Lieber Herr Grünberg, auch ich bin traurig – so wie Sie in Ihrem Meinungsartikel vom 2. Dezember unter dem Titel „Der deutsche Sport sucht den Weg zu Gold“. Ich bin traurig, dass ein beispielloses Nachtestprogramm des Internationalen Olympischen Komitees (IOC) von eingefrorenen Dopingproben Olympischer Spiele nicht als das wahrgenommen wird, was es ist: als ein kraftvolles Signal gegen Betrüger.

Wissenschaftliche Nachweismethoden entwickeln sich stetig weiter. Daher friert das IOC die Proben zehn Jahre lang ein und nimmt beim Vorliegen verbesserter Methoden Nachanalysen vor. Von Peking 2008 wurden mehr als 1000 Dopingproben nachgetestet. Von London sind es bis heute fast 500. Dass dies zu neuen Dopingfällen führen kann, ist nur logisch. Für Peking und London sind es aktuell 107. Die Zahl ist gewaltig, zeigt aber, dass das IOC konsequent handelt. Es ist eine nachvollziehbare große Enttäuschung für alle nachrückenden Athleten, die erst viele Jahre nach dem Event zu ihrer Medaille kommen und um die Emotionen sowie die mit einem Erfolg möglicherweise verbundene Förderung durch ihre Sponsoren gebracht wurden.

Aber was ist die Alternative? Nicht nachzutesten? Wir werden uns schnell einig, dass dies keine Option ist. Deshalb wird das IOC, basierend auf der Empfehlung von Experten der Welt-Anti-Doping-Agentur, in Konsultation mit internationalen Sportverbänden sowie nationalen Anti-Doping-Agenturen weiter Nachtests vornehmen. Zielgerichtete Tests sind dabei das Mittel der Wahl. Denn Nachtests sind oft nur einmal möglich, dann sind die Proben aufgebraucht. Deshalb muss der Zeitpunkt wohl gewählt werden. Wenn neue Testmethoden vorliegen oder es konkrete Hinweise gibt, ist ein Nachtest sinnvoll.

Wir sollten uns darüber im Klaren sein, dass der Kampf gegen Doping niemals enden wird. So wie harte Strafe nicht zum Verschwinden von Kriminalität führt, wird wohl auch Doping trotz aller Regeln niemals ganz verschwinden. Dies ist nun tatsächlich traurig.

*Christian Klaue ist IOC-Sprecher für die deutschsprachigen Länder.