Frankfurt/Main. Die Hamburger Alexander und Mischa Zverev spielen von Freitag an gegen Belgien als erstes Brüderpaar gemeinsam für Deutschland.

Applaus brandete auf im Kaisersaal des Römer, als Peter Feldmann die historische Bedeutung dessen herausstellte, was deutsche Tennisfans an diesem Wochenende erleben werden. „Erstmals tritt ein Brüderpaar für Deutschland im Daviscup an. Ich beglückwünsche Alexander und Mischa Zverev für diese Leistung“, sagte der Oberbürgermeister der Stadt Frankfurt, die am Donnerstagmittag zur Auslosung der Partien für das Erstrundenduell zwischen Deutschland und Belgien in ihr Rathaus geladen hatte.

Alexander und Mischa Zverev saßen, getrennt nur durch den zwischen ihnen platzierten Philipp Kohlschreiber, auf dem Podium und nahmen die Huldigung in der Form auf, die man hatte erwarten können: Alexander (19) mit souverän wirkender Gleichgültigkeit, Mischa (29) mit einem freundlichen Lächeln; entsprechend ihrem Naturell, das die beiden Hamburger zu so unterschiedlichen Typen macht, die sich vielleicht auch deswegen so perfekt ergänzen.

Ihre Sonderstellung, erstmals gemeinsam für die deutsche Nationalmannschaft nominiert worden zu sein, wollten die beiden Hamburger nicht mehr kommentieren. Es gehe letztlich doch nur darum, mit dem Team Erfolg zu haben, sagte Alexander. Außerdem hätten sie in den vergangenen Tagen schon genug darüber geredet. Und ob es überhaupt dazu kommt, dass die Zverevs Seite an Seite aufschlagen, steht noch gar nicht fest.

Zverevs träumen vom gemeinsamen Doppel

Die Einzel am Freitag (Beginn 14 Uhr, Livebilder nur beim kostenpflichtigen Streamingdienst dazn.com) bestreiten zunächst der Augsburger Philipp Kohlschreiber (33/Nummer 29 der Weltrangliste) gegen Belgiens Nummer eins Steve Darcis (32/Nr. 58) und anschließend Alexander Zverev (19/Nr. 22) gegen Arthur De Greef (24/Nr. 143). Für das Doppel sind Mischa Zverev (29/Nr. 35) und der Warsteiner Jan-Lennard Struff (26/Nr. 59) nominiert. „Wir warten aber die Eindrücke vom Freitag ab, ehe ich festlege, wer im Doppel spielt“, sagte Teamchef Michael Kohlmann, der nach der Absage von Belgiens Spitzenmann David Goffin und angesichts einer 8:0-Bilanz gegen Belgien „die Favoritenrolle nicht von mir weisen“ wollte.

Dass ein gemeinsamer Einsatz im Doppel die Erfüllung eines Lebenstraums wäre, wollen die Zverevs aber nicht verhehlen. Das Doppel Zverev/Zverev gab es schon bei diversen Turnieren, und niemand müsse befürchten, dass es in der Fraport-Arena am Sonnabend so schnell gehen würde wie 2016 am Hamburger Rothenbaum, als die Brüder, genervt vom Erstrundenaus des Jüngeren, ihr Match gegen Lukasz Kubot/Alexander Peya (Polen/Österreich) in 39 Minuten 0:6, 2:6 abschenkten. „Natürlich war es für mich immer ein Ziel, einmal mit Sascha für Deutschland zu spielen“, sagt der in Moskau geborene Mischa, der zum bislang einzigen Mal 2009 beim Viertelfinale in Spanien im Daviscup Doppel spielte. Sein Bruder war lediglich im vergangenen Jahr bei der Erstrundenpleite gegen Tschechien im Team und verlor seine beiden Einzel.

Ärger über Zverev-Brüder verflogen

Vergessen ist im Deutschen Tennis-Bund der Ärger aus dem vergangenen Herbst, als sich die Brüder für das Relegationsspiel gegen Polen in Berlin aus Termingründen vom Team abgemeldet hatten. Man sei froh, die Zverevs, die mit ihren jüngsten Auftritten bei den Australian Open begeisterten – Alexander scheiterte in Runde drei in fünf Sätzen an Finalverlierer Rafael Nadal, Mischa nach dem Triumph über den Weltranglistenersten Andy Murray erst im Viertelfinale an Turniersieger Roger Federer –, dabei zu haben. „Sie bringen frischen Wind und gute Laune“, lobte auch Leitwolf Kohlschreiber.

Das liegt daran, dass sich die Brüder untereinander verstehen wie beste Freunde. Schon früh duellierten sie sich im Garten des Elternhauses im Hamburger Stadtteil Lemsahl in allen möglichen Sportarten. Alexander war auf vielen Turnierreisen dabei – und lernte dadurch, die Fehler im Umgang mit Ernährung und Regeneration zu vermeiden, die Mischa machte. Mischa, der die beiden Bruderduelle auf der ATP-Tour – 2012 in Dallas, 2014 in Houston – gewinnen konnte, hatte sich früh damit abgefunden, dem als talentierter geltenden Bruder zum Höhenflug zu verhelfen.

„Wenn er es in die Top Ten schafft, haben wir unser Ziel erreicht“, sagte er im Sommer 2015, als er nach diversen Verletzungen aus den besten 1000 der Welt gerutscht war. Nun gemeinsam mit „dem Kleinen“ Geschichte schreiben zu können, das ist für Mischa Zverev mehr, als er zu hoffen gewagt hätte.