Hamburg. HTHC-Hockeyherren siegen dank cleverem Taktik-Schachzug. Vier Hamburger Teams spielen um Hallentitel

Doch, sagte Tobias Walter, duschen wolle er schon. „Ist ja nicht so, dass ich gar nichts getan hätte“, lachte der Torhüter der Hockeyherren des Harvestehuder THC, und das stimmte. 26 Minuten hatte er im Viertelfinalduell um die deutsche Hallenmeisterschaft gegen die Zehlendorfer Wespen versucht, Gegentore zu verhindern. Gelungen war es leidlich. 1:3 lag der Nordmeister gegen den Ostzweiten zurück, und weil HTHC-Cheftrainer Christoph Bechmann gesehen hatte, dass sich sein Team bei fünf gegen fünf gegen die extrem tief verteidigenden Berliner schwer tat, Torchancen zu kreieren, machte er nach 26 Minuten den entscheidenden Schachzug.

Für Nationaltorhüter Walter kam Xaver Hasun als sechster Feldspieler, in Überzahl gelang noch vor der Pause der Ausgleich, und weil seine Maßnahme so gut gefruchtet hatte, blieb Bechmann ihr die gesamte zweite Halbzeit über treu. Mit dem fliegenden Torwart Hasun siegten die Schwarz-Gelben 12:6 und sicherten sich damit ihren Platz im Final-Tour-Endrundenturnier in Mülheim an der Ruhr, wo am kommenden Sonnabend im Halbfinale Rot-Weiß Köln der Gegner sein wird. Weil bei den Damen der HTHC und der Uhlenhorster HC sowie bei den Herren der Club an der Alster ebenfalls ihre Viertelfinals gewannen, ist die Hockey-Hochburg Hamburg mit vier Teams in Mülheim vertreten. Welch ein Kontrast zum vorigen Jahr, als – ohne die in der Olympiavorbereitung befindlichen Nationalspieler – die Endrunde in Lübeck ohne Hamburger Beteiligung stattfand.

Xaver Hasun hatte nach dem Kraftakt ein tomatenrotes Gesicht, dennoch überwog die Freude beim Österreicher die körperliche Erschöpfung. „Natürlich kostet es viel Kraft, wenn man eine Halbzeit durchspielen muss. Aber mir hat es Spaß gemacht“, sagte der 23-Jährige, der von seinen Teamkollegen gefeiert – und dennoch von einem Landsmann übertrumpft wurde. HTHC-Topscorer Michael Körper hatte mit acht Toren – sechs Strafecken, einem Siebenmeter und einem Treffer mit der Schlusssirene ins leere Tor – entscheidenden Anteil am Triumph. Daniel von Drachenfels (2), Leon Willemsen und Hasun schossen die weiteren Tore. Das Lob leitete der 30 Jahre alte Nationalstürmer Körper indes an seinen Coach weiter: „Das Überzahlspiel war ein mutiger, aber richtiger Taktikzug von Bechi. So konnten wir mehr Druck ausüben und sind über die Ecken ins Spiel gekommen. Das war der Wendepunkt!“

Bechmann selbst kommentierte seine couragierte Idee in der ihm üblichen Trockenheit. „Ich hatte das schon vor der Partie im Kopf, habe es den Jungs aber nicht gesagt. Wir sind auf jeder Position besser besetzt, deshalb war das Risiko begrenzt. Und weil es funktioniert hat, bin ich auch bei Viertoreführung dabei geblieben“, sagte er.

Während an der Barmbeker Straße immerhin bis zehn Minuten vor Schluss Spannung herrschte, hätte man neun Kilometer nordöstlich am Wesselblek wohl Alfred Hitchcock, Agatha Christie, Henning Mankell und Sebastian Fitzek in der Halle gebraucht, um aus dem Duell der UHC-Damen mit dem ATV Leipzig einen Schocker zu machen. Eine vor allem defensiv durchschnittliche Leistung reichte der Auswahl von Cheftrainer Claas Henkel für ein nie gefährdetes 9:3 (5:1), zu dem Katharina Otte, Marie Mävers, Céline Wilde (je 2), Janne Müller-Wieland, Charlotte Stapenhorst und Marleen Müller Zählbares beitrugen. Die bei einem Lattentreffer und einem vergebenen Siebenmeter glücklose Nationalstürmerin Lisa Altenburg, die kurz vor Spielende einen Pferdekuss am linken Bizeps erlitt, freute sich vor allem darüber, „dass Leipzig sich nicht hinten reingestellt, sondern mitgespielt hat.“

So konnten die „Uhlen“ immerhin schon das schnelle Umschalten üben, das ihnen im Halbfinale gegen den Düsseldorfer HC zum Erfolg verhelfen könnte – sofern sie die Torchancen dann effektiver verwerten als gegen Leipzig. „Wir wissen, dass wir gegen den DHC konzentrierter und besser spielen müssen“, sagte Henkel, „aber wir wissen auch, dass wir das können.“ Die Rheinländerinnen sind als Champion 2015 und Vizemeister 2016 das Hallentopteam der vergangenen Jahre. „Insofern erwarte ich ein würdiges Halbfinale“, sagte der UHC-Coach.

Ein solches haben sich auch die HTHC-Damen verdient, die in einem Kraftakt nach Toren von Anne Deupmann (3), Franzisca Hauke, Emma Nolting und Friderike Hauschildt 6:5 (3:1) beim Berliner HC gewannen und nun Südmeister und Titelverteidiger Mannheimer HC herausfordern dürfen. Alsters Herren, für die beim 4:3 (2:2) bei Blau-Weiß Berlin Niklas Bruns, Jonathan Fröschle, Patrick Schmidt und Dieter Linnekogel trafen, spielen ebenfalls gegen den Mannheimer HC.