“, sagt Anisa Sarac, die durchaus Interesse hätte, auf Dauer das Spiel zu lenken. „Ich spüre, dass ich noch viel Potenzial habe, um besser zu werden“, sagt sie. Die harte Arbeit hat sich zwar schon ausgezahlt, angekommen ist das aber noch nicht überall. In ihrem Internetprofil steht unter Position nur „Mitte“. Aber auch daran lässt sich arbeiten.