Der ehemalige Bayern-Coach erlebt nach dem 2:4 bei Leicester City seine erste echte Krise mit Manchester City. Chelsea wieder Erster.

Manchmal verbarg Pep Guardiola an der Seitenlinie das Gesicht in seinen Händen. Zeitweise verfolgte er das 2:4 (0:3)-Desaster bei Leicester City auch mit einem Ausdruck, als würde der Weihnachtsmann ihm dieses Jahr kein Geschenk unter den Baum legen wollen. Für den so perfektionistisch gestrickten Ex-Bayern-Coach war der Auftritt von Manchester City offenkundig eine Quälerei, auch wenn er später seine Mannschaft öffentlich schützte.

Verantwortung übernommen

"Ich bin nicht enttäuscht von meinen Spielern. Ich kann nicht behaupten, dass wir schlecht gespielt haben. Ich hoffe, dass wir uns verbessern können", sagte Guardiola, und nahm die Verantwortung für die herbe Pleite auf sich. Er müsse analysieren, meinte der Katalane, er brauche wie jeder Coach einfach etwas mehr Zeit.

Experten sehr kritisch

Doch nach der zweiten Niederlage der Skyblues in Folge und der Aussicht, insbesondere auf den FC Chelsea weiteren Boden zu verlieren, rumorte das Umfeld vernehmlich. Presse und TV-Experten nahmen Guardiola in bisher nicht gekannter Schärfe ins Visier. Die Manchester Evening News attestierten dem 45-Jährigen nach einer "Katastrophe" etwa "die größte Krise seiner Trainerkarriere, nachdem die Blues von gewöhnlich hin zu furchtbar schlingerten".

Die Art, wie Guardiola in der Defensive agieren lasse, sei "Kamikazefußball". Genauso wie bei Bayern München zieht der erfolggewohnte Coach seinen Stil in Manchester durch - dazu gehört neben dem Ballbesitz auch das extrem hohe und konteranfällige Verteidigen. Es sei vielleicht sein Fehler gewesen, sagte Guardiola, dass die langen und die zweiten Bälle nicht kontrolliert worden seien. Aber er wolle, er müsse den Fußball spielen lassen, "den ich fühle".

Entrüstung! Keine Tacklings

Für Entrüstung auf der Insel sorgte er zudem mit der Aussage, dass er im Training keinen Wert auf Tacklings lege. Im englischen Fußball! Kein Tackling! Die dänische Torhüterlegende Peter Schmeichel nannte Guardiola "sehr arrogant", weil dieser seinen Spielstil für den besten halte. TV-Experte Robbie Savage stellte bei BT Sport nach vier Gegentreffern beim Meister der Vorsaison bissig fest: "City ist defensiv ein Saustall. Welche Formation spielen die? Ein absoluter Saustall."

Im King Power Stadium verhalfen die Citizens auch Leicesters Torjäger Jamie Vardy zu einer Art Frischzellenkur. Drei Treffer (3., 20., 78.) gelangen dem englischen Nationalstürmer nach einer 16 Pflichtspiele andauernden Flaute bei den Foxes. Letztmals hatte Vardy am 10. September genetzt. Andy King (5.) erzielte das vierte Tor für das Team des Italieners Claudio Ranieri, der feststellte: "Sie haben den Ball kontrolliert, aber wir haben das Spiel kontrolliert..."

Chelsea wieder Tabellenführer

Die Erfolgsserie des FC Chelsea in der englischen Premier League geht weiter. Das Team des italienischen Trainers Antonio Conte gewann am Sonntag im eigenen Stadion 1:0 (0:0) gegen West Bromwich Albion und eroberte damit die Tabellenspitze zurück. Den entscheidenden Treffer erzielte der Spanier Diego Costa in der 76. Minute. Es war bereits der neunte Sieg in Serie für die Blues, die sich in der von Taktik geprägten Partie gegen West Brom lange schwer taten.

Matchwinner für Chelsea: Diego Costa
Matchwinner für Chelsea: Diego Costa © dpa

Durch den Heimerfolg hatte Chelsea 37 Punkte und zog in der Premier-League-Tabelle nach einer Nacht auf Platz zwei wieder am FC Arsenal (34 Punkte) vorbei, der am Samstag 3:1 gegen Stoke City gewonnen hatte. Am Mittwoch spielt Chelsea beim Tabellenletzten FC Sunderland, Arsenal bereits am Dienstag beim FC Everton.