Hamburg. Trainer Glienicki traut Rollstuhlbasketballerinnen nach Test gegen China alles zu

Holger Glienicki wirkt zufrieden, fast ein wenig überrascht. „Wir gehen mit einem sehr guten Gefühl nach Rio“, sagt der Trainer der deutschen Rollstuhlbasketball-Frauen. „Wir sind da, wo wir hinwollen.“

Drei Länderspiele gegen China in Hamburg waren der letzte Härtetest für die Paralympicssiegerinnen von 2012 vor dem Abflug zu den Spielen in Brasilien an diesem Míttwoch. Drei überzeugende Siege gegen den Asienmeister befeuerten den Optimismus des Hamburger Erfolgstrainers. 52:40 wurde am Freitag gewonnen, 70:58 am Sonntagvormittag, und 58:42 endete die offizielle Partie vor rund 600 Zuschauern am Sonnabendabend in der Wilhelmsburger Inselparkhalle. Kapitänin Marina Mohnen aus Frankfurt war mit 26 Punkten Deutschlands Topschützin, Gesche Schünemann von den BG Baskets steuerte 16 Punkte bei. Zum Team ge­hören auch die HSV-Spielerinnen Maya Liundholm (6 Punkte), Annika Zeyen (2) und Simone Kues.

Die Chinesinnen hatten sich in der Qualifikation für Asien-Ozeanien immerhin gegen Deutschlands Endspielgegner von 2012, Australien, durchgesetzt und zeigten sich mit Ausnahme des ersten Spiels am Freitag (Jetlag) als solider, aber chancenloser Gegner, der sich auch von Spiel zu Spiel gesteigert hat. Ein guter Test, den sich am Sonnabend auch HSV-Geschäftsführer Jörn Spuida und Chinas Generalkonsul Congbin Sun anschauten. „Wir sind spielerisch und vom Fitnesszustand so weit, dass wir unsere Leistung zu einhundert Prozent abrufen konnten“, staunte Glienicki, „das hätte ich vor vier Wochen selbst noch nicht gedacht.“

Aber seine Frauen haben etwas getan. Zweimal waren sie in den letzten 14 Tagen jeweils von Donnerstag bis Sonntag in Hamburg. Da ein längeres Trainingslager aus organisatorischen und finanziellen Gründen nicht möglich war, gab Glienicki den Spielerinnen zusätzliche Aufgaben für das Training daheim mit. Korbleger in bestimmter Zeitvorgabe, Freiwürfe, Rollstuhlübungen – solche Sachen. Überprüft wurden die Ergebnisse in einer eigens eingerichteten WhatsApp-Gruppe. Da kann man schummeln, bringt aber nichts. Auf dem Platz ist die Wahrheit. „Man sieht, dass sie sehr gut einzeln trainiert haben“, lobte der Coach, „wir haben einen besseren Trefferquotienten, uns im Spiel als Team bestens präsentiert, versuchen Spielkontrolle zu erlangen und spielen aggressiver.“

Brasilien ist am 9. September in Rio der erste Vorrundengegner. „Für mich ist das ein perfekter Start. Wir müssen Brasilien schlagen“, sagt Glienicki, „Aber da wird eine gute Stimmung gegen uns sein, das erhöht den Druck zusätzlich.“ Denn danach wird es ernst. Jeden Tag gibt es ein Spiel, es folgen Großbritannien und Kanada, die härtesten Kontrahenten um den angestrebten Gruppensieg, und zum Abschlusss der Vorrunde Argentinien. „Wie es wirklich läuft, müssen wir vor Ort sehen“, meint der Bundestrainer, „aber ich glaube, wir können an einem guten Tag jeden schlagen, auch die Topteams aus den USA, Niederlanden und Kanada.“