Berlin. Bei der Wahl des DFL-Vorstands geht es um mehr als Posten. Im Vorfeld war ein hitziger Verteilungskampf um das Fernsehgeld entbrannt

Wenn an diesem Mittwoch im Berliner Hotel InterContinental der neue Vorstand des Ligaverbandes gewählt wird, geht es nicht nur um die wichtigsten Posten im deutschen Profifußball. Vor allem wird die Frage beantwortet, wer die Milliarden aus dem neuen Mega-TV-Vertrag verteilt. Um die Zerreißprobe abzuwenden, sprach Liga-Boss Reinhard Rauball schon frühzeitig ein Machtwort. „Niemand hat dafür Verständnis, wenn sich der Ligaverband nach dem größten Medienvertrag aller Zeiten mit Blick auf die Geldverteilung streitet“, sagte der 69-Jährige.

Rauball wird in Berlin in Anwesenheit von Bundesinnenminister Thomas de Maizière und DFB-Präsident Reinhard Grindel ohne Gegenkandidat im Amt bestätigt. „Der Ligaverband als Solidargemeinschaft der 36 Clubs ist eine einzige Erfolgsgeschichte, die nicht gefährdet werden darf“, mahnte Rauball.

Wenn es ums liebe Geld geht, scheint bei vielen die Freundschaft aber aufzuhören. Vor allem die Zweitligisten bangen um ihren Anteil an den 1,5 Milliarden Euro, die es ab der Spielzeit 2017/18 pro Saison geben wird. Bislang kassiert das Unterhaus 20 Prozent. Dazu gesellt sich das „Team Marktwert“, ein Zusammenschluss aus sechs Clubs, der auf eine neue Art und Weise der Verteilung und stärkere Berücksichtigung der „weichen“ Werte pocht. Einer der Initiatoren war HSV-Marketingvorstand Joachim Hilke. „Wir setzen uns dafür ein, dass der aktuelle Marktwert des jeweiligen Vereins endlich auch in die Verteilung der TV-Gelder einfließt – so wie in allen großen europäischen Ligen üblich “, hatte Hilke erklärt.

Deshalb wird die Zusammensetzung des neunköpfigen Vorstandes entscheidend sein: Neben Rauball als Präsident werden auch der 1. Vizepräsident Peter Peters (Schalke 04) und Klaus Filbry (Werder Bremen) ihre Ämter behalten. Für die Bundesliga ersetzt Jan-Christian Dreesen (Bayern München) Noch-Bayern-Präsident Karl Hopfner. Neu gewählt wird der 2. Vizepräsident, der sicher aus dem Unterhaus kommen wird, sowie die beiden weiteren Vertreter der 2. Liga. Mit im Vorstand sitzen außerdem DFL-Boss Christian Seifert und DFL-Direktor Ansgar Schwenken. Gewählt wird auch die neue Zusammensetzung des DFL-Aufsichtsrats, in dem satzungsgemäß Rauball und Peters als Vorsitzender und dessen Stellvertreter sitzen werden.

„Fakt ist: Wir brauchen im Sinne der gemeinsamen Sache die besten Kandidaten für Ligavorstand und DFL-Aufsichtsrat – darum muss es bei der Generalversammlung in erster Linie gehen“, sagte Rauball: „Zumal das Aufgabenspektrum des Ligavorstandes deutlich mehr Themen beinhaltet als lediglich die Verteilung der Medieneinnahmen.“ Adressiert war das in erster Linie an Manager Andreas Rettig vom Hamburger Zweitligisten FC St. Pauli. Der frühere DFL-Geschäftsführer, seit rund einem Jahr am Millerntor tätig, hatte zuvor angeregt, dass sich Seifert und Schwenken bei der Abstimmung über den Verteilerschlüssel enthalten sollen. Die klare Abfuhr folgte auf dem Fuße.

Beim Tauziehen um das Geld steht Karl-Heinz Rummenigge am anderen Ende. Der Vorstandsboss von Rekordmeister Bayern München fordert höhere Einnahmen für seinen Club, der aufgrund seiner Spitzenposition bei der Fünfjahreswertung schon jetzt am meisten kassiert. „Ich erwarte eine seriöse Lösung und faire Lösung durch die DFL, bei der die Topclubs entsprechend ihrer Funktion als Lokomotive berücksichtigt werden“, sagte Rummenigge.

Zur Feierstunde kam es bereits am Dienstagabend. Rauball zeichnete Olympia-Held Horst Hrubesch, Eintracht Frankfurts langjährigen Vorstandsboss Heribert Bruchhagen sowie HSV-Legende Uwe Seeler zwei Monate vor dessen 80. Geburtstag mit dem „Ehrenpreis der Bundesliga“ aus.