Rio De Janeiro. Deutsche Fußballfrauen holen erstmals Olympia-Gold – ein Abschiedsgeschenk für Bundestrainerin Silvia Neid

DFB-Präsident Reinhard Grindel sprach von einem historischen Sieg, dem größten Erfolg für den deutschen Frauenfußball. Das 2:1 im olympischen Finale gegen Schweden brachte nicht nur die 14. Goldmedaille für das deutsche Team. Der Triumph von Maracanã krönte zugleich die Karriere von Bundestrainerin Silvia Neid. Die 52-Jährige, die nach den Spielen ihr Amt an Steffi Jones übergibt, freute sich über das „i-Tüpfelchen“, Grindel nannte sie „die Frau, die den deutschen Frauenfußball am meisten geprägt hat“. Sieben finale Neid-Faktoren als Bilanz einer großen Karriere.


Die Erfolge: Neid war vom ersten Länderspiel der deutschen Frauenfußballgeschichte (1982) bis jetzt bei jedem Match dabei – ausgenommen 15 verletzungsbedingte Ausfälle. Als Spielerin, Co-Trainerin und Trainerin war sie damit an allen Erfolgen der Nationalmannschaft beteiligt. Sie holte zwei Weltmeistertitel, gewann acht Europameisterschaften und bei Olympischen Spielen zwei Bronzemedaillen, ehe nun der Gold-Coup folgte.
Das Endspiel: Fast während des gesamten Finals, das sich vor allem nach der Halbzeit zu einem mitreißenden Schlagabtausch entwickelte, stand Neid in der Coaching-Zone. Sie wollte näher dran sein. „Wer kann schon sein letztes Spiel im Maracanã-Stadion machen“, sagte sie ergriffen. Und überhaupt: „Das Spiel war der Wahnsinn!“
Die Medaille: Anders als bei Weltmeisterschaften gibt es Medaillen bei Olympischen Spielen nur für Athleten, nicht für Trainer. „Egal“, sagte Silvia Neid, „ich freue mich auch ohne Medaille sehr, sehr, sehr.“
Ihre Gefühle: „Dieser Erfolg ist fast nicht in Worte zu fassen“, so Neid, „das ist ja das Besondere, wenn man da angekommen ist, wo wir jetzt sind, erlebt man pure Freude, weil so viel Arbeit dahinter steckt. Und dann ist das Gefühl da, alles richtig gemacht zu haben. Nicht nur ich als Trainerin, sondern das ganze Team und Management.“
Kritik: Trotz aller Erfolge blieb Neid stets auch fachlich umstritten. Sie galt als unnahbar und hielt die Spielerinnen meist auf Distanz. Allerdings hat sie es immer verstanden, die richtigen Leute um sich zu versammeln, Fäden zu ziehen und ihr Team zu pushen.
Gold-Wirkung: Neid widersprach Grindel. Der DFB-Präsident hofft, dass der Olympiasieg einen Schub im deutschen Frauenfußball auslöst. Das fand Neid übertrieben. „Natürlich ist es immer gut, wenn man Turniere gewinnt“, sagte sie, „aber wir haben doch schon gute Strukturen im deutschen Frauenfußball. Wir haben die beste Liga der Welt.“
Das Loslassen: „Wenn man das selbst bestimmen kann, ist es einfacher“, sagte Neid. Das Wichtigste sei es gewesen, Steffi Jones eine intakte Mannschaft in die Hand zu geben: „Das Baby ist groß und aus dem Haus. Ich war jetzt 34 Jahre mit dem Fußball in der Nationalmannschaft verbunden. Künftig möchte ich mich etwas um mich selbst kümmern, mich weiterbilden. Das Kribbeln werde ich vermissen, mal sehen, wo ich mir das jetzt herhole.“