Rio de Janeiro. Heute das Halbfinale gegen das topgesetzte Team aus Brasilien

Laut war es in der Interviewzone, vom Centre-Court wummerten die Bässe herüber, mit denen die Fans zu noch lauterem Anfeuern animiert werden sollen. In diesem Moment begann man zu verstehen, was das Erfolgsgeheimnis ist, das Laura Ludwig (30) und Kira Walkenhorst (25) ins Halbfinale des olympischen Beachvolleyballturniers getragen hat: ihre unerschöpflich scheinende Lockerheit. Immer wieder wurden dem Hamburger Duo dieselben Fragen gestellt, doch die Europameisterinnen antworteten so geduldig, als hätten sie diese Fragen zum ersten Mal in ihrem Leben gehört.

Genauso entspannt hatten die in Berlin geborene Ludwig und die gebürtige Essenerin Walkenhorst am Wochenende ihre Arbeit verrichtet. Dem 21:19, 21:10-Achtelfinalsieg über Isabelle Forrer/Anouk Vergé-Depré aus der Schweiz hatten sie im Viertelfinale ein 21:14, 21:14 gegen Sarah Pavan und Heather Bansley aus Kanada folgen lassen. Siege wie Ausrufezeichen gegen Teams, die normalerweise auf Augenhöhe mit dem deutschen Topduo agieren. Die klare Botschaft: Wir sind bereit!

Pavan und Bansley dagegen waren fertig mit der Welt. „Wir wollten sie mit Angriffsdruck brechen, aber wir hatten nie eine Chance. Sie haben unglaublich gespielt“, sagte Pavan, mit 196 Zentimetern die größte Spielerin im Feld, von der taktischen Finesse und der brachialen Angriffswut der beiden Deutschen aber auf Normalmaß gestutzt. „Wir hätten selbst nicht erwartet, dass es so schnell gehen würde“, sagte Ludwig nach den 37 Viertelfinalminuten.

Den Einzug in die Runde der letzten acht hatten die beiden als Pflichtziel ausgegeben. „Als wir es geschafft hatten, sind uns schon viele Steine vom Herzen gefallen“, gestand Blockspielerin Walkenhorst. Die 25-Jährige hatte trotz der überlegen geführten Auftritte noch Verbesserungspotenzial gesehen. „Im Aufschlag können wir noch etwas optimieren“, sagte sie. Ludwigs Abwehraktionen dagegen hält sie für ausgereift. „Was Laura wieder für Bälle zurückgebracht hat, das war sensationell.“

Das untrügliche Gefühl, eine Einheit geworden zu sein, in der sich die eine auf die andere verlassen kann und die mit einem Siegeswillen agiert, der keinen Zweifel am Erreichen des Medaillenziels zulässt, macht sie auch zu Favoritinnen im Halbfinale (heute, 21 Uhr/MESZ). Auch wenn es nun erstmals gegen ein einheimisches Team geht. Larissa Franca und Talita Da Rocha Antunes hatten sich gegen Joana Heidrich/Nadine Zumkehr (Schweiz) nur knapp in 2:1-Sätzen durchgesetzt. Und 10.000 Brasilianer werden gegen das deutsche Nationalteam buhen und schreien.

„Bislang ist es uns immer gut gelungen, das Publikum auf unsere Seite zu ziehen. Das wird nun zum ersten Mal anders sein. Es wird laut und interessant werden“, sagte Ludwig. Da sie die Brasilianerinnen zuletzt aber dreimal in Folge besiegen konnten, muss der notwendige Respekt vor dem Gegner nicht in übersteigerte Sorge umschlagen. „Wir haben jetzt noch zwei tolle Spiele vor uns“, blickte Kira Walkenhorst nach vorne, „und wir werden alles tun, um uns zu belohnen.“ (bj)