Hamburg. Hamburger Tennisprofis dürfen im Daviscup spielen. Präsident Klaus hält Masters am Rothenbaum für möglich.

Weihnachten ist als Fest der Liebe bekannt, und so war es kaum verwunderlich, dass sich die Verantwortlichen des Deutschen Tennis-Bundes (DTB) am Mittwoch bemühten, versöhnliche Töne anzuschlagen. Der mit 1.400.940 Mitgliedern weltgrößte Tennisverband hatte die Medienvertreter zum Jahresausklang in seinen Hauptsitz am Rothenbaum geladen. Die frohe Botschaft, die Präsident Ulrich Klaus (66) und Sportdirektor Klaus Eberhard (59) zu verkünden hatten, wurde kurz vor der Kartoffelsuppe serviert: Die Sperren für die Hamburger Profis Mischa Zverev und Tobias Kamke, die nach ihren Absagen im September für das Relegationsspiel gegen Polen in der kommenden Saison nicht für den Daviscup nominiert werden sollten, sind aufgehoben.

Besser noch: Es hat sie nie gegeben. „Das ist falsch kommuniziert worden“, sagte Eberhard. Daviscup-Teamchef Michael Kohlmann bestätigte, er habe am Rande der US Open in New York lediglich die grundsätzliche Bereitschaft der Spieler abfragen wollen. Kamke (30) und Zverev (29) hätten, wie auch Zverevs Bruder Alexander (19), plausibel darlegen können, warum sie sich für eine Rückkehr von der US-Hartplatztour auf den Berliner Sand nicht imstande sahen. „Deshalb gibt es keinen Grund für Sanktionen“, sagte Kohlmann.

Nur Dustin Brown wird 2017 nicht für Deutschland antreten

Einzig Dustin Brown trifft der Bannstrahl des Verbandes. Der 31-Jährige aus Winsen (Aller) hatte seine Teilnahme am Polen-Match abgesagt, weil er stattdessen lieber ein Challengerturnier in Stettin bestreiten wollte. „Er war fest eingeplant, deshalb liegt sein Fall anders. Er wird 2017 nicht nominiert“, sagte Michael Kohlmann. Der 42-Jährige plant für das Erstrundenspiel 2017 (3. bis 5. Februar­) in Frankfurt am Main gegen Belgien ansonsten mit seiner stärksten Besetzung. „Alle haben signalisiert, dass sie spielen wollen“, sagte er.

Damit könnte der Traum der Zverev-Brüder, gemeinsam für Deutschland im Doppel anzutreten, schneller wahr werden als gedacht. Mischa hatte sich nach Jahren mit chronischen Verletzungssorgen in der zweiten Jahreshälfte 2016 bis auf Weltranglistenplatz 51 und damit zurück ins Blickfeld geschlagen. Alexander, der die Saison auf Rang 24 abschloss, gilt als größte Nachwuchshoffnung im deutschen Tennis. „Er hat den Sprung in die Top 30 geschafft. 2017 wird der nächste Schritt sein, dass er bei den Grand-Slam-Turnieren die Ergebnisse erzielt, die er sich vornimmt“, sagte der Daviscup-Teamchef, der auch eine Rückkehr des dauerverletzten Tommy Haas (38) nicht ausschließt.

„Er hat den Willen, sich noch einmal auf die Tour zurückzukämpfen. Wenn er konstant seine Leistung bringt, ist ein Daviscupeinsatz denkbar“, sagte er. Der gebürtige Hamburger Haas, der seit Jahren mit Problemen an Schulter, Handgelenk und Knöcheln kämpft, hat für die Australian Open in Melbourne (16. bis 29. Januar) gemeldet.

DTB-Präsident Klaus überraschte

Auch die Veranstalter des traditionsreichsten deutschen Herrenturniers am Rothenbaum, das 2017 vom 22. bis zum 30. Juli ausgetragen wird, hoffen, den Fans Haas noch einmal präsentieren zu können. Über die Zukunft der Veranstaltung über 2018 hinaus, wenn die aktuell vom DTB an die Agentur HSE übertragene Lizenz zur Austragung ausläuft, wird derzeit verhandelt. DTB-Präsident Klaus überraschte mit der Aussage, dass die Herrentennisorganisation ATP noch nicht entschieden habe, Hamburg von 2019 an wie bisher als 500er-Turnier zu führen oder die Rückkehr zum 2008 aberkannten 1000er-Status (Masters) einzuleiten.

Turnier­direktor Michael Stich, der sein Inte­resse an einer Fortführung der Kooperation über 2018 hinaus mehrfach hinterlegt hat, aber laut Klaus „einer von mehreren Interessenten“ ist, sind derlei Planspiele nicht bekannt. Grundsätzlich hatte er allerdings im Nachgang des diesjährigen Turniers die Ausrichtung eines Masters-Hallenturniers im Herbst als Option erwogen.