Hamburg/Berlin. Neuzugang Santos gibt im Test bei Dynamo Berlin sein Debüt, Labbadia testet Halilovic als Spielmacher. Investor Kühne erhöht den Druck

Bruno Labbadia kann es einfach nicht lassen. Auch an seinem freien Sonntag stand der Trainer des HSV auf dem Fußballplatz. Während der 50-Jährige seiner Mannschaft einen Tag auf dem Sofa genehmigte, spielte der frühere Stürmer für das Team Hamburg beim Tag der Legenden am Millerntor (Bericht Seite 12). Und so freute sich über den freien Sonntag vor allem ein Mann, der tags zuvor noch sein Debüt im Trikot seines neuen Vereins gegeben hatte: Douglas Santos. Der Brasilianer durfte beim 4:0 (0:0)-Sieg im Testspiel beim Berliner Regionalligisten BFC Dynamo erstmals eine Halbzeit für den HSV auflaufen.

Am vergangenen Mittwoch hatte Sportchef Dietmar Beiersdorfer den 22 Jahre jungen Linksverteidiger am letzten Tag der Transferperiode für einen Gesamtpreis von rund zehn Millionen Euro vom brasilianischen Erstligisten Atletico Mineiro verpflichtet. Am Sonnabend stand Santos nun das erste Mal für den HSV auf dem Platz. In der zweiten Halbzeit wurde der frisch gebackene Olympiasieger auf der Position von Matthias Ostrzolek eingesetzt.

Trainer Labbadia war zufrieden mit dem Einstand seines Neuzugangs. „Douglas hat sehr sachlich und konzentriert gespielt. Er hat zwei sehr gute Flanken reingeschlagen. Er ist ruhig am Ball, hat einen guten linken Fuß“, sagte Labbadia. Santos selbst sprach hinterher von einem „glücklichen“ Moment. „Ich bin froh, der Mannschaft jetzt helfen zu können. Das Spiel war wichtig für mich“, sagte Santos. „Jetzt muss ich mich ein bisschen ausruhen. Die Tage nach Olympia, der Flug, die Zeitumstellung, das alles war sehr anstrengend.“

Santos trug in Berlin dazu bei, dass der HSV nach einer schwachen ersten Halbzeit seine Linie fand. Alle vier Tore fielen im zweiten Durchgang. Luca Waldschmidt (54.), Lewis Holtby (56.), Pierre-Michel Lasogga (59.) und Nabil Bahoui (84.) trafen vor 8121 Zuschauern im Jahn-Sportpark. Nach dem blamablen Test bei Fünftligist Strand 08 am Mittwoch (2:2) und einer kaum besseren ersten Hälfte in Berlin versöhnten die Hamburger ihre Fans in Halbzeit zwei zumindest etwas. „Wir haben den Ball besser laufen lassen. Am Anfang hat uns der Punch gefehlt. Die Tore waren gut rausgespielt“, sagte Labbadia.

Der HSV-Coach hatte neben Santos auch Alen Halilovic eine Premiere ermöglicht. Der kleine Kroate durfte erstmals seit seinem Wechsel vom FC Barcelona zum HSV vor sechs Wochen auf seiner Lieblingsposition im zentralen offensiven Mittelfeld ran. Dem 20-Jährigen glückte zwar nicht alles, mit seiner enormen Geschwindigkeit am Ball zeigte Halilovic aber auch mehrfach, dass er beim HSV den Unterschied ausmachen kann. „Es war ein gutes Gefühl auf der Position“, sagte Halilovic und verriet, dass er mit Labbadia über seine Rolle im Team gesprochen habe. Im Pokal und in der Liga kam der Nationalspieler zuletzt nur zu Jokereinsätzen auf Rechtsaußen.

Labbadia lobte Halilovic nach dem Spiel, sagte aber auch: „Wir haben ihn noch zu wenig eingesetzt, da ist er auch gefordert, er ist zu oft nicht im Spiel drin, er muss sich noch besser zeigen, unabhängig von der Position.“ Ob Halilovic am kommenden Sonnabend im Auswärtsspiel bei Bayer Leverkusen erneut eine Chance auf der „Zehn“ bekommt, wollte Labbadia noch nicht sagen. „Wir müssen immer gucken, wie die Konstellation der Mannschaft aussieht.“ So sei Halilovic in der Mitte nicht gut aufgehoben, wenn der HSV mit vielen Flanken von Filip Kostic arbeite. „Mit dem Ball ist Alen dafür herausragend. Er kann die Leute einsetzen. Egal auf welcher Position“, sagte Labbadia am Sonnabend.

Mit Halilovic als Spielmacher und Santos als Linksverteidiger verfügt Labbadia zumindest über zwei Alternativen, für die ihn viele Trainer beneiden. HSV-Investor Klaus-Michael Kühne hatte die beiden Millionentransfers in diesem Sommer ermöglicht. Der 79 Jahre alte Logistikunternehmer äußerte sich am Sonntag bei einem Besuch in Wismar erstmals in dieser Saison über den mit insgesamt fast 35 Millionen Euro aufgerüsteten HSV-Kader. „Die Mannschaft muss noch wachsen, die Qualität ist schon besser geworden“, sagte Kühne der „Ostsee Zeitung“.

Gleichzeitig erhöht der einflussreiche Anteilseigner den Druck auf Trainer Labbadia. „Abwarten, ob er das Team in Form bringen kann“, sagte Kühne. Ein deutlicher Fingerzeig für die sportlichen Verantwortlichen. Der Milliardär glaubt, dass der Bundesligist am Ende der Saison „wohl irgendwo zwischen Platz sechs und acht“ landen könne. Die nächsten Wochen dürften zeigen, wohin der Weg in dieser Saison führt.

Für Neuzugang Santos geht es am Montag zunächst in den Volkspark. Obwohl Labbadia dem Team noch einen zweiten freien Tag genehmigte, soll sich der Brasilianer in Ruhe pflegen lassen – damit er am Sonnabend fit ist für eine mögliche Premiere in der Bundesliga.

HSV in Berlin: Mathenia (46. Adler) – Diekmeier (76. Deichmann), Cléber, Götz (46. Santos), Ostrzolek (76. Kim) – Holtby, Hunt (76. Behounek) – Müller (63. Jatta), Halilovic, Waldschmidt (76. Stark) – Lasogga (63. Bahoui).