Kühlungsborn. Beachvolleyballer Böckermann/Fluggen werden in Kühlungsborn Dritte. Ludwig/Walkenhorst trainieren wieder

Das war nach den jüngsten Strapazen und Feiern dann doch etwas viel Beachvolleyball für Markus Böckermann (30) und Lars Flüggen (26). Nach ihrem 2:0-Viertelfinalsieg am Sonntag um 8.45 Uhr gegen die hinter ihnen an Nummer zwei gesetzten Kay Matysik/Dirk Westphal (Berlin/Nantes) fehlte dem deutschen Nationalteam vom Club an der Alster zwei Stunden später im tiefen Sand des Ostseebades Kühlungsborn die letzte Kraft, um im Halbfinale auch noch die an elf geführten Außenseiter Max Betzien/Nils Ehlers (VCO Berlin/Netzhoppers KW-Bestensee) zu blocken. Nach 54 Minuten verloren die Hamburger mit 1:2 (19:21, 21:14, 8:15)-Sätzen. „Wir waren platt. Trainingsmangel, Schlafmangel, jede Bewegung war am Ende ein Kampf“, gestand Böckermann.

Betzien/Ehlers nahmen den Schwung des überraschenden Sieges ins Finale mit, besiegten Philipp-Arne Bergmann/Yannick Harms (Hameln) in 45 Minuten mit 2:1 Sätzen und feierten auf dem fast bei allen Spielen mit 1500 Zuschauern voll besetzten Centre-Court ihren ersten Supercup-Erfolg auf der nationalen Smart-Beach-Tour.

Die Olympiastarter Böckermann/Flüggen hatten das letzte Sandturnier vor den deutschen Meisterschaften in Timmendorfer Strand (8. bis 11. September) jedoch schnell abgehakt. Das Ergebnis entsprach ihren gedämpften Erwartungen. Rang drei fiel ihnen schließlich kampflos zu, weil Sebastian Fuchs/Jonas Schröder (VCO Berlin/TGM Gonsenheim) nicht antraten. Fuchs hatte sich im Halbfinale die Schulter ausgekugelt. „Wir sind mit der Olympiamannschaft am Dienstag aus Rio zurückgekehrt, erst seit Mittwoch wieder im Training. Da läuft eben noch nicht alles rund“, sagte Böckermann; was er nicht als Entschuldigung, eher als Klarstellung verstanden wissen wollte. In Timmendorf wollen Böckermann/Flüggen noch mal voll angreifen.

Der Auftritt dort könnte ihr letzter werden. „In der Woche danach werden Lars, unser Trainer Bernd Schlesinger und ich uns hinsetzen und beraten, wie es weitergehen soll“, sagt Böckermann. Für die Fortsetzung der gemeinsamen Karriere spricht, dass nach dem Olympiasieg des HSV-Duos Laura Ludwig/Kira Walkenhorst Beachvolleyball mehr Beachtung im Fernsehen und bei Sponsoren erfahren könnte.

„In meinem erlernten Beruf als Ingenieur würde ich wohl mehr verdienen“, hat Böckermann zuletzt wiederholt betont. Aber er sagt auch immer: „Es geht uns nicht ums Geld. Der Spaß steht absolut im Vordergrund.“ Den hatten in den vergangenen anderthalb Jahren Verletzungen beeinträchtigt, weil ihnen 2015 auf der Welttour weder ein Physiotherapeut noch die nötigen Regenerationszeiten zur Verfügung standen. Das hat sich nach dem Aufstieg zum Nationalteam Anfang dieses Jahres geändert. Die Voraussetzungen, weiter Beachvolleyball auf höchstem Niveau zu spielen, wären also gegeben.

Weitermachen werden auf jeden Fall Ludwig/Walkenhorst. Auch mit Beachvolleyball. „In dieser Woche werden wir nach unserem Off-Court-Marathon durch Fernsehstudios und Veranstaltungen unserer Sponsoren zu unseren Wurzeln zurückkehren“, kündigten beide an – wohl auch ein wenig erschöpft von dem Trubel um ihre Personen. „Neun Trainingseinheiten und nur einen PR-Termin. Timmendorf ruft! Wir müssen wieder Spannung aufbauen“, schrieben „Eure Mädelzzzzz“ auf Facebook. Das ist ganz im Sinne ihres Cheftrainers Jürgen Wagner.

Der wollte die Olympiasiegerinnen ursprünglich nicht bei den Meisterschaften antreten lassen, weil er nach dem Triumph in Rio – und dem verständlichen Wunsch ihres Managements (Vitesse Kärcher aus Fellbach bei Stuttgart), die Goldmedaillen zu vermarkten – genau diesen Spannungsabfall befürchtet. Wagner weiß schließlich, wovon er spricht. Vor vier Jahren schlugen seine ersten Olympiasieger – Julius Brink/Jonas Reckermann – zwei Wochen nach dem Goldgewinn in London in Timmendorf auf und wurden nur Vierte. Schlimmer noch: Sie konnten wegen Verletzung nicht mehr zum Spiel um Platz drei antreten. Es war der Anfang vom Ende der Laufbahn Reckermanns, Brink sollte ihm ein gutes Jahr später aus denselben Gründen in den sportlichen Ruhestand folgen. Heute sind beide geschätzte TV-Experten bei ARD, ZDF und Sky.

Laura Ludwig machte 2012 ähnliche Erfahrungen. Mit ihrer damaligen Partnerin Sara Goller (heute Niedrig) verlor sie nach Platz fünf in London in Timmendorf in der dritten Verliererrunde gegen Geeske Bank und eine gewisse Kira Walkenhorst mit 0:2 Sätzen. Das Spiel bestätigte sie immerhin bei der Wahl ihrer neuen Partnerin. Walkenhorst war die richtige. Sie sollte so was von recht behalten.