Hamburg. Zwei Wochen vor dem Zweitligastart offenbart Ewald Lienens Mannschaft defensive Stabilität, spielerische Ansätze und mangelnde Torgefahr

Am Sonntagnachmittag stand für die Fußballprofis des FC St. Pauli Posieren und Feiern auf dem Dienstplan – und das schon gut zwei Wochen vor dem ersten Punktspiel beim Bundesligaabsteiger VfB Stuttgart. Das Ganze war jedoch kein Ausdruck einer überzogenen Selbstsicherheit nach nunmehr vier absolvierten Wochen der Saisonvorbereitung, sondern hatte ganz plausible Gründe. Nach dem Shooting für das offizielle Mannschaftsfoto und für die Einzelporträts am Mittag sowie einem regenerativen Lauf durch das Niendorfer Gehege nahmen die Spieler sowie das Trainer- und Funktionsteam am Sommerfest des Kiezclubs auf dem Gelände des Trainingszentrums an der Kollaustraße teil.

Das Fest bei schönstem Sommerwetter war eine willkommene Ablenkung und eine gute Gelegenheit insbesondere für die neuen Profis, die beim FC St. Pauli beschäftigten Mitarbeiter einmal näher kennenzulernen. Von diesem Montag an aber gilt die gesamte Konzentration wieder der sportlichen Vorbereitung auf den Saisonstart am 8. August in Stuttgart und dem zur Generalprobe deklarierten letzten Testspiel am kommenden Sonnabend (16 Uhr) gegen den Europa-League-Sieger FC Sevilla im Millerntor-Stadion.

Einige weitere Erkenntnisse für die zu treffenden Personalentscheidungen lieferten die beiden 60-Minuten-Spiele am Sonnabend im Rahmen des Blitzturniers in Osnabrück. Dabei verlor St. Paulis B-Elf, die durch die praktisch gesetzten Stammspieler Lasse Sobiech und Ryo Miyaichi verstärkt worden war, gegen das walische Team von Cardiff City mit 1:2. Offensivtalent Maurice Litka (20) erzielte St. Paulis einzigen Treffer. Sobiech unterlief mit einem zu unpräzisen Rückpass zu Torwart Philipp Heerwagen das Eigentor, das den 1:2-Endstand markierte. Im zweiten Spiel des Turniers erkämpfte St. Paulis vermeintliche erste Elf gegen das Bundesliga-Topteam Borussia Mönchengladbach ein 0:0, ehe das Elfmeterschießen 4:5 verloren ging. „Wir haben gegen eine der besten deutschen Mannschaften sehr wenig zugelassen“, resümierte St. Paulis Trainer Ewald Lienen. Jan-Philipp Kalla hatte mit einem Kopfball, den Gladbachs Torwart Tobias Sippel an den Pfosten lenken konnte, die beste Torchance für St. Pauli. „Es ist schade, dass wir in dieser Szene nicht in Führung gegangen sind“, sagte Lienen später.

Insgesamt hat sein Team in den jüngsten drei Testspielen lediglich einen Treffer erzielt. Von den nominellen Offensivakteuren zeichnete sich Talent Nico Empen (20) in den bisher absolvierten acht Vorbereitungsmatches mit insgesamt drei Treffern aus. Der gleichaltrige Litka kam bisher auf zwei Tore, Aziz Bouhaddouz, Kyoungrok Choi und Waldemar Sobota nur auf je einen. Marvin Ducksch, Fabrice-Jean Picault und auch Miyaichi, die allerdings auch einige Male angeschlagen fehlten, gingen bislang leer aus.

Dagegen weist St. Paulis Team wie in der vergangenen Saison eine bemerkenswerte defensive Qualität auf, wie auch die nur sechs Gegentreffer in den acht Testspielen zeigen. Aber auch im Spielaufbau und dem schnellen Angriffsspiel über die Flügel ist eine Steigerung erkennbar.

Hoffnungsvoll ist auch mittelfristig betrachtet, dass von den potenziellen Stammspielern noch keiner 30 Jahre alt ist, die meisten von ihnen sogar nicht älter als 26. Dazu kommen die Eigengewächse Empen, Litka und Dennis Rosin sowie der Däne Jakob Rasmussen, die allesamt vielversprechende Perspektiven besitzen.

FC St. Pauli gegen Cardiff City: Heerwagen – Hedenstad, Sobiech, Rasmussen, Keller – Rosin – Miyaichi, Choi, Litka – Ducksch, Empen.FC St. Pauli gegen Borussia Mönchengladbach: Himmelmann – Hornschuh, Gonther, Ziereis, Buballa – Avevor, Buchtmann – Kalla, Sobota – Picault, Bouhaddouz.