Hamburg. Der Hamburger SK sucht Sponsoren. Er will mit intelligentem Nachwuchs werben

Der Hamburger Schachklub von 1830 (HSK) ist der älteste Schachverein Deutschlands, mit rund 600 Mitgliedern auch der größte. Neben der SG Solingen ist er der einzige Club, der seit Gründung der Bundesliga 1975 erstklassig zieht. Auch die Damen sind nationale Spitze. Der HSK kooperiert seit Jahrzehnten mit zahlreichen Hamburger Schulen, bietet Unterricht in allen Altersklassen an. Motto: „Eine Stunde Schulschach ersetzt zwei Stunden Mathematik.“ Die Jugendmannschaften des Vereins werden regelmäßig deutscher Meister. Und der Verein hat in Eilbek sein eigenes Haus. Das ist ebenfalls ein Alleinstellungsmerkmal.

Wenn der HSK künftig für seine Topteams auf Sponsorensuche geht, will er alle diese Argumente vernachlässigen. Sie interessieren kein Unternehmen. Schach ist Nische, nicht im Fernsehen, überhaupt selten in den Medien. Selbst der Status als Sport wird hin und wieder diskutiert. Jetzt hat der ehemalige Spitzenspieler und frühere Personalleiter Manfred Giersiepen ein neues Konzept für die Akquise des HSK erstellt. Zentrale Aussage: Wir bieten Ih-nen die „High Potentials“ der Zukunft.

Im Jahre 2030, prognostiziert die deutsche Wirtschaft, werden ihr 3,5 Millionen Fachkräfte fehlen. Die Firmen müssen sich um geeigneten Nachwuchs sorgen. „Unternehmen geben sehr viel Geld für berufsbegleitende Studien ihrer Mitarbeiter aus und das in Größenordnungen pro Person, die unserem Finanzbedarf entsprechen. Firmen kooperieren mit Universitäten. Warum nicht auch mit uns?, fragt Giersiepen. Seine Antwort: Weil wir sie bisher nicht getroffen haben!

Schachspieler gelten als überdurchschnittlich intelligent, sind damit auch für den Arbeitsmarkt hochinteressant. „Natürlich können wir unsere 300 Jugendlichen nicht verkaufen oder vermieten. Doch es sind Kooperationsmodelle denkbar, mit denen Angebot und Nachfrage zusammengeführt werden können, von denen beide Seiten am Ende profitieren“, sagt Giersiepen.

Ein Freundeskreis, Mäzene, kleine lokale Sponsoren finanzieren derzeit die Ausgaben für die beiden Bundesligamannschaften. Sie belaufen sich pro Saison auf rund 50.000 Euro. Die erste Mannschaft wurde zuletzt Sechster, die Damen Dritter. Die erhalten nun nennenswerte Verstärkung. Mit Elisabeth Pähtz (31) setzt sich künftig die beste deutsche Schachspielerin, Nummer 19 der Welt, für den HSK ans Brett.