Hamburg.

Doping-Whistleblowerin Julia Stepanowa hat nach ihrem Ausschluss von den Olympischen Spielen (5. bis 21. August) das IOC der Lüge bezichtigt. „Vor unseren Enthüllungen hat mich das IOC gefragt, ob ich einverstanden wäre, unter russischer Flagge an den Spielen teilzunehmen. Ich habe gesagt: ,Ja, ich wäre sehr glücklich darüber.‘ Nach meinen Veröffentlichungen hieß es dann vom IOC, dass ich nicht für Russland starten will“, sagte die 800-Meter-Läuferin Sky Sport News HD: „Das stimmt nicht.“ Stattdessen hätten die russischen Leichtathleten „nicht mit mir in einer Mannschaft antreten“ wollen. Mit ihrem Mann Witali hatte sie die Aufdeckung des Dopingskandals in ihrer Heimat ins Rollen gebracht.

Das IOC hatte Stepanowa die Teilnahme in Rio als „neutrale Athletin“ untersagt. Zwar begrüßte die Ethikkommission Stepanowas Beitrag zum Antidopingkampf; da sie aber mindestens fünf Jahre Teil des Systems gewesen sei, erfülle sie nicht die ethischen Anforderungen an einen olympischen Athleten. Stattdessen lud das IOC Stepanowa und ihren Ehemann als Gäste nach Brasilien ein. „Wir haben die Einladung abgelehnt. Hätte Julia nicht die Wahrheit erzählt, wäre sie als Athletin dabei gewesen. Aber so ist alles anders gekommen“, sagte Witali Stepanow: „Wenn das IOC über eine Null-Toleranz-Politik beim Doping spricht, ist es nicht mehr als ein Lippenbekenntnis.“

Inzwischen zeichnet sich ab, dass die russische Olympiamannschaft mehr als 200 Athleten haben wird. Der Fecht-Weltverband ließ jetzt alle 16 nominierten Russen sowie vier Ersatzleute zu. Russlands Präsident Wladimir Putin wird die Olympiadelegation vor dem Abflug im Kreml empfangen. In einer feierlichen Zeremonie sollen die Athleten auch vom Patriarchen der Orthodoxen Kirche gesegnet werden.