Hamburg. Zum dritten Mal ist Hamburg Schauplatz des Saisonabschlusses. Das Segelformat hat weltweit Modellcharakter.

Wie groß sein Baby doch geworden ist, kann Oliver Schwall in diesen Tagen bei einem Blick auf die Außenalster gut abschätzen. Schon die ganze Woche über kreuzen dort Einheitsboote der Klasse J/70, wie sie von diesem Donnerstag (11 Uhr) an beim Saisonfinale der Segelbundesliga zu sehen sein werden. „Die Teams trainieren wie wild, sie nehmen das total ernst“, sagt Schwall. Das war vor drei Jahren so nicht absehbar, als der einstige Tornadoweltmeister und Topwerber mit seiner Hamburger Agentur Konzeptwerft das Format zu Wasser ließ.

Bundesliga ist Exportschlager

Inzwischen hat sich die Bundesliga nicht nur etabliert, sie ist auch ein Exportschlager geworden. 14 Länder haben das Format adaptiert. Seit vergangenem Jahr gibt es sogar eine Champions League. Das Konzept ist in Grundzügen dem Fußball entlehnt – und sicherlich auch deswegen so erfolgreich: 18 Vereinsmannschaften treten in baugleichen Booten an wechselnden Standorten gegeneinander an. Für jeden Renntag werden Punkte vergeben, einer für den Ersten, 18 für den Letzten. Am Ende gibt es Auf- und Absteiger, eine Relegation und einen deutschen Meister.

Was 2013 als Klassentreffen alter Haudegen anfing, ist längst zu einem erbitterten Wettstreit geworden. „Die Crews sind dramatisch jünger geworden, super trainiert und segeln den Etablierten nur so um die Ohren“, sagt Schwall. Das Team des Deutschen Touring-Yacht-Clubs aus Tutzing, das dem Norddeutschen Regatta-Verein (NRV) 2015 den Titel abjagte und im September vor Sardinien auch die Champions League gewann, ist im Schnitt 23,5 Jahre alt. Wenn ihnen bis zu den Finalläufen am Sonnabend um 16 Uhr (Live­stream auf Segelbundesliga.de) nicht noch der Mast bricht, werden sich die Bayern bei elf Punkten Vorsprung auf den Berliner Verein Seglerhaus am Wannsee die Meisterschaft auch diesmal nicht nehmen lassen.

Bescheidene Ziele

Der NRV hat sich vergleichsweise bescheidene Ziele gesetzt. „Für uns kann es nur darum gehen, gute Gastgeber zu sein“, sagt der Geschäftsführer und sportliche Leiter Klaus Lahme. Im besten Fall kann sich sein Team von Platz sechs wie im Vorjahr auf Platz drei verbessern. Lahme reicht das nicht: „Mein Gefühl ist, dass wir ein bisschen satt sind. Einige Segler, die vor zwei Jahren noch gebrannt haben, haben jetzt vielleicht andere Prioritäten beruflicher oder privater Natur.“

Schon deshalb ließ es sich kaum vermeiden, dass der NRV bei sechs Regatten mit vier verschiedenen Steuerleuten am Start gewesen ist – am Wochenende übernimmt erstmals in dieser Saison der frühere Starboot-Europameister Johannes Polgar das Ruder. Für Lahme ist das allerdings nicht der Grund, weshalb man zwar den Saisonauftakt auf dem Starnberger See, dem Revier des deutschen Meisters, gewann, in Lübeck-Travemünde hingegen nur 16. wurde. Er sagt: „Wir müssen einfach vielseitiger trainieren, um auf die unterschiedlichen Bedingungen besser vorbereitet zu sein.“

Regionalliga und Pokal 2017

Am 5. November wollen sie beim NRV die Saison analysieren und die richtigen Schlüsse für 2017 ziehen. Dann wird auch der Revierrivale Hamburger SC wieder zu den Konkurrenten gehören, er schaffte als Zweiter der Zweiten Bundesliga den Wiederaufstieg. Der Mühlenberger SC kann noch nachziehen, die Nienstedtener kämpfen als Zweitligavierter bei der Relegation am Sonntag (11 Uhr) um die Rückkehr in die Erstklassigkeit. Im Anschluss dann findet das Finale der Deutschen Junioren-Segel-Liga statt, die in diesem Jahr Premiere feierte. Dabei treten die besten Clubs aus vier regionalen Wettbewerben gegeneinander an. Ginge es nach Klaus Lahme, wäre der NRV hier gar nicht vertreten: „Ich lehne dieses Format ab, weil ich finde, dass die Jugendlichen erst einmal in ihren Nachwuchsklassen vernünftig segeln lernen sollten.“ Aber die Nachfrage im Club sei nun einmal so groß gewesen, dass er eingewilligt habe.

Bundesliga-Initiator Schwall will die Jugendregatten im kommenden Jahr in die vier neuen Regionalligen integrieren. Die werden eingeführt, um der weiter steigenden Nachfrage gerecht zu werden. So bewarben sich Anfang des Monats bei der Qualifikationsregatta in Glücksburg 56 Vereine um gerade einmal sechs freie Plätze in der Zweiten Bundesliga. „Nach unten hat die Liga großes Wachstumspotenzial“, sagt Schwall. Die Sieger dieser Regionalligen, auch dies ist neu, sollen sich dann mit den besten Zweit- und Erstligaclubs in einer Pokalrunde messen.

Ob das Saisonfinale dann wie schon 2014 und 2015 weiterhin in Hamburg ausgetragen wird, ist noch offen. Auch Berlin hat großes Interesse angemeldet. Eine Entscheidung soll noch in diesem Jahr fallen.