Der erste Jahrestag des Hamburger Olympia-Referendums naht, und mit jedem Tag wächst das Gefühl, dass die Bürgerinnen und Bürger am 29. November vielleicht doch eine weise Entscheidung getroffen haben, als sie sich gegen eine Bewerbung um die Spiele 2024 ausgesprochen haben. In diesen Tagen sind es Nachrichten aus dem fernen Japan, die die Wehmut dämpfen. Demnach ist das kalkulierte Budget für die Spiele 2020 in Tokio von anfangs 6,1 Milliarden Euro auf 26,5 Milliarden Euro explodiert.

Man kann sich ja einmal bei einem Großprojekt verrechnen, wer wüsste das besser als wir? Noch immerhin wäre Gelegenheit, die Kosten zu reduzieren. Offenbar erwägen die Organisatoren eine Verlagerung der Kanu- und Ruderwettkämpfe nach Südkorea. Dort gibt es eine funktionierende Anlage, in Tokio nicht.

Als Thomas Bach, der Präsident des Internationalen Olympischen Komitees, am Mittwoch von Journalisten mit diesem Thema konfrontiert wurde, brach er die Pressekonferenz ab. Und den japanischen Vorschlag, die Sportfachverbände an Gesprächen über Sparmaßnahmen zu beteiligen, wies er zurück. Dass das alles so gar nicht zur Transparenz passt, die Bach in seiner Reformagenda 2020 propagiert, verwundert nicht einmal mehr.

Würde das Referendum in Hamburg heute wiederholt, das Ergebnis wäre wohl das gleiche, obwohl die Begleitumstände günstiger erscheinen. Ja, die Flüchtlingskrise ist vorbei – vorerst. Die Olympiakrise noch lange nicht.