Hamburg. HSV-Profi Matthias Ostrzolek spricht vor dem Spiel in Ingolstadt über Meditation, Manuka-Honig und seinen auslaufenden Vertrag.

Mit großen Schritten geht Matthias Ostrzolek die Treppen des Volksparkstadions hinauf. Zwei Stufen mit jedem Schritt. Während seine Kollegen sich unterhalten, nutzt der 26-Jährige auch diesen Moment vor dem Auswärtsspiel beim FC Ingolstadt (15.30 Uhr/Sky und Abendblatt-Liveticker) für einen kleinen Trainingsreiz. Kein anderer HSV-Profi arbeitet so akribisch an seiner Fitness wie Ostrzolek. Der Lohn: Seit einem Jahr hat der Linksverteidiger kein Training verpasst und sich auch dadurch auf der neuen Position im defensiven Mittelfeld unersetzlich gemacht.

Herr Ostrzolek, in Ihrem Umfeld sagt man, Sie seien ein wenig verrückt. Stimmt das?

Matthias Ostrzolek: Können Sie das konkretisieren?

Es heißt, niemand würde so extrem auf seinen Körper achten wie Sie.

Ostrzolek: In der Hinsicht bin ich wohl wirklich nicht ganz normal (lacht). Ich tue viel für meinen Körper, er ist die wichtigste Komponente für meine Arbeit. Deswegen gehe ich sehr sorgfältig mit ihm um.

Walace zum HSV?

Wie sieht die Vorbereitung auf das Spiel in Ingolstadt bei Ihnen aus?

Ostrzolek: Wenn wir vor dem Spiel im Hotel sind, mache ich am Abend vorher meine Yoga-Übungen. Morgens geht es mit Meditation weiter. Seit einem Jahr habe ich diese Elemente in meinen Alltag eingebaut. Außerdem habe ich im Sommer meine Ernährung umgestellt.

Sind Sie auch unter die Veganer gegangen?

Ostrzolek: Das nicht, aber ich ernähre mich jetzt glutenfrei und verzichte auf Milchprodukte. Meine Freundin Anne-Kathrin macht das genauso. Gemeinsam probieren wir immer neue Sachen aus. Zudem lese ich viel in Ernährungs- und Fitnessmagazinen und versuche mich auf diesem Gebiet weiterzubilden. Ich kann mir sogar vorstellen, nach der Karriere in die Ernährungsberatung zu gehen.

Was gibt es bei Ihnen zum Frühstück?

Ostrzolek: Wenn wir aufstehen, trinken wir beide erst mal ein großes Glas Wasser und nehmen einen Löffel Manuka-Honig. Danach gibt es ein Stück Ingwer, das ist ziemlich scharf, dafür ist man danach wach (lacht).

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Das klingt schon ein wenig verrückt ...

Ostrzolek: Für mich ist das normal geworden. Ich mache das nicht zwanghaft, mir macht das Spaß. Ich fühle mich körperlich und geistig viel besser. Und ich kann Ihnen sagen, glutenfreie Pasta schmeckt genauso gut. Es gibt sogar glutenfreies Bier. Das habe ich aber noch nicht ausprobiert. Ein Glas Weißwein ist abends schon mal drin.

Ist Ihre Ernährung der Grund, warum Sie nie verletzt sind?

Ostrzolek: Das ist ein Baustein. Natürlich habe ich gute Gene, aber ich tue viel für meinen Körper. Vor jedem Training mache ich zum Beispiel Stabi- und Kraftübungen und nach jeder Einheit gehe ich für fünf Minuten in unser Eisbecken. Im Trainingslager in Dubai hatten wir eine Kältekammer, dich ich häufig genutzt habe. Das war überragend und fördert die Regeneration. Würde es so etwas in Hamburg geben, wäre ich da jeden Tag. Vor Kurzem war ich hier in einer Kryosauna.

Den Begriff müssen Sie uns bitte erklären.

Ostrzolek: Das ist eine Art Kältetonne, in die man hineinsteigt. Lediglich der Kopf ist draußen. Durch verdampfenden Stickstoff wird dann eine Temperatur von -120 bis -160 Grad erreicht. Der Körper reagiert mit einer erhöhten Durchblutung und schüttet diverse Hormone und Endorphine aus. Ich bin mittlerweile sehr kälteresistent und eben gesund. Meine Freundin und ich haben neulich überlegt, wann wir das letzte Mal erkältet waren. Es muss sehr lange her sein, denn wir konnten uns nicht daran erinnern.

Waren Sie schon immer so ein Fitness-Freak?

Ostrzolek: Ehrlich gesagt habe ich früher auch lieber zur Playstation gegriffen und nicht so auf meinen Körper geachtet. Jetzt habe ich die Hälfte meiner Karriere erreicht und weiß, was mir guttut. Ein Sportler lernt mit den Jahren dazu.

Sie haben mit 26 eine neue Position gelernt. Wie schwer fiel Ihnen die Umstellung?

Ostrzolek: Das war für mich komplett neu. Ich hatte nie zuvor im defensiven Mittelfeld gespielt. Man hat ganz andere Spielsituation, das war auch für den Kopf nicht leicht. Ich fand das spannend und habe mich nicht gefragt, was ich falsch machen kann, sondern mich gefreut, dass ich wieder spielen darf. Ich fühle mich auf der Position sehr wohl.

Sind Sie dem Trainer dankbar, dass er Ihnen eine neue Perspektive eröffnet hat?

Ostrzolek: Natürlich bin ich froh, dass er mir die Möglichkeit aufgezeigt hat. Ich war immer der klassische Außenbahnspieler, das sagen alle meine Ex-Trainer. Jetzt aber bin ich vielseitiger, natürlich noch immer ein Linksverteidiger, aber ich sehe mich jetzt eben auch auf der Sechs. Philipp Lahm, Jonas Hector oder „Go“ Sakai zeigen, dass Außenverteidiger auch gut in der Mitte spielen können.

HSV-PK vor dem Spiel gegen Ingolstadt

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    Trotzdem will der HSV noch einen Sechser verpflichten. Macht Ihnen das Sorgen?

    Ostrzolek: Nein, ich sehe das ganz entspannt und professionell. Mir ist klar, dass wir auf dieser Position eine Not hatten, aber die Umstellung hat gut geklappt. Dass sich der HSV auf der Position dennoch umschaut, ist legitim.

    Haben Sie ein ungewisses Gefühl, weil Ihr Vertrag im Sommer ausläuft?

    Ostrzolek: Null Komma null. Ich bin so stark fokussiert darauf, mit dem HSV aus der Situation herauszukommen. Mit dieser Aufgabe identifiziere ich mich voll und ganz. Ich rufe auch nicht jede Woche meine Berater an, ich vertraue ihnen und kann mich auf das Sportliche konzentrieren. Aber natürlich will ich im Sommer nicht ohne Vertrag dastehen.

    Würden Sie gerne beim HSV verlängern?

    Ostrzolek: Natürlich kann ich mir das vorstellen. Aber es hängen viele Faktoren davon ab. Ich bin ein ehrgeiziger Typ, der immer spielen will und sich nicht damit zurechtfindet, auf der Bank zu sitzen. Nur den Vertrag zu verlängern, weil der HSV ein geiler Verein ist und Hamburg eine geile Stadt, ist nicht mein Ding.

    Ihren Marktwert dürften Sie in jedem Fall gesteigert haben ...

    Ostrzolek: Das hoffe ich (lacht). Aber es geht jetzt nicht um Einzelspieler. Das Wichtigste ist der Erfolg des HSV. Der Klassenerhalt steht im absoluten Vordergrund.

    Ist die Mannschaft gefestigter als in den Vorjahren?

    Ostrzolek: Ich habe das Gefühl, dass wir als Team noch mehr zusammengewachsen sind. Jeder zieht mit. Das ist in dieser Situation das Wichtigste. Vor zwei Jahren war die Lage noch kritischer. Jetzt ist eine Entwicklung zu erkennen. Deswegen habe ich keine schlaflosen Nächte.

    Sie schlafen gut vor einem wichtigen Spiel?

    Ostrzolek: Seit ich mich glutenfrei ernähre, schlafe ich richtig gut. Da brauche ich keine Schlaftablette.