Melbourne. Sechs deutsche Tennisprofis scheitern in der ersten Runde der Australian Open

Der Tank von Tommy Haas war leer, dafür hatte Alexander Zverev trotz eines Marathonmatches in der Sommerhitze von Melbourne noch Kraft für eine Kampfansage. Während der Teenie bei den Australian Open weiter für Furore sorgen will, endete das Comeback des 38 Jahre alten Haas nach 454 Tagen vorzeitig. „Ich war kurzatmig und habe mich nicht gut gefühlt. Und auch von den Gedanken und den Emotionen her war ich im Kopf so müde wie noch nie“, sagte Haas nach seiner Aufgabe im Erstrundenmatch gegen Benoît Paire (Frankreich) und meinte: „Ich hatte das Gefühl, nicht mehr gerade stehen und etwas denken zu können.“

Beim Stand von 6:7 (2:7), 4:6 nach 1:39 Stunden sah der „ewige Tommy“ auf dem abgelegenen Court 8 die Sinnlosigkeit seiner Bemühungen an diesem Tag ein. Obwohl die Fans wild applaudierten, war es ein trauriger Abgang des dreimaligen Halbfinalisten (1999, 2002, 2007), der bei keinem anderen der vier Majors so große Erfolge gefeiert hatte wie im Melbourne Park.

Der 19 Jahre jüngere Zverev hatte nach dem 6:2, 3:6, 5:7, 6:3, 6:2 gegen Robin Haase (Niederlande) noch Energiereserven übrig. „Ich bin bereit für die großen Matches. Gegen Nadal ist ein schweres Spiel angesagt“, kündigte Zverev an. Was das Toptalent aus Hamburg vergaß – oder nicht sagte: Vor einem möglichen Duell am Sonnabend mit der ehemaligen Nummer eins Rafael Nadal (Spanien) muss Zverev noch am Donnerstag gegen Qualifikant Frances Tiafoe aus den USA bestehen.

Zverev ist einer von acht deutschen Profis, die ihr Auftaktmatch überstanden haben. Zu diesem Kreis zählt auch die frühere Viertelfinalistin Andrea Petkovic (Darmstadt) nach dem 6:3, 6:2 gegen Kayla Day (17/USA).

Haas gehört dagegen zu den sechs Spielern, die ausgeschieden sind. Dennoch bereut der Publikumsliebling nichts: „Es war die richtige Entscheidung, hier zu spielen.“ An ein sofortiges Karriereende dachte Haas trotz des erneuten Rückschlags nicht. Dafür gibt es einen „großen Grund“ für den ehemaligen Weltranglistenzweiten (Mai 2002): „Mein Traum ist es, dass mich meine sechsjährige Tochter aus der Box spielen sieht. Und dass sie das ihr ganzes Leben lang nicht mehr vergisst.“

Zverev hat da ganz andere Ziele. Mit welchem Selbstvertrauen der hochveranlagte 1,98-Meter-Schlaks die Dinge angeht, zeigte er bei Temperaturen von 35 Grad Celsius in der Hisense Arena. Auch durch einen 1:3-Rückstand im vierten Satz ließ sich Zverev nicht verunsichern – und gewann neun Spiele in Serie. „Ich habe einfach zwischendurch meinen Frust rausgelassen“, sagte der Juniorensieger von 2014 über einen Wutausbruch, bei dem er seinen Schläger zertrümmerte.