Hamburg. Die Gestaltung der Bundesliga-Spielpläne sorgt bei den Hamburger Clubs für Ärger und Unverständnis

Als Peter Müller am 22. August die Spielpläne für die Hockey-Bundesligen der Damen und Herren zu Gesicht bekam, da glaubte er seinen Augen nicht zu trauen. Und auch gut zwei Wochen später ist der Ärger des Mitglieds des Uhlenhorster HC, für den Müller sich seit Jahrzehnten in der Eventorganisation engagiert, nicht weniger geworden. „Das geht über das hinaus, was man als Sauerei oder Unfähigkeit bezeichnet“, sagt er, „mit solchen Anfängern kommt Hockey auf dem Weg zur Professionalisierung nicht weiter!“

Was Müller so aufregt: In der Hinrunde der Feldsaison 2016/17 sind wieder einmal alle Hamburger Teams – UHC, Club an der Alster, Harvestehuder THC und Klipper THC bei den Herren sowie UHC, Alster, HTHC und Großflottbeker THGC bei den Damen – an Doppelwochenenden mit Spielen an Sonnabend und Sonntag zeitgleich auswärts und zu Hause angesetzt. Das bedeutet: Während zum Saisonstart am 17./18. September alle acht Hamburger Vertreter auf fremden Plätzen anzutreten haben, spielen sie ein Wochenende darauf allesamt daheim. Das wiederholt sich bis zur Anfang November startenden Winterpause ein weiteres Mal. „Während man als Hockey-Interessierter in Hamburg an einem Wochenende also gar kein Bundesligaspiel sehen kann, hat man an einem anderen die geballte Ladung von 16 Partien. Das ist eine Nichtachtung der Bedeutung Hamburgs für den Hockeysport, die unverschämt ist“, sagt Müller.

Etwas moderater, aber in der Sache genauso verständnislos, kommentieren Vertreter der anderen Vereine die Spielplangestaltung. „Das macht wenig Sinn und ist bestimmt nicht zuschauerfreundlich. Leider geschieht die Gestaltung der Spielpläne ohne Absprache der Clubs“, sagt HTHC-Herrencoach Christoph Bechmann. „Das ist eine Farce. Wieso das gemacht wird, weiß niemand, denn es gibt ja keinen Vorteil, sondern nur Nachteile durch diese Regelung“, sagt Jens George, Cheftrainer der Alster-Damen.

Tatsächlich liegen die Nachteile auf der Hand: Nicht nur, dass sich die Clubs Zuschauer wegnehmen und so „pro Spieltag Einbußen von 500 bis 1000 Euro haben“, wie UHC-Damentrainer Claas Henkel sagt. Auch die Präsenz in den Medien leidet, wenn die lokale Presse an einem Wochenende gar nicht über Heimspiele berichten kann und am nächsten gleich 16 zur Auswahl hat. Besonders unverständlich erscheint vielen die Ansetzung aber im Wissen, dass das Thema seit Jahren angesprochen wird und seitens des Verbands Besserung gelobt worden war.

Bernd Schuckmann ist beim Deutschen Hockey-Bund (DHB) seit eineinhalb Jahren ehrenamtlich für die Erstellung der Spielpläne zuständig. Gemeinsam mit seinem Kollegen Harald Steckelbruck hat er fünf volle Arbeitstage investiert, um eine möglichst für alle Clubs gerechte und sportlich faire Ansetzung zu gewährleisten. „Wir hatten das Thema Hamburg auf dem Zettel“, sagt er, „aber bei der Komplexität des Erstellens eines ausgewogenen Spielplans ist es uns durch die Lappen gegangen.“ Dieses Argument will Peter Müller nicht gelten lassen. „Wir weisen seit Jahren darauf hin. Und man hätte zwischen Veröffentlichung Ende August und dem Saisonstart vier Wochen Zeit gehabt, es noch zu ändern“, sagt er. Dem widerspricht Schuckmann. „Wenn ich ein Spiel drehe, haue ich den ganzen Plan durcheinander. Es gibt einfach zu viele Verpflichtungen, die eine kurzfristige Änderung leider unmöglich machen“, sagt er.

Keine Frage: Die Faktoren, die auf die Terminierung einwirken, sind komplex. Neben den Wünschen anderer Clubs, die in Hamburg ungern zu Einzelspielen antreten, weil sie mit Doppelwochenenden Reisekosten sparen können, sind die Rahmendaten des Welt- und Europaverbands und die Termine der Nationalteams zu beachten. „Wir haben deshalb eine Prioritätenliste erstellt, die wir abarbeiten. Allen muss klar sein, dass wir nicht alle Bedürfnisse befriedigen können“, sagt Schuckmann, der gleichwohl den Ärger der Hamburger nachvollziehen kann. „Natürlich ist das regionale Interesse absolut verständlich, ich habe auch schon um Entschuldigung gebeten, dass es uns durchgerutscht ist“, sagt er.

Horst Müller-Wieland wirbt deshalb um Verständnis. „Man muss den Akteuren zugestehen, dass sie zig Vorgaben zu beachten haben. Sie haben es vergessen und werden es beim nächsten Mal besser machen“, sagt der UHC-Präsident. Tatsächlich hat Schuckmann angekündigt, die Thematik auf der nächsten Bundesliga-Vereinsvertreter-Versammlung im November zu diskutieren und den Spielplan zumindest zur Rückrunde im April 2017 auch aus Hamburger Sicht zu optimieren.