Hamburg. Bei den German Open im Taekwondo kam erstmals die neue Bewertung zur Anwendung

Nicht auf allen Matten bekam man am Wochenende bei den German Open im Taekwondo wirklich etwas geboten. Die Veranstalter hatten in den Umläufen der Sporthalle Hamburg aufblasbare Matratzen platziert, auf denen sich erschöpfte Kämpfer zwischen Bergen von Ausrüstung und Sporttaschen von den Strapazen zweier langer Wettkampftage erholen konnten. Umso höher ging es im Innenraum her. Da flogen auf gleich neun Matten Fuß (Koreanisch Tae) und Faust (Kwon), untermalt vom entzückten Kreischen des Anhangs auf der Tribüne.

Zum achten Mal bereits war Hamburg Gastgeber des einzigen deutschen Weltranglistenturniers, das bei aller Ernsthaftigkeit noch immer den Charme eines internationalen Jugendferienlagers verströmt. Fast 1000 Teilnehmer aus mehr als 40 Nationen hatten gemeldet. „Das ist für diesen frühen Termin ein sehr gutes Ergebnis“, sagte Holger Wunderlich, Sportdirektor der Deutschen Taekwondo-Union (DTU).

Im vergangenen Jahr fand das Turnier noch im April statt. Bedingt durch die Belegung der Sporthalle durch die HSV-Handballer blieb diesmal nur ein Termin ganz früh in der Saison. Für einige zu früh: Die bekanntesten deutschen Kämpfer – Olympiateilnehmer und Exweltmeister – waren diesmal nicht dabei.

Einen Vorteil hatte der ungeliebte Termin: Die German Open waren die Weltpremiere für die neuen Wettkampfregeln in der olympischen Kampfkunst. Kicks zur Weste werden demnach höher bewertet als bisher, was es attraktiver machen soll. „Meinem Eindruck nach hat es sich bewährt, es wurde weniger taktiert“, sagte Wunderlich. Und die Hallentechnik spielte auch mit.

Die Nationalkämpfer hatten lediglich einen Lehrgang lang Gelegenheit, sich mit der neuen Bepunktung vertraut zu machen. Özlem Gürüz (17) gelang die Umstellung offenbar besonders gut. Die deutsche Meisterin von der Stellinger Sportschule Tangun kämpfte sich bis ins Halbfinale der Klasse bis 46 Kilogramm, in dem sie der Belgierin Maryam Ismaili durch Golden Point unterlag. „Ein toller Erfolg für ihr junges Alter“, sagte Wunderlich. Gürüz könnte eine der drei bis vier Kämpferinnen und Kämpfer sein, mit denen die DTU 2020 bei den Spielen in Tokio vertreten sein will.