Hamburg.

Der deutsche Spitzensport wird reformiert. Das ist die Folge der rückläufigen Erfolge bei internationalen Meisterschaften und Olympischen Spielen. Fast zwei Jahre lang tagten verschiedene Arbeitsgruppen, jetzt liegt ein 38 Seiten starkes Eckpunkte-Papier vor, das der Deutsche Olympische Sportbund (DOSB) auf seiner Mitgliederversammlung im Dezember verabschieden will. Noch sind Änderungen möglich, doch die Stoßrichtung ist vorgegeben.

Mehr Effizienz ist die Leitlinie, ein zielgerichteter Einsatz der Gelder des Bundes und der Länder. Künftig soll sich die Förderung nicht mehr an vergangenen Ergebnissen orientieren, sondern hauptsächlich am Potenzial des Verbandes und der Athleten, Medaillen zu gewinnen. Wird dies attestiert, kann die Unterstützung über einen längeren Zeitraum verlässlich erfolgen. 4282 Kaderathleten müssen von verschiedenen Gremien und Kommissionen nun neu sortiert werden. Auch die rund 1200 Sportarbeitsplätze bei Bundeswehr, Polizei und Zoll stehen auf dem Prüfstand. Wird das „Potenzialanalysesystem“ mit seinen 20 Attributen (Erfolge, Perspektive, Strukturen) konsequent angewandt, dürften einige zuletzt gesetzte Sportler durch das Raster fallen. 20 Prozent der 204 Bundesstützpunkte und 6 der 19 Olympiastützpunkte (OSP) sollen geschlossen werden, der OSP Hamburg/Schleswig-Holstein in Dulsberg bleibt.

Alle wichtigen Themen werden in dem Entwurf angesprochen, die herausragende Bedeutung guter Trainer betont, mehr Professionalität in den Verbänden, ein frühes, bundesweit einheitliches Screening für Talente und regel-mäßige Erfolgskontrollen der getroffe-nen Maßnahmen empfohlen. Das Credo lautet dabei: „Keine Leistung um jeden Preis.“ Wird international die Chancengleichheit deutscher Athleten auch künftig missachtet, Stichwort Neuordnung des globalen Antidopingkampfes, droht aber selbst die beste Leistungssportreform zum Rohrkrepierer zu werden. (rg)