Hamburg. Beachvolleyball-Olympiasiegerin Kira Walkenhorst: „Sie ist für uns unverzichtbar.“ Laura Ludwig mit ungewöhnlicher Bitte.

Sie solle einen Preis entgegennehmen für Laura Ludwig und Kira Walkenhorst, die Beachvolleyball-Olympiasiegerinnen von Rio de Janeiro, die bei diesem Termin verhindert seien, das wurde ihr gesagt. Und als sie dann beim Jahresempfang des Hamburger Sportbundes (HSB) im Haus des Sports am Schlump auf der Bühne stand und HSB-Vizepräsident Klaus Widegreen seine Laudation begann, ahnte sie immer noch nicht, dass diesmal sie die Geehrte sein würde. Helke Claasen ist Hamburgs Trainerin des Jahres. Das hat der Landesausschuss Leistungssport des HSB entschieden. Der Preis ist mit 3500 Euro dotiert, gestiftet von Lotto Hamburg, 1000 Euro davon erhält der Hamburger Volleyballverband.

Claasen (39), Diplom-Forstwirtin mit abgeschlossener Tischlerlehre, ist seit 2009 Hamburger Landestrainerin für Beachvolleyball am Olympiastützpunkt am Alten Teichweg. Seit vier Jahren arbeitet sie zudem für das Team Ludwig/Walkenhorst, begleitete die beiden beim Projekt Olympiagold von den Anfängen im Herbst 2012 bis zu ihrem Triumph in diesem August in Brasilien. Und sie wird die aktuellen Weltranglistenersten mit Cheftrainer Jürgen Wagner (60; Moers) weiter betreuen, bis zu den Olympischen Spielen 2020 in Tokio. Das ist der Plan. „Sie ist für uns unverzichtbar“, sagt Walkenhorst, „als Mensch, als Trainerin, als Spielbeobachterin. Sie ist mit Herzblut dabei, ihre Energie wirkt auf uns alle ansteckend.“ Und Ludwig ergänzt: „Helke ist längst zu einer Freundin geworden, mit der wir uns über alles austauschen können.“

Olympiasiegerin Kira Walkenhorst zurück in Hamburg:

Olympiasiegerin Kira Walkenhorst zurück in Hamburg

Erschöpft, aber glücklich: Olympiasiegerin Kira Walkenhorst strahlt bei ihrer Ankunft am Hamburger Flughafen
Erschöpft, aber glücklich: Olympiasiegerin Kira Walkenhorst strahlt bei ihrer Ankunft am Hamburger Flughafen © Michael Rauhe | Michael Rauhe
Ingrid Unkelbach, die Leiterin des Olympiastützpunktes Hamburg/Schleswig/Holstein (OSP) ist mit zahlreichen Mitarbeitern gekommen
Ingrid Unkelbach, die Leiterin des Olympiastützpunktes Hamburg/Schleswig/Holstein (OSP) ist mit zahlreichen Mitarbeitern gekommen © Michael Rauhe | Michael Rauhe
Kira Walkenhorst mit Freundin Maria Kleefisch
Kira Walkenhorst mit Freundin Maria Kleefisch © Michael Rauhe | Michael Rauhe
Die Maschine war mit zwei Stunden Verspätung in Hamburg gelandet
Die Maschine war mit zwei Stunden Verspätung in Hamburg gelandet © Michael Rauhe | Michael Rauhe
Kira Walkenhorst freut sich über die große Abendblatt-Titelseite vom vergangenen Freitag
Kira Walkenhorst freut sich über die große Abendblatt-Titelseite vom vergangenen Freitag © Michael Rauhe | Michael Rauhe
Kira Walkenhorst zeigt stolz ihre Goldmedaille
Kira Walkenhorst zeigt stolz ihre Goldmedaille © Michael Rauhe | Michael Rauhe
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Claasen, geboren in Schwedt an der Oder, war selbst Beachvolleyballspielerin auf Weltniveau. Mit Antje Röder wurde sie 2007 bei den Weltmeisterschaften in Gstaad (Schweiz) Fünfte, im selben Jahr scheiterten die beiden bei den deutschen Meisterschaften in Timmendorfer Strand erst im Finale an Sara Goller/Laura Ludwig. Den entscheidenden dritten Satz verloren sie 18:20. Claasen verdiente auf der Worldtour mehr als 100.000 Euro. „Dass sie eine sehr gute Spielerin war, kommt uns zugute“, sagt Walkenhorst, „sie weiß, wovon sie spricht, weil sie viele Situationen selbst auf dem Spielfeld erlebt hat. Dadurch kann sie uns wertvolle Tipps geben.“

„Offen, neugierig, sehr wertschätzend"

Bernd Schlesinger ist Trainingswissenschaftler am Olympiastützpunkt. Er trainiert die zweiten Hamburger Olympiateilnehmer Markus Böckermann und Lars Flüggen, die auf internationalen Turnieren bisweilen auch von Claasen betreut werden. „Ihre ruhige, unaufgeregte Art kommt bei den Spielern sehr gut an“, sagt Schlesinger. Sie habe stark von der Zusammenarbeit mit Wagner und dessen großer Erfahrung profitiert, schnell gelernt und verstehe es, die Konzepte perfekt umzusetzen. 90 Prozent der Trainingsarbeit mit Ludwig/Walkenhorst in Hamburg verantwortet heute Claasen. Wagner schätzt ihren Blick für Bewegungsabläufe.

Olaf Kortmann, Ludwigs ehemaliger Trainer und lange Zeit Mentor des Teams, beschreibt Claasen als „offen, neugierig, sehr wertschätzend im Umgang mit den Athleten“. Sie passe perfekt zum Team. „Diese Auszeichnung hat sie mehr als verdient“, postete unterdessen Ludwig aus ihrem Sri-Lanka-Urlaub und bat Olympiaarzt Michael Ehnert: „Gib ihr einen Kuss!“ Was Ehnert sehr gern tat.

Heute wird Helke Claasen das tun, was sie immer mittwochs macht. Um acht Uhr geht es mit den Kaderathleten der Eliteschule des Sports am Alten Teichweg in den Kraftraum, danach folgt mit den jüngeren Jahrgängen Balltraining. Die ersten Einheiten mit Ludwig/Walkenhorst sind für Ende November angesetzt. „Die werden knüppelhart“, sagt Claasen und lacht, „wer mich derart ins Bockshorn jagt, wird meine ganze Härte zu spüren kriegen.“