Frankfurt/Oakland. Kapitän der US-Fußballer und andere reagieren emotional auf Einreiseverbote. Auch Werder-Trainer Nouri schaltet sich in Debatte ein.

Der Deutsche Olympische Sportbund (DOSB) hat das von US-Präsident Donald Trump verfügte Einreiseverbot für Menschen bestimmter Nationalität scharf kritisiert. "Im Sport gibt es klare Regeln und ein klares Grundverständnis: Nämlich weltweiten Zugang, unbenommen der Frage der Religion und der Herkunft", sagte DOSB-Präsident Alfons Hörmann am Montag auf dem Neujahrsempfang der Dachorganisation in Frankfurt/Main.

"Ein Bärendienst für Los Angeles"

"Deshalb ist eine solche Vorgehensweise schlichtweg schwierig und inakzeptabel“, sagte Hörmann. Zumal sie aus einem Land komme, das sich mit Los Angeles um Olympische Spiele und Paralympics bewirbt. "Wer 2024 das weltgrößte Sportfest in seinem Land haben möchte, bereitet dem Projekt einen Bärendienst mit so einem Beschluss", meinte Hörmann. "Wir hoffen auch deshalb noch auf ein Umdenken."

Hörmann: "Sind sicher auch betroffen"

Trump hatte in der vergangenen Woche verfügt, dass Bürger aus den überwiegend muslimischen Ländern Iran, Sudan, Syrien, Libyen, Somalia, Jemen und Irak in den nächsten 90 Tagen nicht mehr in die USA einreisen dürfen. Flüchtlingen weltweit wurde die Einreise für 120 Tage untersagt, syrischen Flüchtlingen sogar auf unbestimmte Zeit.

Ein Gericht in New York entschied jedoch, dass der Erlass gegen die US-Verfassung verstößt. Die Klärung soll vermutlich in einigen Wochen erfolgen. "Wir haben noch nicht geprüft, ob Athleten von uns betroffen sind. Aber es wird sicher so sein", sagte Hörmann.

Nach Trumps neuerlichen Aussagen sah sich auch Werder Bremens deutsch-iranischer Trainer Alexander Nouri gezwungen, ein öffentliches Statement zu verfassen. „Im Sport würde der US-Präsident für sein Verhalten wohl eine Rote Karte für unsportliches Verhalten kassieren“, schrieb Nouri am Montag auf Facebook. „Die jüngsten Entscheidungen bedeuten nicht weniger, als dass ich aufgrund meiner doppelten Staatsbürgerschaft derzeit nicht in die USA fliegen darf.“ Der 37-Jährige, der die Norddeutschen seit vergangenem Herbst trainiert, ist der Sohn einer Deutschen und eines Iraners.

Er sei besorgt, „wie unsere demokratischen Errungenschaften der letzten Jahrzehnte gerade mit Füßen getreten werden“, schrieb der Coach weiter. Die Situation von Freunden und Familienmitgliedern in den Vereinigten Staaten machten ihm Sorgen. „Kein demokratisch denkender Mensch darf es hinnehmen, dass andere Menschen pauschal verurteilt und abgestraft werden“, forderte Nouri.

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Ex-Bundesligaprofi mit starkem Statement

Auch der US-amerikanische Sport reagiert mit Entsetzen und Wut auf die Einreiseverbote. "Das ist schockierend. Ich denke, es ist eine entsetzliche Idee. Ich fühle mit allen Menschen, die davon betroffen sind“, sagte der Basketball-Coach Steve Kerr von den Golden State Warriors am Montag. Der Kapitän der amerikanischen Fußball-Nationalmannschaft, Michael Bradley, schrieb auf Instagram, er sei „traurig und beschämt“.

„Als Trump gewählt wurde, habe ich nur gehofft, dass der Präsident Trump ein anderer sein würde als der Wahlkämpfer Trump. Dass die fremdenfeindliche, frauenfeindliche und narzisstische Rhetorik ersetzt wird durch eine bescheidenere und maßvollere Art, unser Land zu führen. Ich habe mich geirrt“, schrieb der frühere Profi von Borussia Mönchengladbach. Der Erlass sei nur das jüngste Beispiel, wie weit Trump von dem Land und dem richtigen Weg entfernt sei.

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Terror-Opfer Kerr wendet sich gegen Trump

Kerr, der die Warriors 2015 zum NBA-Titel geführt hatte, warnte: „Familien werden auseinander gerissen, und ich mache mir Sorgen, was das für die Sicherheit der Welt bedeutet.“ Der Vater des Basketball-Trainers wurde als Präsident der American University in Beirut ermordet, als Steve Kerr 18 Jahre alt war.

Er spreche daher selbst als Terror-Opfer, erklärte Kerr. „Wenn wir versuchen, Terrorismus zu bekämpfen, indem wir Menschen daran hindern, in dieses Land zu reisen, indem wir gegen die Prinzipien dessen verstoßen, wofür dieses Land steht, und Angst erzeugen, ist das der falsche Weg“, warnte er. „Das schürt Angst und Entsetzen.“ Sein NBA-Kollege Gregg Popovich von den San Antonio Spurs nannte den Erlass „erschreckend“. „Wir werden sehen, wohin das führt.“

Was passiert mit Bewerbung für Fußball-WM?

Bereits direkt nach dem Dekret hatten Organisationen wie die NBA und das amerikanische Nationale Olympische Komitee (NOK) auch mit Blick auf die Bewerbung von Los Angeles für die Olympischen Sommerspiele 2024 Aufklärung von der US-Regierung verlangt. Die genauen Auswirkungen auf den US-Sport waren zunächst allerdings noch unklar.

Der Präsident des amerikanischen Fußball-Verbandes, Sunil Gulati, ließ eine mögliche Bewerbung der USA für die WM 2026 angesichts des Erlasses offen. „Der Sport beinhaltet auch die Bewegungsfreiheit von Spielern und Ideen“, sagte er Medienberichten zufolge. „Wie sich das auf Sportereignisse auswirkt, ist offen gesagt im Moment zweitrangig. Die Auswirkungen des Erlasses gehen weit darüber hinaus.“

Superstar Farah reagiert emotional

Der Leichtathletik-Weltverband IAAF teilte der Deutschen Presse-Agentur in einer ersten Stellungnahme mit: „Wir müssen uns der Folgen dieser neuen US-Immigrationspolitik ganz deutlich bewusst werden. Wir brauchen nun die Gewissheit, dass sie keine nachteiligen Auswirkungen auf die Weltmeisterschaften 2021 in den USA hat.“ In vier Jahren wird die WM in Eugene im Bundesstaat Oregon stattfinden.

Auch der viermalige Olympiasieger und Leichtathletik-Superstar Mo Farah aus Großbritannien reagierte emotional auf den Erlass. Der gebürtige Somalier, der in den USA lebt, kritisierte, Trump habe ihn „zum Fremden gemacht“. Später sagte seine Sprecherin, die Order gelte nicht für ihn: „Mo ist erleichtert, dass er zu seiner Familie zurückkehren kann, wenn sein derzeitiges Trainingslager beendet ist.“