Suzuka. Der WM-Führende gewinnt den Formel-1-Grand-Prix in Japan, Hamilton wird Dritter, Vettel im Ferrari Vierter

Im Gefühl des nahen WM-Triumphs kletterte Nico Rosberg im Dämmerlicht von Suzuka noch einmal auf die Boxenmauer und riss den riesigen Siegerpokal in die Höhe. Der nach seinem dicken Startpatzer in Japan erneut geschlagene Lewis Hamilton hatte die wilde Garagenparty von Mercedes längst verlassen, als Rosberg vor der Haupttribüne in den Jubel der ausharrenden Fans eintauchte. Mit seiner Siegpremiere in Suzuka sicherte der Formel-1-Spitzenreiter den Silberpfeilen nicht nur vorzeitig den dritten Teamtitel in Serie, sondern machte selbst einen wichtigen Schritt zur ersten Fahrer-Weltmeisterschaft.

Durchtränkt vom Champagner, geherzt von seiner Crew und beseelt vom Glück des Augenblicks schwärmte Rosberg nach dem neunten Sieg im 17. Saisonrennen: „Es ist super gelaufen von A bis Z.“ 33 Punkte Vorsprung auf Titelverteidiger Hamilton nimmt der gebürtige Wiesbadener mit in die letzten vier Saisonläufe. Hamilton musste sich mit Platz drei begnügen, weil ihm zunächst der Start misslang und er nach seiner Aufholjagd zwar an Ferrari-Fahrer Sebastian Vettel, aber nicht mehr an Red-Bull-Pilot Max Verstappen vorbeikam.

Einen Protest gegen Verstappens harte Verteidigung zog Mercedes schnell wieder zurück, wohl auch auf Hamiltons Drängen. „Ich habe ihnen gesagt, so etwas tun wir nicht. Wir sind Champions, wir machen weiter“, twitterte der Brite. Hamilton wusste wohl, dass die Chancen auf einen Erfolg des Protests gegen das Rennergebnis ähnlich gering waren wie seine verbliebenen Hoffnungen auf den vierten Titel.

Rosberg bliebe selbst bei vier Hamilton-Siegen in den USA, Mexiko, Brasilien und Abu Dhabi vorn, wenn er jeweils Zweiter würde. „33 Punkte sind schwer aufzuholen. Es läuft sehr gut für Nico“, sagte Hamilton, den sein 100. Podiumsplatz nicht trösten konnte. „Ich gebe alles, was ich habe und dann sehen wir was passiert“, sagte der 31-Jährige. Rechnerisch ist er der Einzige, der Rosberg im WM-Rennen abfangen kann. Doch seine Form spricht dagegen.

Hamilton wollte nach den zwei verkorksten Asien-Wochen in Malaysia und Japan einfach nur noch schnell nach Hause. Der Motorschaden in Sepang hatte ihn den sicheren Sieg gekostet, sein Ärger darüber überlagerte auch die Tage von Suzuka. Hamilton benahm sich bei der Fragestunde des Weltverbands daneben, als er die ganze Zeit mit seinem Handy spielte. Am Vorabend des Rennens verweigerte er dann bei einer weiteren Medienrunde die Antworten. Doch seinen Frust konnte er auf der Strecke nicht wie so oft zuvor in Vortrieb verwandeln. Stattdessen dominierte Rosberg, war in allen Trainingseinheiten und in der Qualifikation der Schnellste und blieb auch im Rennen fehlerlos. „Ich bin super happy. Es ist etwas Besonderes, auf dieser legendären Strecke zu gewinnen“, sagte der WM-Führende nach dem 23. Grand-Prix-Sieg seiner Karriere. Damit zog er mit dem dreimaligen Weltmeister Nelson Piquet gleich. Landsmann Vettel, zuletzt siebenmal in Japan auf dem Podium, verzockte sich mit Ferrari im Reifenpoker und kam als Vierter ins Ziel.

Mit einem Dauergrinsen warf sich Rosberg später an der Box in die Feier seiner Mannschaft, mittendrin im Pulk der Mechaniker und Ingenieure. Hamilton blieb eine Randfigur, eilte nach den ersten Schnappschüssen zum wartenden Flieger von Team-Aufsichtsratschef Niki Lauda. „Unser Fokus ist, ihn wieder aufzubauen. Nach so einem Rennen ist nicht der Zeitpunkt, den Finger in die Wunde zu legen“, sagte Mercedes-Motorsportchef Toto Wolff vor dem gemeinsamen Rückflug mit Hamilton.