Hamburg. Auch Fußball-Amateure sollen nach Gelb-Rot oder der fünften Gelben pausieren

Ein Spiel im Hamburger Amateurfußball. Kurz vor dem Abpfiff. Die zurückliegende Mannschaft holt sich durch Frustfouls Gelbe Karten und einmal Gelb-Rot ab. Sperren? Keine! Eine Woche später dürfen alle wieder spielen. Der Hamburger Schiedsrichter Norbert Grudzinski (TSV Wandsetal) möchte bewusst kein spezielles Spiel als Beispielfall nennen. „So etwas kommt häufig vor. Es ist kein Problem von nur einigen wenigen Mannschaften“, sagt Grudzin­ski (39). Der DFB-Schiedsrichter pfeift bis zur Zweiten Bundesliga, steht zudem in den ersten beiden Profiligen als Assistent an der Linie. Ab und zu leitet er Spiele in der Oberliga Hamburg.

Um des Problems Herr zu werden, engagiert sich Grudzinski für die Sperre von Spielern im Amateurbereich nach fünfter Gelber oder Gelb-Roter Karte für ein Spiel. Doch einen mit der Unterstützung aller Schiedsrichter des Verbandsschiedsrichterausschusses eingereichten Antrag lehnte das Präsidium des Hamburger Fußball-Verbandes (HFV) ab.

„Das ist enttäuschend. Von der Unterstützung für uns Schiedsrichter, die der Hamburger Fußball-Verband vergangene Saison bei den vielen Gewaltfällen verkündet hat, war hier nichts zu sehen. Die Umsetzung dieses Antrags würde die Autorität der Schiedsrichter stärken und die Gesundheit der Spieler schützen“, sagt Grudzinski. Beschränkt war der Antrag zunächst zwecks Signalwirkung auf die Oberliga. „Alle Oberligisten unterstützten den Antrag für eine Sperre nach einer Gelb-Roten Karte, 17 von 18 sprachen sich für eine Sperre nach der fünften Gelben Karte aus. Es wurde also auch nicht im Sinne der Vereine entschieden, für deren Unterstützung wir uns natürlich bedanken.“

Carsten Byernetzki, Pressesprecher des Verbandes, sieht das anders. „Der Antrag ist durch den Verbandstag 2015 abgelehnt worden und kann erst vom Verbandstag 2017 neu beschlossen werden. Der Antrag soll zum nächsten Verbandstag gestellt werden. Festzustellen ist, dass das Präsidium inhaltlich für den Antrag ist und ihn unterstützt, jedoch die Entscheidung des Verbandstages eindeutig war und bindend ist“, sagt ­Byernetzki. Für Grudzinski ist das eine „rein juristische Sichtweise der Dinge“.

Sein Gegenbeispiel ist der Erlass des HFV, vom Pokalviertelfinale an keine zu den Hauptsponsoren konkurrierenden Werbepartner mehr auf Trikots, Hosen, Trainings- und Aufwärmkleidung der Vereine zuzulassen. „Diese Änderung“, sagt Grudzinski, „wurde auch nie auf einem Verbandstag beschlossen. Zum Wohle der Sports darf der Verband sehr wohl eingreifen. Und hier geht es nur um die Oberliga Hamburg, deren Unterstützung wir haben. Auf dem Verbandstag haben alle Vereine entschieden.“

Das Führen einer entsprechenden Datei für gelbverwarnte Spieler sei kein Problem. So verpflichteten sich die Schiedsrichter, alle Verwarnungen stets am Spieltag auf der Seite dfb.net einzutragen. „Wir Hamburger Schiedsrichter werden dranbleiben“, versichert Gru­dzinski. „Es geht uns ausdrücklich nicht um eine pauschale Verbandskritik. Uns ist das Thema wichtig.“