Hamburg. Nach einem Jahr in Kiel gestaltet Ex-Profi Torsten Jansen als Trainer den Neuaufbau bei den HSV-Handballern

Warm ist es geworden am Montagmittag auf der Terrasse des Sportclubs Aspria in Hummelsbüttel, die Sonne gönnt sich jetzt kaum noch eine Pause. Torsten Jansen wischt sich den Schweiß von den Armen. „Nachschwitzen“, sagt er und lächelt. Er hat wieder trainiert an diesem Morgen, so wie früher immer, als er noch Profi beim Handball-Sport-Verein Hamburg war. „Sooft es geht“ komme er hierher, um den Körper in Form zu halten.

Fit genug wäre Jansen wohl auch mit seinen bald 40 Jahren noch, um an diesem Dienstag beim Testspiel gegen den Rekordmeister THW Kiel (19 Uhr) in der Sporthalle Hamburg aufzulaufen. Lust hätte er auch. „Aber ich bin auch Realist“, sagt Jansen: „Eine ganze Saison dem Anspruch zu genügen, den ich an mich selbst stelle, das wäre wohl nicht möglich.“ Es ist auch eine Lehre aus der vergangenen Spielzeit, seiner 16. und letzten in der Bundesliga.

Nur zwei Spiele hat er für ebenjenen THW Kiel machen können, dazu fünf in der Champions League, ein einziges Tor nur geworfen. Mehr hat die malade Wade einfach nicht zugelassen. Inzwischen weiß er, dass die Probleme offenbar von der Bandscheibe ausgelöst worden sind. Trotzdem sei er froh, es noch einmal als Profi versucht zu haben, nachdem ihn der HSV nach zwölf Jahren nur noch als Nachwuchstrainer und nicht länger als Linksaußen weiterbeschäftigen wollte: „Ich habe viel mitnehmen können, andere Strukturen kennengelernt. Die Begeisterung, mit der der Handball in Kiel gelebt wird, ist schon etwas Besonderes.“ Dass sie ihm den Wechsel in Hamburg damals übel genommen haben, kann Jansen nicht verstehen: „Die Gelegenheit, einmal beim THW zu spielen, würde wohl jeder wahrnehmen.“ Auch wenn es eines der seltenen Jahre war, in denen es in Kiel keinen Titel zu feiern gab.

Mit einem Jahr Verspätung startet Torsten Jansen nun doch noch beim HSV in die zweite Karriere als Co- und A-Jugend-Trainer, auch wenn sein Herzensverein mittlerweile nur noch drittklassig ist. Die Wirren der Jahreswende mit Insolvenz und Lizenzentzug haben auch ihn nicht kaltgelassen. Jansen hatte gute Freunde in der Mannschaft, Pascal Hens und Johannes Bitter, mit denen er 2007 Weltmeister wurde, Matthias Flohr auch, mit dem er sich mehr als ein Jahrzehnt lang die Linksaußenposition geteilt hat. Den Esten Dener Jaanimaa, der nach der Einstellung des Spielbetriebs im Januar ebenfalls nach Kiel wechselte, habe er „quasi adoptiert“ und täglich im Auto zum Training mitgenommen.

Von den ehemaligen Mitstreitern, mit denen Jansen 2011 deutscher Meister wurde und 2013 die Champions League gewann, ist nur noch Rechtsaußen Stefan Schröder (35) übrig geblieben. Er ist für Jansen einer von „vielen Pfeilern, auf denen der Neuaufbau jetzt aufsetzen muss“. Ein anderer ist er selbst. In einem Schnellkursus für Ex-Profis hat Jansen die B-/C-Lizenz erworben. Jetzt hat der praktische Teil begonnen, und er macht Jansen „mehr Spaß als erwartet“. Als Cheftrainer der A-Jugend soll er nun den Klassenerhalt in der Bundesliga schaffen. Platz sechs in der Zwölferstaffel ist nötig, um ganz sicherzugehen und sich die Qualifikationsrunde zu ersparen.

„Die Jungs sind sehr weit“, sagt Jansen, „aber im Kraftbereich können einige noch zulegen.“ Gern würde er noch eine vierte Trainingseinheit eta­blieren, was allerdings schwierig sei. Schon jetzt sind die Hallenkapazitäten nachmittags fast ausgeschöpft. An zwei Wochentagen muss sich das Drittligateam die Volksbank-Arena mit der A-Jugend teilen. Auch deshalb könne er seinen Aufgaben als Assistent von Jens Häusler, dem Trainer der Drittligamannschaft, nicht in dem Umfang nachkommen, wie er gern würde.

Heute Abend wird Jansens Team gleichsam das Vorspiel gegen den THW bestreiten. Immerhin in der A-Jugend begegnet man dem Nordrivalen noch auf Augenhöhe. Die Drittligamannschaft aber habe gegen seine Mitspieler der vergangenen Saison „nichts zu verlieren“. Am Freitag dann beginnt der Punktspielbetrieb mit der Partie beim DHK Flensborg. Und für Torsten Jansen ein neues Leben.