Kerber konnte bei Temperaturen von knapp über 30 Grad in New York indes Kräfte sparen. Olympiasiegerin Puig gescheitert.

New York. Auf ihrem erhofften Weg zum zweiten Grand-Slam-Titel und der Spitzenposition im Damen-Tennis hat Angelique Kerber die erste Hürde kraftsparend gemeistert. Gegen Polona Hercog führte die Australian-Open-Siegerin, Wimbledonfinalistin und Olympia-Zweite am Montag bei den US Open mit 6:0, 1:0, als die überforderte und gesundheitlich angeschlagene Slowenin völlig entkräftet aufgeben musste. „Es ist noch so ein weiter Weg, ich will Schritt für Schritt gehen und versuchen, jedes Match zu gewinnen“, sagte die 28-Jährige nach ihrer 33-minütigen Kurzarbeit im größten Tennisstadion der Welt.

Das knapp 24.000 Zuschauer fassende Arthur-Ashe-Stadium war bei Temperaturen von mehr als 30 Grad am Montagnachmittag (Ortszeit) nur spärlich gefüllt, als Kerber sich erstmals beim vierten und letzten Grand-Slam-Turnier ihrer herausragenden Saison präsentierte. Im Kampf um den Einzug in die dritte Runde bekommt es die Nummer zwei der Welt nun mit Mirjana Lucic-Baroni aus Kroatien zu tun. Gegen die Ranglisten-57. hat Kerber alle drei bisherigen Duelle gewonnen.

Dass sie wie schon vor einer Woche im Finale von Cincinnati erneut die Chance hat, die Amerikanerin Serena Williams als Weltranglisten-Erste abzulösen, versucht Kerber auszublenden. „Lasst uns sehen, was passiert“, sagte die Kielerin auf dem Center Court.

Witthöft und Petkovic überzeugen

Aus deutscher Sicht erfreulich verlief der Eröffnungstag auch für Kerbers Fed-Cup-Kollegin Andrea Petkovic und Nachwuchshoffnung Carina Witthöft. Petkovic entschied ihre Erstrunden-Partie gegen die slowakische Qualifikantin Kristina Kucova nach anfänglichen Schwierigkeiten in 2:06 Stunden mit 7:6 (7:3), 6:3 für sich. Die 28-Jährige aus Darmstadt steht nun gegen die Schweizerin Belinda Bencic aber vor einer schweren Aufgabe.

Carina Witthöft streckt sich für die zweite Runde
Carina Witthöft streckt sich für die zweite Runde © Reuters/ USA Today Sports | Jerry Lai

Witthöft hatte sich zuvor gegen die an Nummer 30 gesetzte Japanerin Misaki Doi mit 6:4, 6:1 durchgesetzt. Die 21 Jahre alte Hamburgerin verwandelte nach einer erstaunlich abgeklärten und souveränen Vorstellung auf Außenplatz 13 ihren zweiten Matchball. Die Nummer 102 der Weltrangliste steht bei den US Open zum ersten Mal in der zweiten Runde. Dort hätte es zu einem deutschen Duell mit Sabine Lisicki kommen können, doch die Berlinerin, die im vergangenen Jahr das Achtelfinale erreicht hatte, unterlag der Russin Julia Putinzewa 1:6, 2:6 und muss nun den Sturz aus den Top 100 der Tennis-Weltrangliste befürchten. Derzeit belegt Lisicki Platz 84 im WTA-Ranking.

Friedsam und Puig scheiden aus

Ausgeschieden sind auch Anna-Lena Friedsam und Mona Barthel. Die 22-Jährige aus Andernach verlor gegen die an Nummer sieben gesetzte Italienerin Roberta Vinci nach 68 Minuten klar mit 2:6, 4:6. Vinci hatte in New York im vergangenen Jahr im Finale gestanden. Die 26-jährige Barthel aus Neumünster musste sich der Amerikanerin Christina McHale 2:6, 2:6 geschlagen geben.

Ein unerwartetes Erstrunden-Aus erlebte Olympiasiegerin Monica Puig aus Puerto Rico. Zwei Wochen nach ihrem Sieg gegen Kerber im Finale von Rio de Janeiro unterlag Puig der Chinesin Zheng Saisai 4:6, 2:6.

Zverev überrascht, Brown ist raus

Bei den Herren sorgte Mischa Zverev für eine Überraschung. Der frühere Davis-Cup-Spieler aus Hamburg gewann sein erstes Grand-Slam-Match seit sieben Jahren. Der ältere Bruder des Top-Talents Alexander Zverev (19) setzte sich in Runde eins gegen den Franzosen Pierre-Hugues Herbert 6:4, 7:6 (8:6), 4:6, 6:0 durch. Ausgeschieden ist dagegen Dustin Brown aus Winsen/Aller, der gegen Wimbledonfinalist Milos Raonic (Kanada/Nr. 5) 5:7, 3:6, 4:6 unterlag.

Zverev hatte sich durch die Qualifikation ins Hauptfeld gespielt, derzeit belegt der 29-Jährige Rang 127 im ATP-Ranking. "Dieser Sieg fühlt sich großartig an, ich genieße alles, was jetzt noch kommt", sagte Zverev. Seine beste Platzierung (45) datiert aus dem Jahr 2009, damals war der Linkshänder für die deutsche Nationalmannschaft beim World Team Cup in Düsseldorf und im Davis Cup in Spanien zum Einsatz gekommen.

Zverev von seinem Bruder inspiriert

Nach unzähligen Verletzungsrückschlägen in den vergangenen Jahren mit einem Bruch des rechten Handgelenks 2009, angebrochenen Rippen 2010, einem Bandscheibenvorfall 2010 und Rückenproblemen 2011, einem Anriss der Patellasehne 2013 und einer Operation am linken Handgelenk 2014 war der frühere Davis-Cup-Spieler aus der öffentlichen Wahrnehmung zumindest als Aktiver fast schon verschwunden. „Ich habe gemerkt, wie sehr ich das Tennis vermisse und dass ich es doch noch kann“, sagte Mischa Zverev nach seinem Sieg in zwei Stunden und 48 Minuten.

Die Erfolge seines zehn Jahre jüngeren Bruders inspirierten ihn so sehr, dass er mehr sein wollte als „der beste Sparringspartner meines Bruders“. Alexander Zverev steht mittlerweile auf Platz 28 der Weltrangliste und trifft am Dienstag (17.00 Uhr MESZ) in einem deutschen Duell auf den Deggendorfer Qualifikanten Daniel Brands.

Mischa Zverev wiederum bekommt es in der zweiten Runden mit Jack Sock (USA/Nr. 26) zu tun. Zverev ist einer von acht deutschen Spielern, die bei den US Open aufschlagen.

Djokovic und Nadal sind weiter

Derweil sind auch der Weltranglisten-Erste Novak Djokovic und der an Nummer vier gesetzte Rafael Nadal in die zweite Runde eingezogen. Djokovic setzte sich im ersten Match der Night Session gegen Jerzy Janowicz aus Polen mit 6:3, 5:7, 6:2, 6:1 durch. Nach 2:37 Stunden nutzte der 29-Jährige am Montag (Ortszeit) vor den Augen seines Trainers Boris Becker den ersten Matchball zum Sieg.

Im Kampf um den Einzug in die dritte Runde trifft der serbische Titelverteidiger auf Jiri Vesely. Der Tscheche entschied seine Partie gegen den indischen Qualifikanten Saketh Myneni nach fünf Sätzen und 3:47 Stunden mit 7:6 (7:5), 4:6, 2:6, 6:2, 7:5 für sich. Nadal gewann ohne Probleme 6:1, 6:4, 6:2 gegen Denis Istomin aus Usbekistan.