Hamburg . St. Paulis loyaler Reservekeeper erntet nach seinem erfolgreichen Pokaleinsatz in Lübeck Lob und Anerkennung

Auch am Tag nach dem erfolgreichen Pokalabend in Lübeck strahlte Philipp Heerwagen gute Laune aus. Es war St. Paulis 33 Jahre altem Torhüter, der zwar die Nummer eins auf dem Rücken trägt, aber de facto die Nummer zwei hinter Robin Himmelmann ist, leicht anzumerken, wie sehr er sich über seinen Einsatz beim 3:0-Erfolg auf der Lohmühle gefreut hatte. „Das war Balsam für die Seele“, sagte Heerwagen am Sonnabend.

Erst am Donnerstag, also einen Tag vor dem DFB-Pokalspiel beim VfB Lübeck, hatte Heerwagen erfahren, dass Himmelmann wegen muskulärer Probleme im Beckenbereich ausfällt und Trainer Ewald Lienen ihn einsetzen wird. „Danach sind sehr viele Spieler, aber auch Leute aus unserem Funktionsteam auf mich zugekommen und haben mir gesagt, dass sie sich wahnsinnig für mich freuen“, erzählte Heerwagen. Im Spiel blieb der Routinier fehlerlos und ohne Gegentor, so dass St. Pauli nie in Gefahr kam, zu verlieren. Dies wollte Heerwagen keinesfalls nur auf sich beziehen. „Die Jungs vor mir haben einen riesigen Job gemacht. Da war kein Wackler drin. Vor allem Philipp Ziereis und Sören Gonther haben dem Team viel Stabilität gegeben.

Dieses Lob gab Kapitän Sören Gonther am Sonnabend umgehend zurück. „Heerwi hat mit seiner ganzen Ausstrahlung und Präsenz eine sehr beruhigende Wirkung auf die ganze Mannschaft. Er ist total souverän, das zeigt er auch in jedem Training.“

Für Philipp Heerwagen schloss sich in Lübeck zudem in gewisser Weise ein Kreis. 13 Jahre zuvor hatte er auf der Lohmühle mit Aufsteiger SpVgg. Unterhaching eines seiner ersten Zweitligaspiele bestritten. Beim damaligen 2:0-Erfolg (beide Tore durch den Ex-HSVer Francisco Copado) hielt Heerwagen einen Strafstoß und blieb, wie auch jetzt, ohne Gegentor. Unter den 7200 Zuschauern war damals auch Heerwagens Großmutter Elisabeth. „Hinterher berichtete sie, dass die Lübecker Fans mich immer ausgebuht haben und sie mich verteidigt hat. Jetzt wird sie bald 95 Jahre alt und war am Freitag nicht mehr im Stadion“, erzählte der Keeper.

Dafür aber hatte Heerwagen seine Oma in der Woche vor dem Spiel noch zweimal zum gemeinsamen Mittagessen besucht. „Ich bin da auch schon immer an der Lohmühle vorbeigefahren, wusste aber nicht, dass ich auch spielen werde. Das war schon kurios“, sagt er.

Ebenso wie seine Großmutter wohnt auch Heerwagens Onkel in Lübeck. Diese Nähe zur Verwandtschaft ist für den Münchner ein Grund, warum er sich beim FC St. Pauli so wohl fühlt. „Dazu kommt, dass die Stadt schön ist, der Verein etwas Besonderes ist und ich mich mit der Sache hier hundertprozentig identifizieren kann“, sagt er. Vor seiner jüngsten Vertragsverlängerung habe er auch finanziell interessante Angebote von Clubs aus der Zweiten und Dritten Liga gehabt, bei denen er häufiger hätte spielen können. „Mit Mitte 20 habe ich mir geschworen, ab 30 nur noch dort zu spielen, wo ich richtig Spaß habe und nicht mehr auf die Kohle gucken muss“, sagt er. Das hat er in die Tat umgesetzt.

Trainer Lienen schätzt Heerwagen als loyalen Ersatzkeeper und zollte ihm nach dem 3.0 in Lübeck höchstes Lob: „Er hat einen super Charakter und ist ein sehr wichtiger Bestandteil unseres Kaders. Deshalb gehört er zum Mannschaftsrat. Er bringt sich immer sehr ein und zeigt starke Trainingsleistungen. Er hatte sich seinen Einsatz mehr als verdient, und ich freue mich sehr, dass er einen Teil beigetragen hat, die nächste Runde zu erreichen.